Die Erben
langsam vor seinen Augen hin und her.
Sein Blick folgte dem Anhänger.
Immer seltener blinzelte er und schien sich komplett auf die Bewegung der Kette zu konzentrieren.
Nach endlos wirkendenden Sekunden begann mein Arm bereits zu brennen, da ich ihn so weit hoch halten musste.
Doch dann wankte Simon merklich.
Gebannt starrte ich ihn an und pendelte weiter das Amulett vor seinem Gesicht.
Sein Kopf kippte nach vorne, genauso wie sein Körper.
Schnell packte ich ihn an den Schultern, um ihn aufzufangen und legte ihn vorsichtig auf die Erde.
„Simon?“, stieß ich aus und kontrollierte seine Atmung.
Obwohl er mich gewarnt hatte, ergriff mich eine leichte Panik.
„Simon, verdammt. Das ist nicht witzig.“
Meine Hände wurden klamm durch die kalte Novemberluft und ich schüttelte immer heftiger seine Schulter.
Plötzlich hörte ich es über mir knacken und erschrocken zuckte ich zusammen.
Ich hob langsam den Kopf und versuchte heraus zu finden, wo das Geräusch her kam.
Mein Blick fiel auf den Hebel, der das Küchenfenster von Innen verschloss.
Wie durch Geisterhand wurde er langsam nach oben gedrückt und ich blinzelte, um sicher zu gehen, dass ich mir das nicht nur einbildete.
„Simon?“, frage ich leise in die Stille und der Hebel verharrte mit einem Mal.
Im nächsten Moment klopfte etwas gegen die Fensterscheibe, dann begann der Hebel sich wieder langsam nach oben zu bewegen.
Als die Verriegelung hörbar klickte, wurde es wieder vollkommen still.
Ich sah wieder hinab zu Simons Körper. „Kommst du dann bitte wieder zu dir?“, flüsterte ich mit einer Spur Verzweiflung und griff nach seiner Hand.
Kaum hatte sie sich komplett um seine geschlossen, begann sie zu kribbeln.
Schock breitete sich in mir aus.
Nicht schon wieder
, schoss es mir durch den Kopf, doch bevor ich meine Hand zurück ziehen konnte, packte Simon sie mit aller Gewalt.
Er drückte so fest zu, dass mir vor Schmerz die Tränen in die Augen schossen.
„Simon“, japste ich und krümmte mich zusammen, doch sein Griff lockerte sich nicht.
Das Kribbeln wurde immer stärker und breitete sich aus. Ich hatte ich das Gefühl, mein Herz pumpe heißes Blut durch meine Adern und ich spürte eine stechende Hitze, die in meinen Arm und zu meiner Hand schoss.
Es wurde so heiß in mir, dass ich keuchend neben Simon zusammen sackte und hoffte, bald in Ohnmacht zu fallen, damit ich diesen Schmerz nicht mehr ertragen musste.
Mein Kopf schob sich neben seinen und ich spürte seinen Atem an meinem Ohr. „Nur noch ein paar Sekunden“, flüsterte er schwach und tatsächlich ließ die Hitze nur wenige Augenblicke später endlich nach.
Die Anspannung in meinem Körper verschwand und ich blieb matt und seltsam ausgelaugt neben Simon liegen. Ich fühlte mich wie ein leer getrunkener Getränkekarton.
Ich spürte Simons Hand an meinem Hals und meinen Haaren. Er vergrub sie darin und drehte seinen Kopf langsam zu mir.
„Danke“, hauchte er.
„Für was?“, flüsterte ich zurück.
„Du hast deine Kraft mit meiner gemischt“, erklärte er schwach. „Alleine habe ich noch nicht genug Kraft, wieder in meinen Körper zurück zu können, wenn ich ihn komplett verlassen habe.“
„Du laberst Müll“, kommentierte ich atemlos und öffnete die Augen. „Aber gern geschehen.“
Simon lachte schwach und öffnete ebenfalls die Augen.
Wortlos sahen wir uns an und er löste seine Hand vorsichtig aus meinen Haaren, um mir über die Wange zu streichen.
Seine Finger brannten auf meiner Haut nach und als sei das schon zu viel Anstrengung gewesen, schloss er die Augen wieder.
16. Kapitel
- 16 -
Simon
Ich spürte Lyns Körper neben meinem zittern. Wir lagen schon seit einer halben Ewigkeit regungslos auf der Erde und es war wirklich verdammt kalt.
Obwohl ich mich noch immer vollkommen kraftlos fühlte, zwang ich mich hoch.
„Komm, hoch mit dir“, forderte ich Lyn sanft auf. „Wir erfrieren noch, wenn wir länger hier liegen bleiben.“
Sie nickte und biss sich auf die Unterlippe, als sie aufstand. Sie sah verschlafen aus.
Ich deutete über meine Schulter. „Soll ich rein klettern und die Schüssel holen oder-“ Bevor ich zu Ende sprechen konnte, hatte Lyn bereits den Kopf geschüttelt und war zum Fenster gegangen. Gemeinsam stemmten wir es auf, dann kletterte sie etwas umständlich hinein und kam mit der Schüssel wieder zurück.
„Wenigstens hat sich der Aufwand gelohnt“, meinte sie leise und kaum verständlich mit einem schiefen
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