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Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
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davonlaufen können, dann müssen wir Schutz finden – wie Ihr schon sagtet – und unser Bestes geben, um zu überleben. Das ist unsere Pflicht, Hofmarschallin Nhairin. «
    Nhairin sah ihn aus schmalen Augen an. » Wirklich? « , fragte sie mit einer seltsam hohen Stimme, die Malian an den stärker werdenden Wind erinnerte. » Wer bist du denn, kleiner Priester, dass du glaubst, mich an meine Pflichten erinnern zu müssen? Du wirst unverschämt – oder warst du es vielleicht immer schon? «
    » Ja, das wird es wohl sein « , fuhr sie nickend fort. Auf Malian wirkte es, als würde ihr Gesicht mit jedem Wort dunkler. » Ich wusste von Anfang an, dass mehr in dir steckt, als man auf den ersten Blick vermuten würde. «
    » Nhairin « , sagte Malian nervös. » Ist alles in Ordnung? «
    » Frag doch ihn « , konterte Nhairin, ohne den Blick von Kalan zu nehmen. » Ich wusste, dass er im Tempel aufgewachsen war, doch heutzutage kann das alles oder nichts bedeuten. Niemand hat mir etwas über diesen Jungen gesagt, außer, dass du ihn mitnehmen wolltest. Aber da steckt mehr dahinter, oder? « Ihre Stimme nahm auf einmal einen merkwürdig singenden Tonfall an. » Ich sehe jetzt die Kühnheit in ihm und die Macht, so stark wie die Erde und so hart wie Stein. Er ist wichtiger, als wir dachten. «
    » Wir? « Malian beugte sich vor. » Wen meinst du mit wir, Nhairin? «
    Die Hofmarschallin schüttelte den Kopf, als versuche sie, einen Nebel darin zu vertreiben. » Nun … Kyr, Lira und ich natürlich « , sagte sie nach kurzem Zögern.
    Malian starrte sie an. » Wir sind alle wichtig, Nhairin, das weißt du. Und du warst mir immer schon wichtig. «
    Nhairin lachte bitter. » Ja? Wichtiger als Kyr und Lira? Es hat dich nicht gestört, sie in den Tod zu schicken. Ich habe dich immer für das Kind deiner Mutter gehalten, doch da habe ich Tasarion in dir gesehen. «
    Malian ergriff die Zügel fester, aber es war Kalan, der an ihrer Stelle antwortete. » Malian hat sie nicht geschickt, Hofmarschallin Nhairin. Das war Kyrs Entscheidung. Und ihr Tod ist nicht sicher. «
    » Wirklich nicht? « Nhairin zog die Lippen zurück. » Und wer wird der Nächste sein, hast du dich das schon gefragt, mein Junge? Wirst du oder ich für ihr Blut geopfert? «
    » Wieso sprichst du so, Nhairin? « Malian begann, sich Sorgen zu machen. » Bist du krank? «
    Nhairin hob die Schultern. » Mir geht es gut. Aber was ist mit diesem Priester, der hinter dir reitet? Führt er Gutes im Schilde? «
    » Natürlich « , antwortete Malian so ruhig wie möglich. » Er hat nur gesagt, dass wir einen Unterschlupf vor diesem Sturm, der sich zusammenbraut, finden müssen. Du weißt, dass das stimmt, Nhairin. «
    » Einen Unterschlupf, ja « , murmelte Nhairin. Endlich nahm sie den Blick von Kalan. » Du hast recht. Noch vor der Nacht wird Schnee fallen. « Sie schüttelte den Kopf, und ihre Augen wurden erneut klar. » Aber wieso sitzen wir hier herum und reden darüber? Wir müssen vor unseren Verfolgern bleiben und versuchen, das Wetter an einem sicheren Ort auszusitzen. «
    » Ja « , antwortete Malian erleichtert. » Je schneller, desto besser. «
    Während die Hofmarschallin ihr Pferd bereits antrieb, warf Malian Kalan einen zweifelnden Blick zu.
    » Ist sie öfter so? « , fragte er.
    Malian schüttelte den Kopf. » Nein. Sie kommt mir wie ein anderer Mensch vor. «
    Kalan wirkte ernst. » Seit wir Jaransor erreicht haben, wird sie immer seltsamer. Und sie weiß, dass ich gestern Abend Macht eingesetzt und einen Schild errichtet habe, auch wenn sie vielleicht nicht weiß, was genau ich getan habe. Aber sie hat mich dabei die ganze Zeit sehr abschätzend gemustert. «
    Malian biss sich auf die Lippe. » Sie und Kyr haben gesagt, dass Jaransor einem den Verstand rauben kann. Aber wir reden besser nicht weiter, sonst fängt sie vielleicht wieder an. «
    Nhairin warf ihnen tatsächlich einen scharfen Blick über die Schulter zu, aber sie sagte nichts, und so ritten sie schweigend weiter. Schon bald tauchten sie wieder in die Wolken ein. Diese umhüllten sie eine ganze Weile, bevor die Luft wieder klar wurde. Vor ihnen fiel der Pfad steil ab. Sie saßen auf ihren Pferden und betrachteten den See aus Nebel, der sich vor ihnen ausbreitete. Kalan zeigte auf die Stelle, an der das Land wieder durch die Wolken stieß.
    » Dahinten ist ein weiterer Wachturm « , sagte er. » Vielleicht finden wir dort den Schutz, den wir brauchen. «
    » Du hast gute Augen « ,

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