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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
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Mr und Mrs DuMont gegangen.«
    »Sie bewundern Matthew, stimmt’s?«
    »Er besitzt eine starke Persönlichkeit.«
    »Und Wyatt?«
    Sara zögerte kurz. »Er hat etwas Verschlagenes, Mr Warwick  – aber nur Matthew gegenüber, ist mir aufgefallen. Wenn er nicht gar so … eifersüchtig auf den Jungen wäre, könnten sie sich vielleicht sogar gut verstehen. Ihr Sohn ist einsam, Mr Warwick. Er hat nur wenige Freunde.«
    »Ich fürchte, das hat er sich selber zuzuschreiben.«
    Da gesellte sich Percys Chauffeur zu ihnen, der an jenem Tag im Unternehmen war, um Gäste aus Kalifornien herumzufahren.
    »Bringen Sie Miss Thompson nach Hause, Booker, und kommen Sie anschließend wieder her und holen Sie unsere Gäste. Ich bin mit dem eigenen Wagen hier und fahre selbst heim.« Er streckte Sara die Hand hin. »Danke, dass Sie mich informiert haben. Booker geleitet Sie sicher nach Hause.«
    Sara drückte seine Hand, beunruhigt über Percys Stimmung, die auch seine Sekretärin und sein Chauffeur zu spüren schienen. »Mr Warwick«, sagte sie. »Verzeihen Sie, aber darf ich fragen, was Sie jetzt vorhaben?«
    »Wenn das, was Sie sagen, wahr ist, sorge ich dafür, dass Wyatt Matthew DuMont kein Haar mehr krümmt. Sie müssen mich nicht um Verzeihung bitten. Das schulde eher ich Ihnen.«
    Percy verließ sein Büro durch eine Tür, die direkt zu seiner privaten Garage führte. Obwohl er vor Wut kochte, zwang er sich, während er den Wagen zur Houston Avenue lenkte, zur Ruhe. Er kannte Miss Thompson nicht. Möglicherweise übertrieb sie Dummejungenstreiche, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass sich jemand seine Protektion so zu sichern versuchte.
    Aber letztlich hielt er Miss Thompson nicht für jemanden, der solche Spielchen nötig hatte. Wenn doch, trog ihn seine Menschenkenntnis. So, wie er Miss Thompson einschätzte, gehörte sie zu den wenigen Unbestechlichen. Es war Mut nötig, mit einem solchen Anliegen zu ihm ins Büro zu kommen; sie riskierte damit ihre Stelle. Und indem sie sich nicht zuerst an Ollie und Mary gewandt hatte, bewies sie Einfühlungsvermögen und Verständnis für Matthew, der sich gedemütigt gefühlt hätte, wenn seine Eltern sich eingemischt und seine Kämpfe für ihn ausgefochten hätten. Den anderen Grund, warum Matthew Wyatt nicht verpetzt hätte, konnte Miss Thompson nicht kennen: Wyatt war der Sohn seines Patenonkels, den er vergötterte. Er würde niemals etwas
über Wyatt sagen, das Onkel Percy verletzte. Genau diese Integrität ließ Percy Liebe und Stolz Matthew gegenüber empfinden, Gefühle, die er Wyatt nicht entgegenbrachte.
    Vermutlich hatte er sich zu viel erwartet mit seiner Hoffnung, dass die Jungen Freunde werden könnten. Matthew war bereit dazu, aber Wyatt konnte ihn von Anfang an nicht leiden. Obwohl sie altersmäßig nur einige Monate auseinanderlagen, hatte Wyatt immer nur Streitereien im Laufstall und Raufereien im Sandkasten angefangen und später kühle Gleichgültigkeit bei gemeinsamen Picknicks der beiden Familien gezeigt, zu denen auch andere eingeladen wurden, um die Spannungen zwischen Lucy und Mary zu entschärfen.
    Miss Thompson hatte die Ursache für Wyatts Feindseligkeit ganz richtig erkannt: Er war eifersüchtig auf ihn, seiner Klugheit und Liebenswürdigkeit und seines besseren Aussehens wegen. Percy gab sich größte Mühe, keinen zu bevorzugen, wenn die Jungen zusammen waren, schaffte es aber nicht, seine Vorliebe für Matthew zu verbergen. Lucy beklagte sich oft, er behandle Wyatt nicht mit der gleichen Warmherzigkeit wie »diesen DuMont-Jungen«.
    Sogar Lucy mochte Matthew, in dem sie alle positiven Züge Ollies zu sehen glaubte, und sie gab Wyatt durchaus eine Ohrfeige, wenn er zu grob mit dem kleineren Jungen umging. Entgegen ihren ursprünglichen Drohungen ermutigte sie Percy und Wyatt nun, Zeit miteinander zu verbringen. Es betrübte sie, dass Vater und Sohn von Anfang an nicht viel miteinander anfangen konnten.
    Doch sosehr Percy sich auch bemühte: Wyatts unbeholfene Versuche, seine Zuneigung zu gewinnen, ließen ihn kalt. In ihm steckte einfach kein Warwick. Er war ein zweiter Trenton Gentry – Lucys verstorbener Vater –, sowohl in Benehmen und Haltung als auch äußerlich, ein mürrischer, stiernackiger, breitbrüstiger Tyrann, der Freundlichkeit bei
Jungen und Männern als Schwäche interpretierte. Von Lucys Humor, Fröhlichkeit und Lebhaftigkeit hatte er kein Fünkchen geerbt.
    Die Hände fest ums Steuer

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