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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
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solltest es mir sagen, bevor es zu spät ist. Hier geht’s um die Frau, die ich heiraten möchte.«
    Percy hob das blasse Gesicht. »Wahrscheinlich ist jede Warnung fruchtlos, aber darf ich dir wenigstens raten, dir Zeit zu lassen? Möglicherweise meinst du, alles über Rachel zu wissen, doch du kennst sie nicht.«
    Matt stellte sein Glas ab. »Wir werden in nächster Zeit beide hier sein, also haben wir genug Zeit herauszufinden, ob sie wirklich die Richtige für mich ist. Meine Gefühle für sie kommen keineswegs so plötzlich, wie du denkst, Opa. Als ich fünf war, habe ich Rachel in ihrer Wiege gesehen, weißt du noch? Außerdem hat sich mir das Bild eines vierzehnjährigen Mädchens in einem weißen Kleid mit grüner Schärpe unauslöschlich eingebrannt.«
     
    Als Matt nach oben gegangen war, lehnte Percy sich im Sessel zurück. Auge um Auge, Zahn um Zahn, dachte er. Die Vergangenheit gab also keine Ruhe. Hatte Mary geahnt, dass die Familie William Tolivers sie wieder verfolgen würde? Hatte sie den wahren Grund des Zerwürfnisses zwischen Alice und Rachel gekannt? Wenn ja, wie hatte sie dann die Situation bereinigen können, ohne das eigentliche Verbrechen zu enthüllen … und Percys Beteiligung daran? Die ganze Zeit über hatte er geglaubt, die Entfremdung rühre von Alices Eifersucht auf Mary her, die ihr die Tochter »gestohlen« hatte. Percy war gar nicht in den Sinn gekommen, dass Alice meinen könnte, Rachel bemächtige sich Williams Erbe. Hatte Mary gegen ihre Abmachung gehandelt und sich am Ende
doch für die Tolivers entschieden? Sollte William noch einmal betrogen werden?
    Percy atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Immerhin, ein Trost blieb ihm: Nach seinem Tod würde es keinerlei Hinweis mehr auf das geben, was er und Mary getan hatten, nur die unglücklichen Konsequenzen. Und diese verdammte Plantage.

ACHTUNDFÜNFZIG
    V on der Veranda aus winkte Rachel an Matts Seite zum Abschied Percy und Amos zu, die nach dem gemeinsamen Abendessen zu dem marineblauen Cadillac gingen. Rachel machte sich Sorgen um Amos, den noch etwas anderes als Tante Marys Tod zu bedrücken schien. »Was ist los, Amos?«, hatte sie ihn gefragt, als sie kurz allein gewesen waren. »Was quält dich? Du würdest es mir doch sagen, wenn du krank wärst, oder?«
    Erstaunt hatte er geantwortet: »Natürlich. Keine Sorge. Ich bin gesund wie ein Fisch im Wasser. Wahrscheinlich sitzt der Schock über Marys Tod einfach zu tief.«
    Überzeugt hatte Rachel das nicht.
    Jetzt wandte Matt sich ihr zu, der Amos’ Angebot, ihn mitzunehmen, mit der Begründung ausgeschlagen hatte, er wolle lieber zu Fuß nach Hause gehen. »Ich verabschiede mich dann auch«, sagte er zu Rachel. »Wollte nur sicher sein, dass du zurechtkommst.«
    »Aber …«, begann sie und legte unwillkürlich eine Hand auf seine Brust.
    Er wölbte die seine darüber. »Aber was?«
    »Ich dachte, wenn Amos deinen Großvater nach Hause bringt, könntest du noch ein bisschen bleiben.«
    »Du hast vergangene Nacht kaum geschlafen, es war ein langer Tag, und morgen steht dir ein noch längerer bevor. Zu bleiben wäre egoistisch von mir.«
    »Das zu beurteilen könntest du durchaus mir überlassen.«
    »In deinem Interesse: lieber nicht«, erwiderte er, allerdings, ohne ihre Hand loszulassen.
    Sie hatten den ganzen Abend zu ignorieren versucht, was sich zwischen ihnen entwickelte. Jedes Mal, wenn ihre Blicke sich trafen oder sie sich zufällig berührten, verspürten sie beide ein Knistern. Dabei handelte es sich um mehr als sexuelle Anziehung, das wussten sie. Es war eher, als hätten sich die zwei Hälften eines Ganzen gefunden.
    Errötend fragte Rachel ihn: »Die junge Frau, die du fast geheiratet hättest … machst du dir noch was aus ihr?«
    Matt lachte, als fände er den Gedanken absurd. »Ich denke gern an sie zurück, mehr nicht«, antwortete er.
    Die Erleichterung war Rachel anzumerken. »Du scheinst dir sicher zu sein.«
    »Ja, das kannst du mir glauben. Und was ist mit deinem Flieger? Schlägt dein Herz noch für den?«
    Sie zögerte, ohne ihm die Hand zu entziehen. »Es war … traurig, aber ich bedauere nichts.«
    »War?«
    Sie sah ihn an. »Bis jetzt.«
    Er küsste sie leicht auf die Stirn. »Kein Wort mehr, sonst muss ich doch bleiben.«
    Sie seufzte. Sie war tatsächlich müde und sehnte sich nach Schlaf. »Also gut, aber morgen früh sehen wir uns, ja?« Er hatte ihr versprochen, während der Aufbahrung an ihrer Seite zu sein.
    »Ja«, versprach er und

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