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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
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meintest, ich soll’s mir gemütlich machen“, meinte ich. „Sei doch mal ehrlich, es war doch Absicht, dass es sonst keine Sitzmöglichkeit mehr gibt.“ Ich grinste sie an.

Wortlos ging sie zu ihrem Schreibtischstuhl und fegte den Kleiderberg mit einer Handbewegung herunter. Mit einem gelangweilten Lächeln setzte sie sich.

„Das war geschummelt“, teilte ich ihr unbeeindruckt mit und legte meinen Kopf wieder auf die Decke. „Warum sind an deiner Tür eigentlich mehr Schlösser, als an einer Gefängniszelle?“

„Weil vor etwas mehr als einer Woche ein Fremder in unserem Garten herumgeschnüffelt hat“, erklärte Lyn und überrascht drehte ich den Kopf zu ihr. „Er hat sich als Gasmann ausgegeben, aber die Gasfirma wusste nichts von einer Ablesung. Deswegen hat Dad die Schlösser austauschen lassen und einen Bewegungsmelder im Vorgarten installiert.“

„Scheint dir ja nicht viel auszumachen“, stellte ich verwundert fest und Lyn zuckte mit den Achseln.

„Es ist schon gruselig“, gab sie zu. „Aber das sind momentan viele Sachen. So ein Gasmann erscheint mir da zumindest eine kalkulierbarere Gefahr zu sein, als Fähigkeiten, wilde Tiere und was sonst noch auf uns zukommen könnte.“

Ich nickte zustimmend, auch wenn mich ihre äußere Gelassenheit trotzdem verwunderte.

„Erzählst du mir jetzt eigentlich unaufgefordert, was du da vorhin veranstaltet hast, oder muss ich erst nachfragen?“, wechselte Lyn das Thema und ich grinste.

„Zählt das etwa nicht als nachgefragt?“

„Nö“, entschied sie und unterdrückte ein Lächeln.

„Na dann.“ Ich setzte mich auf und lehnte mich gegen das Kopfende. „Willst du dich nicht auch aufs Bett setzten? Ist gemütlich hier.“

„Das weiß ich“, entgegnete sie mit hochgezogener Augenbraue. „Es ist schließlich meins.“

Sie machte dennoch keine Anstalten, sich ebenfalls aufs Bett zu setzen.

„Was soll ich sagen?“, begann ich daher. „Meine Fähigkeit ist es wohl doch nicht Wecker zu zerstören.“

„Sondern?“, hakte sie nach. „Ich mein, was war das? Astralprojektion?“

„Ja.“ Ich nickte und Lyn klappte der Mund auf.

„Echt?“

Ich nickte erneut. „Ja, echt. Zumindest die Vorstufe davon.“

„Und wie hat das angefangen?“, wollte Lyn wissen und setzte sich nun doch auf ihr Bett. Im Schneidersitz lehnte sie sich gegen das Fußende und schaute mich gespannt an.

„Am Anfang habe ich es gar nicht gemerkt“, fing ich an und zuckte mit den Schultern. „Wenn ich geschlafen habe, habe ich oft mitbekommen, was um mich herum passiert ist. Aber ich dachte, ich hätte einfach nur Schlafstörungen und das sei auch der Grund, warum ich so oft müde war.“ Ich holte tief Luft. „Seit Halloween ist es stärker. Als du und Sarah im Krankenhaus gelegen seid, bin ich in Tessas Wagen gestiegen, um meinem Vater aus dem Weg zu gehen. Ich bin eingeschlafen und dann durch die Krankenzimmer von dir, Sarah und Kyle geschwebt.“ Ich verzog das Gesicht. „Ich weiß nicht, wie ich das besser beschreiben soll. Sarah meinte, mein Geist könne sich von meinem Körper lösen und sich so fortbewegen. So fühlt es sich auch an.“

„Ich habe dich gespürt“, flüsterte Lyn und ich runzelte die Stirn.

„Wann?“

„Im Krankenhaus“, meinte sie. „Du warst neben meinem Bett und hast versucht, mit mir zu reden, oder?“

„Ich wollte wissen, ob es dir gut geht“, bestätigte ich. „Aber du hast den Kopf weggedreht, also dachte ich, du hast mich nicht wahr genommen.“

„Doch.“ Sie nickte mit ernstem Gesicht. „Ich war aber noch total benommen und als du mit mir sprechen wolltest, hat sich das total eigenartig angefühlt. Fast so, als wärst du in meinem Kopf. Nach diesem Horrortrip mit deiner Schwester wollte ich aber nur noch meine Ruhe, deswegen hab ich den Kopf weggedreht und gehofft, dass es einfach weg geht. Ich wusste ja nicht, dass du das bist.“ Sie starrte ungläubig vor sich hin. „Als du bei mir geschlafen hast, habe ich dich auch gehört.“

Verblüfft schüttelte ich kurz den Kopf. „Wirklich?“

„Ja“, nickte sie. „Du hast dich bei mir bedankt.“

„Na, das war doch nett von mir.“ Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen.

Ich erinnerte mich daran, auch wenn es unbeabsichtigt passiert war, schließlich hatte ich zu dieser Zeit mit meiner Fähigkeit noch überhaupt nicht umgehen können.

Aber dass Lyn an diesem Abend, wenn auch trotzig, akzeptiert hatte, dass ich über das ganze Thema nicht mehr

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