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Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Emerson
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Corporation verfügte.
    Auf dem nächsten Tisch lag die kleine Colleen. Sie war wach und schaute mich mit großen, unschuldigen Augen an. Ein leises Stöhnen entfuhr ihrem von Schläuchen verstopften Mund. Ich ertrug es kaum, sie anzusehen. Zu gut erinnerte ich mich noch an die Begegnung mit ihr im Krankenhaus vor ein paar Tagen. Ich spürte, wie tief in mir eine Tür ins Schloss fiel; irgendwo dort, wo ich meine Gefühle verbarg.
    Schließen wir die besser eine Weile weg , sagten die Techniker mit ernster Stimme.
    Ich trat an die Wand und zog ihren Stecker.
    Dann ging ich weiter, von einem Tisch zum nächsten.
    Ich zog alle Stecker.
    Das Summen der Maschinen erstarb, und Stille breitete sich aus. Alle Lichter erloschen. Die Gefolterten fanden ihren Frieden.
    Als ich fertig war, sank ich an der Wand in mich zusammen. Der Rucksack auf meinen Schultern zog mich zu Bo den, und ich fühlte mich schwer, viel zu schwer. Ich rutschte immer tiefer, mir wurde schlecht, und dann übergab ich mich auf den Boden. Es war fast nur Flüssigkeit. Ich schloss die Augen. Ich brauchte jetzt einfach nur einen kurzen Moment der Ruhe …
    Dann hörte ich auf einmal etwas … eine leise Stimme. Sie kam von direkt hinter mir – aus Dr. Marias Rucksack.
    Ich richtete mich auf, nahm den Rucksack von der Schul ter und durchwühlte ihn. Unter dem Arztkoffer waren noch ein T-Shirt, eine Taschenlampe, ein paar Sojariegel und ein Subnetz-Handy.
    »Hallo, hört mich irgendwer?« Das Gesicht auf dem kleinen Schirm war Aarons. »Ach, hey, der Kiemenjunge … ich meine, Owen. Dann hat Maria dir wohl ihr Telefon gegeben?«
    »Ja«, sagte ich. »Sie meinte, du wärst ein Freund.«
    Aaron nickte und schaute an mir vorbei. »Scheint, als wärst du grade im Gruselkabinett.« Ich hatte keine Ahnung, ob er das für witzig hielt. Wenn ja, hatte er einen ziemlich kranken Sinn für Humor, und mir fiel im Moment nichts dazu ein.
    Er sah sich misstrauisch um und senkte die Stimme. »Pass auf, wir müssen dich hier rausbringen – am besten gestern schon. Gleich südlich der Hütten gibt es eine Versorgungsluke. Nummer sechs. Wie schnell kannst du dort sein?«
    Ich versuchte die Entfernung zu schätzen. »In einer halben Stunde, vielleicht?«
    »Okay, das ist gut. Dann gebe ich Robard und den Nomaden Bescheid, dass sie ein Team schicken, um dich abzuholen. Ich kann die Luke öffnen, vorausgesetzt, du lässt dich vorher nicht schnappen. Soweit ich das sagen kann, ist Paul wieder im Tempel, von daher solltest du etwas Zeit haben.«
    »Okay. Wir … also, Dr. Maria …«
    »Ich weiß schon, Kleiner. Ich habe es live auf den Monitoren gesehen. Komm einfach zur Versorgungsluke Nummer sechs, okay? In dreißig Minuten mache ich sie auf, und ich kann sie nicht ewig offen lassen.«
    »Okay.«
    Ich starrte auf den dunklen Schirm. Ich wollte einfach nur noch raus. Keine Luftschiffe mehr, kein Schädel … und besonders wollte ich nicht auf einem dieser Tische enden.
    Ich hörte den Klang eines Reißverschlusses. Lilly hatte das Plastikfenster an Annas Zelt geschlossen. Dann ging sie wieder in die Mitte des Raums, zu Evan, dessen Tisch ihr am nächsten war. Sie fühlte seinen Puls und nickte. »Sie leben noch«, sagte sie. »Als ich vorhin runterkam, habe ich schon einmal nachgesehen.«
    »Gut«, sagte ich und warf mir wieder den Rucksack über. »Pass auf, Aaron meint, er kann eine Luke für uns öffnen, aber wir müssen in einer halben Stunde da sein. Das heißt, wir müssen uns beeilen.«
    »Okay«, sagte Lilly. »Hilf mir einfach, sie loszumachen.«
    Ich fühlte, wie uns die Zeit unter den Fingern zerrann. »Lilly, Paul wird ihnen nicht das Gleiche antun wie Anna. Jetzt, wo er vom Schädel und uns beiden weiß …«
    Lilly fuhr herum. »Das ist meine Familie , Owen!« Sie schrie mich an, ein wildes Tier. »Du hast noch eine. Ich nicht!«
    »Wenn wir nicht schnell von hier verschwinden, werden wir noch enden so wie sie!«, schrie ich zurück und zeigte auf Anna. Fast spürte ich schon die Messer, die mir die Brust aufschnitten, um nach dem Atlanter in mir zu suchen.
    »Dann hau doch ab!« Sie begann, Evan loszumachen. »Lieber sterbe ich, als auch noch sie zu verlieren.«
    Ihre Worte hallten in mir nach. Auch noch sie. Lilly hatte bereits eine Familie verloren.
    Und mir wurde klar, dass ich mich irrte: Paul würde unsere Freunde zwar vielleicht nicht mehr aufschneiden, aber er würde sie auch kaum einfach wieder zurück an die Arbeit schicken, nachdem sie das

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