Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Gesichter einander näherten, hatte ich die glei chen alten dummen Gedanken: Das kann doch nicht sein – bestimmt machst du irgendwas falsch …
Dann aber küssten wir uns. Unsere Lippen öffneten sich, ihre Zunge fand meine, zwei warme Geschöpfe, die miteinander spielten, und ich versuchte zu erraten, was sie tat, und das Gleiche zu tun. Und es schien gut zu funktionieren, denn wir küssten uns immer noch, und es war einfach unglaublich. Die Sekunden verstrichen, dann eine Minute …
»Hallo? Hallooo?«
Das Handy. Das verdammte Handy.
Ich ließ sie los. »Tut mir leid.« Ich nahm das Handy aus der Tasche und sah Aaron, der gestresst und nicht gerade sehr erfreut wirkte. »Hey«, sagte ich. »Owen hier.«
»Owen, Owen, Owen«, murmelte Aaron. »Kannst du mir vielleicht erklären, wie es kommt, dass ich hier sitze – oder eher, mich in der Ecke verkrieche, damit man mich nicht findet – und versuche, halb Eden West davon abzulenken, dass sich vor der Kuppel gerade ein Team Nomaden zu Luke Sechs vorarbeitet, nur um dann feststellen zu müssen, dass sich zwar drei junge Leute dem Treffpunkt nähern, aber du nicht dabei bist? Bitte sag mir, dass das bloß daran liegt, dass sich mein überdurchschnittliches Sehver mögen plötzlich und auf unerfindliche Weise verschlechtert hat – und nicht, wiederhole, nicht , weil du und dieses Mädchen sich immer noch sonst wo herumtreiben.«
»Mit deinen Augen ist alles in Ordnung. Wir suchen nach Leech.«
Aarons Gesicht verfinsterte sich. »Ihr sucht nach Leech.«
»Genau – er ist der dritte Atlanter.«
»Ach so.« Er verdrehte gelangweilt die Augen. » Deshalb. «
Ich starrte ihn an. »Du wusstest davon?«
»Natürlich, Junge.«
Da hätte ich ihn am liebsten angeschrien. »Und wieso sagt mir das keiner?«
»Zum Beispiel, damit du nicht so was Schwachsinniges probierst, wie ihn jetzt noch suchen zu gehen, statt dich so schnell wie möglich zum Ausgang zu bewegen, wie ich gesagt habe.«
»Tut mir leid, aber genau das werden wir tun. Du kannst also auch in den Tempel sehen?«
»Das Auge sieht alles«, erwiderte Aaron. »Allerdings stimmt das nicht ganz. Die Kameras im Tempel sind ja immer noch außer Betrieb. Und selbstverständlich gibt es auch keine in den Duschen oder Toiletten des Camps. Großes Ehrenwort.« Er schien sich königlich zu amüsieren.
»Du bist echt widerlich!«, rief Lilly ins Handy.
»Dann weißt du also nicht, wo Leech steckt«, stellte ich fest.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte er aufgebracht. »Und wenn ich es wüsste, hätte ich nicht den geringsten Grund, es dir mitzuteilen!«
»Wir können ihn nicht zurücklassen«, sagte ich. »Er ist der dritte Atl…«
»Junge, verschon mich, ich weiß das alles längst. Wir können Leech später noch rausholen. Deine Möglichkeit zur Flucht dagegen kommt gerade bei der Luke an. Also schaff dich endlich her!«
»Aber …«, wollte ich noch sagen, doch da hörte ich einen leisen Schritt. Und ein Klicken.
Ich schaute auf. Lillys Gesicht war wie versteinert.
Der Wachmann stand nur wenige Meter entfernt, das Gewehr im Anschlag. »Keine Bewegung!«
Ich hörte Aaron noch fluchen, dann wurde das Handy schwarz und begann plötzlich Funken zu sprühen. Der Bildschirm zersprang, ich ließ es fallen, und rauchend kam es vor mir zu liegen.
Weitere Sicherheitskräfte traten aus dem Schutz der Bäume und eilten herbei.
»Na endlich«, sagte Cartier, der den Abschluss bildete. Dann hob er sein Handy. »Mr. Jacobsen, wir haben sie.«
25
Sie nahmen uns unsere Sachen und Lilly das Messer weg. Dann eskortiertensie uns über den Sportplatz zum Strand. Ein langes, schlankes Motorboot hatte am Steg festgemacht, genau dort, wo Lilly und ich uns das erste Mal getroffen hatten. Die Kinder und Betreuer starrten uns an.
»Owen!«
Ich entdeckte Beaker, der in seinen Schwimmsachen am anderen Ende des Stegs saß und die Füße baumeln ließ. Der Rest meiner Gruppe war im Wasser und drehte verwundert die Köpfe.
»Es tut mir leid«, rief Beaker. »Ich hab gemacht, was du gesagt hast!«
»Schon okay!«, rief ich zurück.
»Ruhe«, befahl Cartier.
»Owen! Geht’s dir gut?«
Diesmal war es ausgerechnet Mina, die mich rief. Sie hatte gerade mit einer Gruppe Polarfüchse das schwimmende Trampolin erobert und machte ein besorgtes Gesicht, als hätte sie mich nicht bis vor Kurzem noch gehasst. Ich überlegte, ob ich vielleicht ihr Interesse wieder dadurch geweckt hatte, dass ich sie erst abblitzen ließ und
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