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Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Emerson
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Wasser hatte das Blut abgewaschen, und die Klinge reflektierte bei jedem Schwimmzug kleine Facetten von Sonnenlicht.
    Wir blieben unter der Oberfläche und durchquerten den See, bis wir ein neues Geräusch wahrnahmen. Da entdeckten wir die Bäuche zweier Motorboote, die über uns dahinglitten.
    ›Sie suchen nach uns‹, stellte Lilly fest.
    ›Wir sollten wieder tiefer gehen.‹ Wir tauchten wieder in die dunkleren Schichten.
    Die Boote begannen zu kreisen. ›Das ist nicht gut‹, sagte Lilly und zog an mir vorbei. ›Schneller, Owen!‹
    ›Versuch ich ja‹, erwiderte ich, doch etwas stimmte nicht. Ich schwamm, so zügig es nur ging, doch irgendwie blieb ich schon wieder zurück.
    Wow, nun schaut euch mal das an … , murmelte einer der Techniker. Er schien gerade ein brandneues Stück Ausrüstung entdeckt zu haben.
    Na, das ist ja mal ’ ne Überraschung , meinte ein anderer. Das ganze Team ließ die Arbeit stehen und liegen.
    Ich wurde immer langsamer. Fühlte mich schwach. Meine Arme standen still, meine Beine hingen schlapp im Wasser, meine Lungen begannen zu zwicken …
    Moment mal. Das Flattern an meinem Hals … Da be wegte sich nichts mehr! Ich versuchte, Wasser durch meine Kiemen zu drücken – doch der Fluss war unterbrochen.
    ›Hey!‹ Lilly blickte aus den tiefen Schatten zu mir hoch.
    Meine Kiemen hatten den Dienst quittiert, und ich hing einfach im Wasser, ohne dass sich irgendwas tat … bis auf ein Kitzeln in meinem Hals, als sich etwas in mir hob, anschwoll, herauswollte. Oh nein …
    Ich hustete die letzte Luft aus meinen Lungen, die auf einmal wieder wach waren und atmen wollten. Was war nur mit meinen Kiemen los?
    Ich fasste mir an den Hals, in die Kiemen, was mir starke Schmerzen bereitete, doch immer noch tat sich nichts. Das Gewebe schien schlaff, wie tot – und ich ertrank schon wieder. Wild schlug ich um mich, verlor dabei jede Orientierung und hatte keine Ahnung, wie mir geschah und wieso gerade jetzt – nach allem, was ich durchgemacht und gelernt hatte. Ich brauchte einfach nur noch Luft, Luft … Luft !
    Lilly kam zu mir, doch zu spät: Mein Mund öffnete sich, ich schluckte Wasser, und da war wieder die Kälte, der eisige Schmerz, der mich von innen her auffraß. Das Gefühl von Sicherheit, das mir das Wasser gespendet hatte, die Gewissheit, dass dies meine Welt war – all das war vorbei. Die eiskalte Flüssigkeit strömte mir durch den Hals, durch die Luftröhre, und dann blieben nur noch Schmerz und Kälte und das Gefühl des nahen Todes.
    Ich versuchte mich zu bewegen. Ich wollte schreien oder meinen Hals schließen, doch nichts funktionierte mehr, gar nichts, alle Systeme waren offline und versanken mit mir. Dann verschwamm Lilly zu einem grünlichen Schemen, alles wurde schwarz, und selbst als ich verzweifelt und mit letzter Kraft um mich schlug, waren die Techniker noch immer völlig von ihrer neuen Errungenschaft eingenommen. Ihrem erstaunten Gemurmel nach zu urteilen, bekamen sie gar nicht mit, was mit mir geschah, oder es war ihnen einfach egal.

TEIL III

    Und wenn dereinst neue Herren danach trachten,
    Das Terra nach ihrem Willen zu formen,
    Sollen die Drei wieder erwachen,
    um uns alle zu retten.

19

    Zuerst hörte man sie immer nur ganz leise, ein leichtes Zittern der Wände, das die Kaffeetassen auf dem Regal über dem Herd tanzen ließ.
    Meine Mutter zählte dann immer die Sekunden; je schneller die Donnerschläge aufeinanderfolgten, desto stärker war das Gewitter. Und je lauter sie wurden, desto aufgeregter schien Mom zu werden. Normalerweise kamen die Gewitter nachts, wenn ich im Bett lag und die einzige Lampe in unserem gemeinsamen Schlafzimmer trübe summte, wegen der Stromknappheit. Ich schlief gern mit dem Rücken zur Wand, und wenn die Wand dann zitterte, konnte ich es in der Wirbelsäule spüren.
    »Einundzwanzig … zweiundzwanzig … dreiundzwanzig … vier …«
    Wieder ein Donnern. Meine Mutter schaute mich an, und wahrscheinlich sah man mir damals, mit sechs Jah ren, meine Angst deutlich an, denn sie lächelte mir zu und meinte: »Jetzt kommt der Riese.« Sie stand auf, streifte ihren Schal ab und legte den Reader beiseite, dessen schwache Batterien sie fast aufgebraucht hatte, um mir vorzulesen. Dann stapfte sie mit großen Schritten durchs Zimmer. »Bumm, bumm, bumm«, sagte sie.
    Auf unserem Monitor blinkte eine Nachricht. Mom setzte ihre Brille auf, um sie zu lesen. »Owen«, sagte sie leise. »Es ist soweit. Willst du’s

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