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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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attraktiv und kam Jake irgendwie bekannt vor. Die Frau sah sich schnell um, als wäre sie nicht sicher, ob sie überhaupt hier sein durfte. Als ihr Blick auf Jake fiel, lächelte er sie an. Schon okay. Der Gerichtssaal steht allen offen.
    »Ich danke Ihnen«, gab Richter Atlee zurück. »Zweck un serer kleinen Anhörung von heute Morgen ist es, noch einmal über die Angelegenheit zu sprechen und Sie dann hoffentlich wieder auf freien Fuß zu setzen. Ich habe Sie, Mr. Buckley, und Ihren Kollegen wegen einer meiner Meinung nach ungeheuren Respektlosigkeit dem Gericht und daher auch meiner Person gegenüber verhaften lassen. Ich gebe zu, dass ich wütend geworden bin, und ich versuche, keine Entscheidungen zu treffen, wenn ich in dieser Stimmungslage bin. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, dass solche Entscheidungen fast immer schlechte Entscheidungen sind. Ich bedauere nicht, was ich gestern getan habe, und ich würde heute genauso handeln. Nichtsdestotrotz möchte ich Ihnen die Chance geben, etwas dazu zu sagen.«
    Ozzie hatte den Anwälten einen Deal vorgeschlagen. Ein ein faches Schuldeingeständnis, eine einfache Entschuldigung, und die beiden würden sofort freigelassen werden. Buckley war auf der Stelle einverstanden gewesen; Sistrunk verhielt sich wie ein trotziges Kind und weigerte sich.
    Buckley trat von einem Fuß auf den anderen und starrte den Boden an. »Euer Ehren«, begann er, »inzwischen ist mir klar geworden, dass wir uns gestern danebenbenommen haben. Wir waren anmaßend und respektlos, und dafür möchte ich mich entschuldigen. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    »Sehr schön. Die Festnahme wegen Missachtung des Gerichts ist hiermit aufgehoben.«
    »Danke, Euer Ehren«, erwiderte Buckley kleinlaut, der vor lauter Erleichterung die Schultern hängen ließ.
    »Mr. Buckley, ich habe den 3. April als Termin für den Prozess festgelegt. Bis dahin ist noch eine Menge zu tun. Es dürften zahlreiche Besprechungen der Anwälte untereinander und, wie ich annehme, noch etliche weitere Anhörungen in diesem Gerichtssaal stattfinden. Es geht einfach nicht, dass es jedes Mal, wenn wir im selben Raum sind, Streit oder Theater gibt. Die Atmosphäre ist gespannt. Wir sind uns alle darüber im Klaren, dass eine Menge auf dem Spiel steht. Und daher frage ich Sie jetzt: Was für eine Rolle werden Sie bei diesem Fall spielen, Sie und Ihr Kollege aus Memphis?«
    Rufus Buckley, der plötzlich wieder ein freier Mann war und die Chance bekam zu reden, räusperte sich und packte die Gelegenheit beherzt beim Schopf. »Nun ja, Euer Ehren, wir wer den die Interessen unserer Mandantin, Mrs. Lettie Lang, ver treten und …«
    »Das habe ich schon verstanden. Ich rede über den Prozess, Mr. Buckley. Mir scheint, dass wir nicht genug Platz haben für Mr. Brigance, den Hauptanwalt der antragstellenden Partei, und die Anwälte, die die Begünstigte des Testaments vertreten. Es ist zu voll hier. Sie verstehen, was ich meine?«
    »Ähm, eigentlich nicht, Euer Ehren.«
    »Gut, dann sage ich es mal ganz direkt. Jemand, der ein Testament anfechten möchte, hat das Recht, sich von einem Anwalt vertreten zu lassen und einen entsprechenden Antrag zu stellen«, erklärte der Richter, während er auf die Anwälte auf der anderen Seite des Gerichtssaals wies. »Dieser Anwalt ist dann vom Anfang bis zum Ende bei dem Verfahren dabei. Andererseits werden die Parteien, die die Testamentseröffnung beantragt haben, von dem für den Nachlass bestellten Anwalt vertreten. In diesem Fall ist das Mr. Brigance. Die diversen Begünstigten des Testaments laufen quasi nebenher mit.«
    »Euer Ehren, da muss ich widersprechen. Wir …«
    »Moment. Mr. Buckley, bei allem Respekt, ich bin mir nicht so sicher, ob Sie wirklich gebraucht werden. Vielleicht ist das ja doch der Fall, aber davon müssen Sie mich erst überzeugen. Später. Wir haben viel Zeit. Denken Sie einfach darüber nach, ja?«
    »Also, Euer Ehren, ich glaube …«
    Richter Atlee hob abwehrend die Hände. »Das reicht. Über diesen Punkt werde ich nicht diskutieren. Vielleicht an einem anderen Tag.«
    Für einen Moment schien Buckley eine Diskussion beginnen zu wollen, aber dann fiel ihm wieder ein, warum er hier war. Es brachte nichts, den Richter noch einmal zu verärgern. »Sicher, Euer Ehren. Und danke.«
    »Sie können gehen.«
    Jakes Blick wanderte wieder zu der jungen Frau. Enge Jeans, ein roter Pullover, ausgetretene gelbe Laufschuhe, kurze Haare und eine modische Brille. Sie wirkte

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