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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
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die einzige Lösung, die Liebe zu ertragen, die sie nach wie vor für dich empfindet.«
    Er stand auf, um sich ein Glas Wasser einzuschenken. »Trotzdem hätte Lucy besser daran getan, mich nicht zu heiraten«, erwiderte er. »Jetzt können wir nur noch versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.«
    »Und wie?«
    Er nahm einen großen Schluck Wasser. Wenn er das gewusst hätte! Seinem Dasein haftete nun permanent ein leichter Brandgeruch an, wie aus dem Kamin geretteten Briefen. Ziemlich sicher würde er nie mehr unbelastete vierundzwanzig Stunden erleben. Aber wenn sie sich Mühe gaben, wurde ihnen möglicherweise noch so etwas wie ein kleines Glück zuteil. Er lächelte matt. »Vielleicht sollten wir damit beginnen, uns selbst für den Schmerz zu vergeben, den wir einander zugefügt haben«, schlug er vor.
    Als sie den Blick auf ihren Ehering senkte, erinnerten ihre Wimpern ihn quälend an Matthew. Nach einer Weile sah sie ihn an. »Ja, wahrscheinlich hast du recht.«
    Am folgenden Tag wies Percy den Floristen der Familie an, Mary Toliver DuMont eine einzelne weiße Rose zu schicken, mit folgenden Zeilen: »Auf dass die Wunden heilen mögen. Ewig der Deine, Percy.«
    Als er sein Büro betrat, wartete bereits eine Schachtel vom Blumenhändler auf ihn. Er klappte sie auf und holte eine einzelne weiße Rose mit einer Botschaft heraus, die ihn lächeln ließ. Kurz angebunden wie stets, hatte Mary geschrieben: »Von meinem Herzen zu Deinem. Auf immer, Mary.«

VIERUNDVIERZIG
    D ie nächsten beiden Jahre lebte und arbeitete Percy wie ein Roboter. Er leitete das Unternehmen, traf Entscheidungen, errichtete eine Papiermühle am Ufer des Sabine River und erwarb neue Waldgrundstücke und Tochtergesellschaften, ohne über den Sinn und Zweck nachzudenken. Die Große Depression ging zu Ende, und die Wirtschaft erholte sich aufgrund des Kriegseintritts in Europa rasant. In Amerika wurde gebaut, gebaut, gebaut, und die Geschäfte liefen glänzend für Warwick Industries. Das Unternehmen hatte Mühe, mit der Erledigung der Aufträge auf dem Laufenden zu bleiben.
    Unterdessen vergrößerte sich die Distanz zwischen Percy und seiner Familie. Nach Matthews Tod ging Lucy eine Weile sanfter mit ihm um, doch als sie sah, wie unbeholfen er versuchte, Wyatt in seinem Kummer zu trösten, wandte sie sich erneut von ihm ab. »Du hast ihn verloren, Percy«, stellte sie traurig fest. »Und wirst ihn nie wiedergewinnen. Der Junge ist einsam, aber selbst wenn du die Hand nach ihm ausstreckst, ergreift er sie nicht. Für ihn bist du ein Fremder.«
    Percy streckte durchaus die Hand nach ihm aus, denn er brauchte Wyatt genauso wie dieser ihn. Doch es war sinnlos, den erwachsenen Mann für sich gewinnen zu wollen, nachdem er den Jungen verloren hatte. Sein Sohn war jetzt in der Tat ein Mann, mit siebzehn genauso groß und kräftig wie sein Vater, verantwortungsbewusst, ruhig, aufmerksam und eine ernstzunehmende Größe bei den geschäftlichen Sitzungen,
zu denen Percy ihn bat. Nun hatte er keine hängenden Schultern und schlurfenden Schritte mehr, sondern ging aufrecht und hoch erhobenen Hauptes.
    Percy gab sich größte Mühe, seinem Sohn näherzukommen. Er organisierte gemeinsame Angel- und Jagdausflüge, denen Percy selbst nicht sonderlich viel abgewinnen konnte. Seit dem Krieg war ihm das Töten zuwider, er brachte es kaum noch übers Herz, eine frisch gefangene Forelle fürs Lagerfeuer zu erschlagen. Solche Ausflüge dienten eher dazu, Vater und Sohn Zeit zu zweit zu verschaffen, und selbst wenn sie genauso distanziert nach Warwick Hall zurückkehrten, wie sie aufgebrochen waren, begann Percy seinen Zweitgeborenen doch allmählich besser kennenzulernen.
    Wyatt, merkte er, besaß den natürlichen Instinkt eines Jägers und Fischers. Trotz seines groben Körperbaus und seiner riesigen Füße war er in der Lage, sich geschickt und praktisch geräuschlos durchs hohe Gras an seine Beute anzuschleichen. Percy beobachtete voller Hochachtung die Geduld, mit der sein Sohn warten konnte, Stunde um Stunde im Boot oder am Flussufer. Er tötete schnell und effizient und nahm den Moment des Todes im Gegensatz zu Percy, der ihn immer gehasst hatte, als gottgegeben hin.
    Percy widmete sich nun außerdem der Hausaufgabenüberwachung, eine Pflicht, die Lucy sich früher mit Wyatts geistig regerem Halbbruder Matthew geteilt hatte. Gern überließ sie ihren Stuhl am Küchentisch jetzt abends Percy. Zwar konnten die Gespräche mit ihm Percy den entfremdeten

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