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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
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du je auf die Idee kommen konntest, dass eine arbeitsintensive Plantage wichtiger sein könnte als ein Mann und Kinder, die dich lieben.«
    Mary sah ihn an. Träume, Hirngespinste! Sie sollte sich von der Pflanzerin verabschieden und die Frau in sich entdecken? Das waren zwei Seiten ein und derselben Persönlichkeit!
    Verärgert schob sie die Haarsträhne weg, die sich wieder gelöst hatte, und versuchte, ihre körperliche Begierde zu
ignorieren. »Percy, wie konntest du nur all die Jahre blind sein für das, was ich wirklich bin?«
    »Das ist mir nicht entgangen«, erwiderte er. »Aber du weißt nicht, was ich überdeutlich sehe. Und das möchte ich dir zeigen, Mary.« Sein Blick wurde ernst. »Das schuldest du dir selbst. Wir schulden es uns.«
    Wir schulden es uns. Mary musste an Ollie denken und die Frage, die ihr die ganze Nacht über nicht aus dem Kopf gegangen war. »Und Ollie? Was schulden wir Ollie?«
    Er runzelte die Stirn. »Ollie? Ich weiß, was ich ihm schulde, aber wir ?«
    Mary versuchte, seinem Gesichtsausdruck zu entnehmen, ob er ahnte, was sie meinte, doch darin stand nur Verblüffung. Sie legte eine Hand auf seinen Arm. »Erzähl mir von dem Tag.«
    Er lehnte sich zurück und begann, nachdem er einen Schluck Kaffee getrunken hatte, mit abgewandtem Blick zu reden. »Unsere Garnison war gerade dabei, Kolonnen besiegter Soldaten von Frankreich nach Deutschland zu bringen. Die meisten Deutschen waren froh über das Kriegsende und wollten eigentlich nur wieder in ihr früheres Leben zurück, aber ein paar kämpften nach wie vor für ihr Vaterland. Und vor denen mussten wir uns in Acht nehmen. Sie versteckten sich neben den Straßen und versuchten uns einzeln, abgesondert von den Kolonnen, zu erwischen. Einer von denen hat die Granate geschleudert.« Percy schüttete den Rest Kaffee aus seinem Becher ins Gras und verzog das Gesicht, als hätte er einen bitteren Geschmack in seinem Mund hinterlassen. »Obwohl sie direkt hinter mir gelandet ist, habe ich sie nicht gesehen. Irgendjemand hat etwas gebrüllt, aber da wäre es schon zu spät für eine Reaktion gewesen. Ollie hat mich weggestoßen und sich auf das Ding geworfen.« Percy wandte sich Mary mit traurigem Blick zu. »Größere Liebe kennt kein Mensch, heißt das wohl.«
    Er weiß nichts , dachte sie mit einer Mischung aus Erleichterung und Schrecken. Die Sache blieb also Ollies und ihr Geheimnis. Percy wusste nur, dass Ollie aus Liebe zu seinem Freund gehandelt hatte, dessen Leben er höher schätzte als sein eigenes. Vielleicht stimmte das sogar, und Mary musste sich nicht verpflichtet fühlen, den Mann zu heiraten, für den er sich geopfert hatte. Aber eine Welle der Dankbarkeit überkam sie. »Ich bin ihm wirklich dankbar«, sagte sie.
    »Ja?«
    »Das dürftest du wissen, Percy.«
    Sie sahen einander eine ganze Weile schweigend an, bevor er fragte: »Weißt du auch, was ich jetzt gerne tun würde?«
    »Soll ich raten?«
    »Ich würde dich gern in die Hütte mitnehmen, dich unter die Dusche stellen und dich am ganzen Körper einseifen. Und dann …«
    »Percy, still …« Mary legte ihm die Hand auf den Mund.
    Doch er sprach zwischen ihren Fingern hindurch weiter. »… würde ich dich abtrocknen, dich zum Bett tragen und dich den Rest des Tages lieben. Na, wie klingt das?«
    »Unmöglich«, antwortete sie und stand auf, obwohl sie seine Phantasie am liebsten mit ihm in die Tat umgesetzt hätte. »Ich muss zurück an die Arbeit.«
    »Hoppla«, sagte Percy und umfasste das obere Ende ihres Stiefels. »Unsere Unterhaltung ist noch nicht zu Ende, Gypsy. Die vor deiner Frage nach Ollie. Du hast meinen Vorschlag nicht gehört.«
    »Hast du mir den nicht gerade beschrieben?«
    »Ich hätte da noch einen ernsthafteren.«
    »Habe ich den nicht auch schon gehört?«
    »Nicht diesen.« Er stand auf. »Aber zuerst möchte ich dich etwas fragen.«
    Sie schaute zu den Pächtern hinüber, die verstohlen herüberblickten.
»Dann beeil dich, bevor die Leute sich den Mund über uns zu zerreißen beginnen.«
    Er wischte ihr etwas Schmutz aus dem Gesicht. »Vielleicht ist die Plantage irgendwann sowieso zum Untergang verurteilt, und was willst du dann machen?«
    Sie hatte das Gefühl, als wäre die Sonne hinter einer Wolke verschwunden. Er meinte nicht nur ihren eventuellen finanziellen Ruin, sondern wollte wissen, was sie empfinden würde, wenn sie ihn und die Plantage verlöre. Diese Frage hatte sie bisher verdrängt. »Ich denke, dir wäre das nur

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