Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
Vom Netzwerk:
und die vielen Masken veränderten sich erneut: jetzt schwarz, jetzt vergoldet , jetzt aus Leder, jetzt aus Federn , jetzt katzenartig, jetzt reptilienartig.
    Kalan verlor durch die ständigen Veränderungen den Überblick und wandte sich ab. Er gab auf, was den Jäger mit der verborgenen Maske anging. Jetzt sah er sich dem abseits stehenden Jäger gegenüber, der so eng in seinen Umhang gehüllt war und die Kapuze so tief hinuntergezogen hatte, dass Kalan von der Person darunter nichts erkennen konnte. Kalte Schauer liefen Kalan über den Rücken, und er wandte sich schnell an den Jäger mit dem bitteren Zug um den Mund, der immer eine Hand ausgestreckt hielt. Die Geste war entweder eine Einladung oder ein Flehen – oder vielleicht beides –, an denjenigen gerichtet, der Kalan gerade schaudern ließ.
    Er zögerte und sah sich die maskierten Gesichter an, während er verdrängte, dass die Zeit verrann. Malian zuliebe konnte er sich keine Panik leisten und sich dadurch falsch entscheiden. Doch das war eine unmögliche Aufgabe.
    Der mit dem strengen Mund ließ ihn nicht schaudern, doch der Jäger erschien kalt und unnahbar; weit weg wie der Mond. Derjenige mit dem traurigen Mund schien zugänglicher zu sein, doch Kalan empfand eine tiefsitzende Vorsicht bei dieser Gestalt, was ihn zögern ließ. Der Jäger mit den vielen Masken, die sich ständig änderten, ließ ihn auf jeden Fall stutzen. Schließlich konnte diese Unbeständigkeit darauf hindeuten, dass er ebenfalls unbeständig war. Konnte man unbeständig und dennoch ein Freund sein?
    Kalan wusste es nicht. Also ging er noch einmal um den Jäger mit den wechselnden Masken herum und versuchte, einen Blick auf den anderen, dahinter versteckten Jäger zu erhaschen. Doch die vielen Masken verschmolzen von einer Form in die nächste und waren ständig in Bewegung, sodass der zweite Jäger verborgen blieb. Kalan fluchte und wandte sich zum zweiten Mal ab.
    Als er sich umdrehte, bemerkte er eine kleine Bewegung aus dem Augenwinkel. Er sah zum ersten Mal die versteckte Gestalt ganz deutlich. Kalan stand stocksteif da. Obwohl er die Einzelheiten der Maske nicht erkennen konnte, erhielt er einen ganz klaren Eindruck: vom Alter gezeichnet und dunkel. Außerdem spürte er bei dem Träger Klarheit in Verbindung mit Zielstrebigkeit. Er bewegte sich ein wenig, damit er den Jäger mit der Vielzahl der Masken ebenfalls sehen konnte. Ganz kurz schien es, als ob eine riesige Katze mit leuchtenden Augen ihn belustigt anschaute. Langsam und ziemlich bedächtig zwinkerte die Kreatur ihm zu. Kalan wirbelte herum und war entschlossen, sie zu erwischen, aber die Katze war bereits in einem neuen Wirbel aus sich verändernden Masken verschwunden.
    » Bei den Neun! « , rief Kalan aus. Dann atmete er tief durch und zwang sich, das Gesehene zu analysieren. » Zielstrebigkeit und Humor. Was noch? « , fragte er sich laut. Nach außen ließ er es so aussehen, als ob er seine Aufmerksamkeit schwinden ließe, nach innen blieb er höchst wachsam. Diesmal sah er echte Freundlichkeit in der Kurve des Mundes, der nach Trauer und Reue aussah. » Zielstrebigkeit, Humor und Freundlichkeit « , murmelte er. » Das muss reichen. « Er ging vorwärts und berührte die drei Jäger mit dem Ring.
    Jedes Mal, wenn Kalan die Hand ausstreckte, flackerte die Perle rauchig und schimmernd. Doch als er schließlich zurücktrat und erwartete, dass die Jäger sich bewegten oder etwas taten, geschah nichts. Kalan runzelte die Stirn und überlegte, ob er sie erneut berühren sollte. Doch eine behandschuhte Hand schloss sich um seinen Arm.
    » Du hast genug getan « , sagte der Jagdmeister. » Und du hast es gut gemacht. Es gibt nicht viele, die etwas sehen können, um eine Auswahl zu treffen, geschweige denn richtig oder falsch wählen. «
    » Aber sie sollten doch jetzt bestimmt etwas tun « , protestierte Kalan.
    Der Jagdmeister schüttelte den Kopf. » Es ist, wie ich dir sagte. « Die schroffe Stimme war beinahe geduldig. » Die Jäger, die du hier siehst, sind lediglich eine Metapher, eine Spiegelung der Menschen und Kräfte, die jenseits des Tors in deiner Welt im Spiel sind. Jetzt müssen wir abwarten, wie gut du ausgewählt hast. Doch selbst wenn wir auf jener Ebene nichts ausrichten können, so können wir uns wenigstens dem Wurm zeigen und ihn vielleicht sogar ein wenig ablenken! «
    Kalan drehte sich um und sah, dass der Jagdmeister die Hunde unter Kontrolle gebracht hatte, während er sich auf die Jäger

Weitere Kostenlose Bücher