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Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Emerson
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Mädchen – wie man sich verhält, was man sagen sollte und so weiter?«
    Ich dachte an die Flirterei meiner Gruppe mit den Polarfüchsen und meine eigenen dürftigen Erfahrungen. »Ja, klar.«
    »Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber mit dir kam es mir so vor, als hätten wir das alles schon hinter uns. Als würde ich dich schon kennen … fast als hätte ich dich schon immer gekannt. Klingt das arg verrückt?«
    Verrückt war höchstens, wie mein Herz bei diesen Worten zu hämmern anfing. »Nein«, brachte ich heraus. »Klingt gar nicht verrückt.«
    »Ich will ja nicht behaupten, dass mir das alles gleich klar gewesen wäre …«
    »Ich dachte erst, du hast bloß Mitleid mit mir.«
    Lilly zerzauste mir das Haar. »Na ja, du hast schon ein herzerweichendes Bild abgegeben … Mitleid war’s trotzdem nicht. Du warst mir schon wichtig.«
    »Obwohl ich keinen, na du weißt schon, dicken Bizeps und das alles habe?«
    »Jetzt hör schon auf.« Sie lächelte. »Deine Owenmuskeln stehen dir, und die reichen mir völlig.«
    »Wenn du meinst.« Ich erwiderte das Lächeln. Wow.
    Da wurde ihr Lächeln zu einem schelmischen Grinsen. »Und ich weiß auch ganz gut, dass die kleinen Polarfüchsinnen völlig aus dem Häuschen sind, seit dieser neue heiße Junge …«
    »Was? Jetzt übertreibst du aber …«
    »Mina.«
    »Okay, eine vielleicht.«
    »Ich hab’s ja gesagt«, grinste Lilly.
    Ihre Lippen berührten flüchtig meine Wange und hinterließen einen brennenden Nachklang. Dann legte sie den Kopf wieder auf meine Schulter. Mir fehlten die Worte, und so schwieg ich einfach.
    Eine Weile hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren. Da waren nur das Handtuch und das Gras, die Kälte des Regens und Lillys Hitze wie die einer kleinen Sonne neben mir, bis die Wolken sich schließlich auflösten und die SimSterne wieder erschienen. Dann sprang irgendwo dort oben der Funke eines Deionisationsblitzes über, und ferner Donner rollte durch die Kuppel.
    Als die ersten violetten Lichter eingeschaltet wurden und die Dämmerung ankündigten, sagte Lilly: »Wir sollten uns auf den Rückweg machen.«
    »Okay.« Gerne hätte ich ihr noch von all dem erzählt, was mir durch den Kopf ging: wie wir um die ganze Welt schwam men, uns ein paar Inseln mit sauberem Wasser suchten und endlose Nächte voll Regen und Kerzenschein wie diese verbrachten. Doch vielleicht war es dafür noch zu früh.
    Ich half ihr, ihre Sachen zu verstauen. Dann schwam men wir unter Wasser zurück, bis wir am verlassenen Floß wieder auftauchten.
    Wir stapften an Land. Das Licht war mittlerweise rosig geworden. Ich zögerte noch – sollte ich sie umarmen, noch etwas sagen? –, doch da lief sie schon über den Strand in die andere Richtung davon, und der Zauber war verflogen. »Bis nachher im Spielgebiet«, meinte sie noch. »Ich werd dich fangen und auffressen!«
    »Du kannst es gerne versuchen«, entgegnete ich. Ich hatte immer noch keine Ahnung, worum es bei Jäger und Gejagte ging, aber das würde ich schon noch rausfinden.
    »Gute Nacht, Owen.«
    »Gute Nacht, Lilly.«
    Schweren Schrittes ging ich zu meiner Hütte zurück, das taunasse Gras unter den Fußsohlen. Ich war so erledigt von den langen Nächten und brauchte dringend meine drei Stunden Schlaf. Drei Tage wären eigentlich besser gewesen. Trotzdem ließ ich mir Zeit, und wie ich da gemächlich durch die Dämmerung wanderte, schlug mir ein südöstlicher Wind entgegen, der sich nach vier Knoten anfühlte und stetig zunahm. Doch alle Gedanken an Rätsel, Kiemen und Sirenen schienen bedeutungslos und fern, verglichen mit Tigerlilly und ihrer geheimen Insel. Die Nacht war wie im Handumdrehen vergangen, doch jede einzelne Sekunde hatte sich tief in meine Erinnerung eingeprägt. Ich war mir sicher, ich würde keinen dieser Augenblicke je vergessen, so als hätte ich einen Teil meiner selbst auf dieser Insel zurückgelassen; einen Teil, der mich nicht weiter begleiten würde, was immer mir noch bevorstand. Er würde einfach dort bleiben und diese Nacht immer wieder und wieder erleben.

13

    »Es gibt drei Gruppen bei diesem Spiel.«
    Der Schlaf war viel zu kurz gewesen. Die Sonne war zu hell, die Luft zu feucht.
    »Die folgenden Hütten sind unsere Pflanzenfresser: Klammeräffchen, Lemuren, Koalas und Baumfrösche.«
    Das Frühstück hatte ich mit gesenktem Kopf irgendwie hinter mich gebracht. Das Zuckerwasser war heute himmelblau gewesen und hatte nach Minze und Plastikbecher geschmeckt – ich hatte ganz

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