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Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
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ihrer Trauer verzerrt. „Nur Töten!“
    Sutter dachte kurz nach. Sie hatte Recht, zumindest, soweit es ihn betraf. Alles, was er auf einer Mission machte, war töten. Und wieder verschwinden, aber hauptsächlich töten. Und die schöne junge Frau fand das offenbar schlecht.
    Gut, die Frage wäre natürlich, ob sie sich auch beschweren würde, wenn Sutter einen x-beliebigen Dritten getötet hätte – aber auch das hatte er bereits zu Genüge getan. Für einen kurzen Augenblick schoss ihm die Frage durch den Kopf, ob das so gut sei, was er machte. War Töten wirklich das einzige, was er konnte?
    Wenn er auf die letzten zwanzig Jahre zurückblickte, war Töten so ziemlich das einzige, was er getan hatte.
    „Nur Töten, Infidel . Was wartest du, warum erschießt du mich nicht auch?“, schrie die Frau.
    Sutter kniff kurz seine Augen zu, um sich zu konzentrieren. Ja, beschloss er, die Frau hatte Recht, er, der verdammte amerikanische Infidel, konnte wirklich nur töten. Er sah der schönen, schlanken Frau in ihre tief grünen, unglücklichen Augen, hob seine Waffe und schoss ihr in den Kopf.
    •
    Es wurde Zeit, zu packen und zu gehen. Er betrat das schöne, nach Tropenholz und Insektenspray riechende Holzhaus und musste nur kurz suchen, um das für seine „Kunden“ übliche Grab-Bag mit Geld zu finden. Sutter war klar, dass sein Job, vornehmlich selbst nicht zu existieren und dafür zu sorgen, dass es Andere auch nicht mehr taten, ihm keine große Beliebtheit einbrachte. Und dann war da noch sein Arbeitgeber, der nicht gerade für einen guten Rentenplan bekannt war – in Sutters Job wurde man normalerweise nicht so alt wie er es war. Sutter fühlte sich in diesem Moment plötzlich sehr alt.
    Nein, Rente in Sutters Job bedeutete, dass man einfach verschwand – wirklich ver schwand. Und das war mit ein paar Millionen Dollar deutlich einfacher als ohne. Murdalovs heutiger Beitrag zu Sutters privater Rentenkasse bei den ehrwürdigen Schweizer Privatbankiers Julius Bull & Cie. war durchaus großzügig, zumindest vom Gewicht her zu urteilen.
    Er sah sich noch einmal um , als er das Haus verließ, und konnte nicht anders, als das tote Pärchen noch einmal zu betrachten. Das lag vor allem daran, dass das Mondlicht ein Funkeln auf den beiden hervorrief, dort, wo Şemşats Hand auf Murdalovs Herzen lag.
    Sie war zur Seite gefallen, dem toten Mann, der auf dem Rücken lag, in den Arm. Es sah ein wenig so aus, als wären sie ein Liebespaar, friedlich schlafend, sie eng an ihn gekuschelt. Und Sutter hatte den Eindruck, dass sie das auch gewesen waren – ein Liebespaar. Zumindest das Mädchen hatte ihn geliebt. Irgendwie romantisch, dachte Sutter, und versuchte sich zurückzuerinnern, wann er selbst das letzte Mal so etwas wie Zuneigung empfunden hatte.
    Sutter schüttelte den Gedanken ab und sah sich den massiven Ring aus Gold und Platin aus näherer Entfernung an. Der Stein an dem Ring glänzte so, als wäre ein Diamant, kein lindgrüner Smaragd in die große Halterung eingelassen. Es war ein zartes Grün, und der Stein überstrahlte das Funkeln des Sternenhimmels. Sutter schoss ein Bild von zwei Augen durch den Kopf, die er vor zwei, drei Jahren gesehen hatte, braune Rehaugen mit einem ähnlichen Funkeln.
    Schon wieder wurde er sentimental, stellte er fest. Er beschloss, diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen. Aber den Ring nahm er mit, vielleicht war er ja mehr wert als ein paar Tausend Dollar.
     

Alles Gut
    05. August 2013
38° 57’ 05.05” Nord, 77° 08’ 42.85” West
Central Intelligence Agency, Virginia, USA
    „Miss Campbell“, sagte Roger T. Ivey so laut, dass Elena zusammenzuckte – sie hatte nicht erwartet, plötzlich von hinten angesprochen zu w erden. Sie drehte sich um.
    „Sie sprechen doch fließend Russisch, richtig?“, fragte Ivey.
    „Tun das nicht fast alle hier?“, entgegnete sie.
    „Nicht akzentfrei.“
    Sie lächelte. In ihrer Akte stand offenbar etwas Sinnvolles. Ihr Vorgesetzter fuhr fort: „Wir haben eine Anfrage von OPCON CA CT bekommen, einen fließend russisch sprechenden Agenten zur Verfügung zu stellen.“
    „CT?“, fragte Elena. „Counter-Terrorism?“
    „Ich habe keine Informationen, aber es geht wohl um Terroristen in Zentralamerika, sonst hießen sie ja nicht CA CT“.
    Schweigen. Ivey setzte fort:
    „Das könnte was mit den Funksprüchen der Russen zu tun haben – Sie eri nnern sich? Komische Wettermeldungen auf Voice of Russia, so vor sechs Monaten?“
    Elena

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