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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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zu allen Seiten um, ob noch jemand da war.

„Die Salatschüssel“, japste ich und er runzelte die Stirn. „Ich habe die Salatschüssel vergessen.“

„Ja und? Dann hol sie morgen“, meinte er verständnislos.

Aufgeregt begann ich von einem Fuß auf den anderen zu treten. „Das kann ich nicht“, widersprach ich. „Ich muss die Schüssel heute Nacht mitbringen.“

Simon verzog das Gesicht. Ihm war die Verständnislosigkeit in Neonbuchstaben ins Gesicht geschrieben. „Vielleicht hat dein Bruder sie ja schon mitgenommen.“

„Er hat sie nicht mitgenommen.“ Ich schüttelte den Kopf. „Er weiß auch, dass das ein Test war.“

„Ein Test?“ Simon zog die Augenbrauen nach oben und hob die Oberlippe.

„Ja“, entgegnete ich ungeduldig. „Meine Mum war stinksauer nach deinem Geburtstag. Sie ist es noch immer, um genau zu sein. Eigentlich dachte ich, ich müsste auch mit nach Hause gehen, als sie und Dad gegangen sind. Stattdessen hat sie mich bleiben lassen, aber ich sollte die Schüssel mitbringen. Sie will damit bestimmt testen, ob ich auch nur ein Fünkchen Verantwortung tragen kann.“

Ich wedelte unwirsch mit den Händen in der Luft herum. „Das führt jetzt zu weit. Aber es wird morgen wieder den größten Streit geben, wenn diese blöde Schüssel nicht in der Küche steht.“

Simon musterte mich und ich verlor die Geduld. „Ich weiß, wie dämlich das klingt“, fauchte ich.

„Okay“, meinte Simon ruhig und hob beschwichtigend die Hände. „Dann holen wir die Schüssel eben.“

„Und wie zum Teufel willst du das anstellen?“, fuhr ich ihn an. „Diese scheiß Schüssel ist da drin und wir stehen hier. Willst du dich dematerialisieren und durch die Wand gehen.“

„Ich dachte an Einbruch, aber das könnte auch funktionieren.“ Bevor ich etwas sagen konnte, griff er meine Hand und rannte mit mir um das Gebäude herum zur Hinterseite, wo sich die Küche befand.

„Da muss sie dabei stehen, richtig?“, meinte er und deutete durch das Fenster auf die Anrichte, auf der ein paar Schüsseln und Dosen standen.

„Die mit den Blumen“, bestätigte ich. „Die Große rechts.“

Simon nickte und drehte sich mit ernster Miene zu mir. „Du willst diese Schüssel, richtig? Ich meine, du würdest dafür auch ein bisschen Schmerz auf dich nehmen, oder?“

Erschrocken starrte ich Simon an. „Was hast du vor?“

Er sah mich eindringlich an. „Vertrau mir, in Ordnung? Ich kann es dir nicht wirklich erklären, aber ich weiß, was du tun musst, damit ich da rein komme.“

Ich wich zurück und schüttelte den Kopf. „Hör mal, ich nehme den Streit mit meiner Mum gerne auf mich, wenn die einzige Alternative Einbruch ist.“

„Ich rede nicht von Einbruch“, widersprach Simon.

„Von was dann?“

Simon trat auf mich zu und überwand die Distanz, die ich gerade erst aufgebaut hatte. Er zog sich seine Kette über den Kopf und griff nach meiner Hand.

„Du musst das hier vor meinem Auge pendeln, damit ich in eine Art Trancezustand verfalle“, erklärte er und drückte die Kette in meine Handfläche.

„Und dann?“, wollte ich wissen. „Das letzte Mal, als ich das mitgemacht habe, bin ich im Krankenhaus gelandet.“

„Das wird diesmal nicht passieren“, versprach Simon.

„Und was dann?“

„Ich werde mich dematerialisieren und die Schüssel da raus holen.“ Ein Grinsen machte seine Ernsthaftigkeit zunichte und ich zog eine Augenbraue hoch.

„Nimmst du Drogen?“

Er schüttelte den Kopf und wurde wieder ernst. „Nein, aber damit würde es vielleicht sogar einfacher gehen.“ Er fuhr sich durch die Haare. „Versuch es einfach, in Ordnung? Es hat mit meiner Fähigkeit zu tun, mehr kann ich dir nicht erklären. Sarah könnte dir vermutlich einen ganzen Vortrag darüber halten, ich weiß nur, dass ich da rein kann, wenn du mir hilfst.“

Ich musterte Simon und schnaufte ein paar Mal durch. „Na gut“, stimmte ich schließlich zu und hob die Kette hoch.

„Wir müssen uns hinknien“, unterbrach er mich. „Wenn ich umfalle, will ich dich nicht umschmeißen.“

„Du fällst um?“, wunderte ich mich und Simon lachte rau. Es klang nicht amüsiert.

„Ja“, entgegnete er trocken. „Und dann musst du meine Hand in deine nehmen.“

Meine linke Augenbraue wanderte nach oben und ich starrte Simon ungläubig an.

Statt darauf einzugehen, breitete er seine Jacke auf dem Boden aus und wir knieten uns hin.

Etwas unbehaglich hob ich die Kette vor Simons Gesicht und pendelte sie

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