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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Zapfsäulen, auf dem Schotter parkten ein paar schmutzige Autos. Die mit einem Fliegengitter versehene Tür fiel mit einem lauten Knall hinter ihr zu, als sie dem Teenager hinter der Ladentheke zunickte. Es gab ein paar Regale mit Lebensmitteln, Kühltheken mit alkohol freien Getränken und Bier und im hinteren Bereich ein Dutzend Tische mit rot-weiß karierten Tischtüchern. Es roch nach heißem Fett, auf einem Grill brutzelte Hamburger-Fleisch. Ein großer Mann mit einem gewaltigen Bauch hielt einen Pfannenwender wie eine Waffe in der Hand und redete mit zwei Gäs ten, die auf Barhockern vor ihm saßen. Es bestanden kaum Zweifel daran, wer Fat Benny war.
    Auf einem Schild stand »Bestellungen«.
    »Was darf es sein?«, fragte der Koch, freundlich lächelnd.
    Sie bedachte ihn mit ihrem schönsten Lächeln und sagte leise: »Ich hätte gern einen Hotdog und ein Coke. Und ich suche nach Benny Rinds.«
    »Das bin ich«, erwiderte er. »Und Sie sind?«
    »Ich heiße Portia Lang und komme aus Clanton, aber es be steht die Möglichkeit, dass ich vielleicht eine Rinds bin. Ich weiß es nicht genau, deshalb suche ich nach Informationen.«
    Er nickte in Richtung eines Tisches. Zehn Minuten später stellte er einen Hotdog und ein Coke vor sie und setzte sich ihr gegenüber. »Ich beschäftige mich gerade mit dem Stamm baum meiner Familie«, erklärte sie, »und ich finde eine Menge fauler Äpfel.«
    Benny lachte. »Sie hätten vorher herkommen und mich fragen sollen.«
    Ohne den Hotdog anzurühren, erzählte sie ihm von ihrer Mutter und deren Mutter. Benny hatte noch nie von ihnen gehört. Seine Familie stammte aus den Noxubee und Lauderdale Coun tys, mehr zum Süden hin als zum Norden. Er hatte nie jemanden von den Rinds aus Ford County gekannt, keinen einzigen.
    Während er sprach, aß Portia hastig den Hotdog. Sobald ihr klar wurde, dass es eine Sackgasse war, schlang sie den Rest hinunter.
    Sie bedankte sich und ging. Auf der Fahrt nach Hause hielt sie in jeder kleinen Stadt an und warf einen Blick in die Telefonbücher. In diesem Teil des Landes gab es nur sehr wenige Menschen, die Rinds hießen. Ungefähr zwanzig in Clay County. Ungefähr ein Dutzend in Oktibbeha County, in der Nähe der staatlichen Universität. Mit einem Dutzend in Lee County und in und um Tupelo herum hatte sie telefoniert.
    Sie und Lucien hatten dreiundzwanzig Mitglieder der Familie Rinds ausfindig gemacht, die kurz vor 1930 in Ford County gelebt hatten und dann plötzlich verschwanden. Irgendwann würden sie einen Nachfahren finden, einen betagten Verwand ten, der etwas wusste und vielleicht bereit war, mit ihnen zu reden.

26
    Am letzten Freitag im Januar kam Roxy um 8.45 Uhr zur Arbeit. Jake wartete neben ihrem Schreibtisch und las gelassen in einer Akte, als wäre alles in schönster Ordnung. Das war es nicht. Es war Zeit für eine Leistungsbeurteilung, und das Gespräch würde nicht gerade angenehm sein. Es begann geradezu freund lich, als sie brüllte: »Jake, ich kann die Kanzlei nicht mehr sehen!«
    »Ich wünsche Ihnen ebenfalls einen guten Morgen.«
    Sie weinte jetzt schon. Kein Make-up, zerzauste Haare, das derangierte Aussehen einer Frau/Mutter, die mit ihren Nerven am Ende war. »Ich ertrage Lucien nicht länger«, beklagte sie sich. »Er ist fast jeden Tag hier und der unhöflichste Mann der Welt. Er ist vulgär, unhöflich, geschmacklos, unanständig, und er raucht die übelsten Zigarren, die je hergestellt wurden. Ich hasse diesen Mann.«
    »Sonst noch was?«
    »Entweder er oder ich.«
    »Ihm gehört das Haus.«
    »Können Sie denn nichts unternehmen?«
    »Was zum Beispiel? Lucien sagen, dass er ein netterer Mensch sein soll, dass er aufhören soll, zu rauchen, Leute zu beleidigen, schmutzige Witze zu erzählen, sich zu besaufen? Falls Sie es noch nicht bemerkt haben sollten, Roxy, Lucien Wilbanks lässt sich von niemandem sagen, was er tun soll.«
    Sie schnappte sich ein Papiertaschentuch und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Ich ertrage es nicht mehr.«
    Das war das perfekte Stichwort. Jake wollte die Gelegenheit auf keinen Fall verpassen. »Nennen wir es doch Kündigung«, sagte er mitfühlend. »Ich schreibe Ihnen ein gutes Zeugnis.«
    »Sie wollen mich feuern?«
    »Nein. Sie kündigen fristlos. Gehen Sie, Sie haben den Tag frei. Den letzten Gehaltsscheck schicke ich Ihnen mit der Post.«
    Während Roxy ihre Sachen zusammensuchte, wurde aus ihrer Verzweiflung lautstarke Wut. Nach zehn Minuten knallte sie ein paar Türen

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