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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
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einlullende Rattern des Zugs, der sie nach Hause bringen würde, den Kopf zurück und schloss die Augen. Arme, arme Lucy. Sie konnte sich ungefähr so viel Hoffnung auf Percys Liebe machen wie ein Schiff darauf, durch trockenes Land zu segeln.

ZEHN
    A m folgenden Morgen war Mary nach einer unruhigen Nacht schon um sechs Uhr fürs Frühstück bereit. Albträume hatten sie geplagt, in denen sie auf ewig mit der Southern Pacific fahren musste und das vertraute Howbutker nur durchs Abteilfenster sehen konnte, während der Zug pfeifend durch den Bahnhof brauste. Sie war mit wild klopfendem Herzen von der stickigen Luft aufgewacht und erst nach einer ganzen Weile wieder eingedöst, um sich erneut in ihren üblen Träumen wiederzufinden, diesmal mit der lächelnden Lucy Gentry, die vom Bahnsteig aus dem durchratternden Zug nachwinkte.
    Ein großes Frühstück mit drei Tassen Kaffee vertrieb die Dämonen der Nacht; danach kehrte Mary in ihr Abteil zurück, um das letzte Stück bis Howbutker zurückzulegen. Ihren Hut würde sie erst mit Nadeln feststecken, wenn sie den weiß getünchten Vorort The Hollows erreichte, wo die Arbeiter der Papierfabrik in gepflegten Kiefernholzhäuschen mit umlaufenden Veranden, weißen Palisadenzäunen und gepflasterten Straßen wohnten. Dann erst wüsste sie sicher, dass die lange Fahrt bald vorüber wäre.
    Das letzte Mal hatte sie ihren Heimatort im vergangenen August gesehen. Damals hatte Miles sie an den Zug gebracht und das Gesicht verzogen, als sie sagte, sie würde gern an Weihnachten nach Hause kommen.
    »Warte lieber, bis ich dich hole, Mary. Und versuch dir für den Fall, dass das mit den Feiertagen zu Hause nichts wird, eine Einladung bei einer Freundin zu sichern.«
    »Aber Miles, Weihnachten …«
    Er umarmte sie mit schamrotem Gesicht. »Mary, Mama geht’s nicht besonders gut. Sie wollte dich vor deiner Abreise ja nicht einmal mehr sehen. Du hilfst ihr am meisten, indem du weggehst und wegbleibst, bis sie sich halbwegs erholt hat. Tut mir leid, aber so ist es eben.«
    Eine merkwürdige Furcht trieb sie dazu, die Taille ihres Bruders zu umfassen und mit leiser, flehender Stimme zu fragen: »Miles, Mama hasst mich doch nicht, oder?«
    Sein Schweigen sprach Bände. »Miles, nein  …«
    »Reiß dich zusammen. Der Kummer verunstaltet nur dein hübsches Gesicht. Versuch, das Beste aus diesem Jahr zu machen. Sorge dafür, dass wir stolz auf dich sein können.«
    »Dann habe ich sie also tatsächlich verloren, Miles?« Ihr betrübter Blick flehte ihn an, ihr zu widersprechen.
    »Du wirst dich daran gewöhnen, Mary, wie an alle Verluste im Leben, weil du dir sowieso nur etwas aus dem Einzigen machst, das dich nicht verlassen kann.« Er verzog einen Mundwinkel nach oben. »Verraten wird es dich höchstwahrscheinlich schon. Dich im Stich lassen, dich aussaugen … aber verlassen? Nie. In gewisser Hinsicht kannst du dich glücklicher schätzen als wir alle. Ganz sicher jedenfalls als Mama.«
    »Ich könnte Somerset durchaus verlieren«, erinnerte sie ihn. »Wenn die Hypothekenraten nicht gezahlt werden.«
    Miles berührte spielerisch ihre Nasenspitze und löste sich von ihr. »Siehst du, wie schnell der Schmerz über einen Verlust bei der Aussicht auf einen anderen, für dich schlimmeren, in Vergessenheit gerät?«, bemerkte er halb im Scherz mit einem merkwürdigen Lächeln.
    Wenig später hatte er ihr durchs Fenster noch einmal kurz zugewunken, sich abgewandt und war weggegangen, bevor der Zug losfuhr.
    Am Ende hatte Mary die Weihnachtsferien bei Amandas
Familie in Charleston verbracht und war von deren dunklem, attraktivem älterem Bruder Richard in die Kunst des Küssens eingeweiht worden. Unter einem Mistelzweig. Als er ihr Kinn ein wenig angehoben hatte, war sie zu überrascht zum Ausweichen gewesen. Und kurz darauf hatte sie bereits den Druck seiner Lippen erwidert und sich an ihn geschmiegt. »Oh«, hatte sie atemlos, erstaunt und ein wenig verlegen geseufzt, als sie sich wieder voneinander lösten, und Richard hatte sie mit funkelnden Augen und einem kleinen, wissenden Lächeln angesehen. Seine Miene schien auszudrücken, dass er diese neue, ihr bisher unbekannte Seite weiter erforschen wollte. Sofort gingen ihre Schranken hoch, und sie zog sich aus der Gefahrenzone des Mistelzweigs zurück. »Das hättest du nicht tun dürfen.«
    »Ich glaube kaum, dass ich mich hätte zurückhalten können«, erwiderte er. »Du bist wunderschön. Ich bitte, das als Entschuldigung zu

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