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Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
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Malian. Sie sah zurück zum Mosaik und dachte daran, dass sie sich die Hunde und die Jäger vorgestellt hatte, um zu dieser Kammer zu gelangen. » Was macht sie hier? «
    » Sie lebt hier « , antwortete die Krähe. » Und das ist auch gut so, denn der Nachtdämon hat dich hier bereits gejagt. «
    » Der Diener des Schwarms der Finsternis! « , rief Malian aus. Mit den Augen des Helms erweiterte sie ihr Sichtfeld, aber sie konnte das Raubtier des Schwarms weder sehen noch hören. Sie erschauerte, als sie sich an seinen schrecklichen Schrei erinnerte. Noch einmal weitete sie ihren Blick, bis sie Kyr und Lira unter dem Mitternachtshimmel liegen sah. Schnee fiel auf ihre Gesichter.
    » Sie sind also tot « , sagte sie, dann öffnete sie das Visier und zog den Helm vom Kopf.
    » Ja « , stimmte die Krähe zu. » Das Wissen, das der Helm dir schenkt, erspart dir nicht die Bitterkeit. Man muss ein starkes Herz, nicht nur einen starken Willen haben, um sich solcher Kräfte zu bedienen. «
    » Das glaube ich auch « , sagte Malian leise. Die Freude über den Fund des Helms war in dem Moment vergangen, als sie die Leichen von Kyr und Lira gesehen hatte. Nachdenklich betrachtete sie das Muster des Helms. » Glaubst du, dass Nhenir noch einmal zu mir sprechen wird? Und wo, beim Namen der Neun, soll ich ihn verstecken, wenn wir diesen Ort verlassen? «
    Die Krähe lachte krächzend. » Überlasse das nur ihm, Malian der Nacht. Er ist mächtig, sehr mächtig. Zweifle nicht an ihm. «
    Das tat Malian auch nicht. Sie legte den Helm in ihre linke Armbeuge und stellte sich den Eingang zum Keller vor, mit der auf dem Torbogen eingemeißelten Jagd. Der Kreis aus milchweißen Hunden, die auf dem schneebedeckten Hügel warteten, bewegte sich nicht und gab auch keinen Laut von sich, als sie ihnen aus dem verborgenen Turm entgegentrat. Sie beobachteten Malian nur aus roten Augen, während sie sich an dem Torbogen abstützte und sich umsah. Der Schatten des Turms wirkte im Licht des Viertelmondes gedrungen und endete abrupt. Das Feuer des Armreifs erlosch, das Silber wirkte auf einmal matt.
    » Dann ist es also vorbei « , sagte Malian. Die Krähe antwortete nicht, sondern stieß sich ab und landete auf der Schulter einer großen, maskierten Gestalt, die die Hunde bewachte. Die Gestalt hielt einen Speer in der rechten Hand. Der linke Arm endete in einem Stumpf. Die unendlich tief wirkenden Augenlöcher der dunklen und mysteriösen Maske sahen Malian an.
    » ›Lange vor den Wachtürmen‹ « , dachte sie. Die Worte erklangen erneut in ihrem Geist. Doch ich frage mich, wohin dein Schatten fällt.
    Der hochgewachsene Fremde sagte nichts, doch seine streng wirkenden Mundwinkel verzogen sich leicht, als er den Speer zu einem formellen Gruß hob. Wortlos neigte Malian den Kopf, grüßte ihn, so wie die Erbin der Nacht einen Ebenbürtigen grüßen würde, nicht einen, der über ihr stand. Das Lächeln wurde breiter. Die Krähe musterte sie, ohne zu blinzeln.
    » Als hätte ich mir nur eingebildet, sie könne sprechen « , dachte Malian. Enttäuscht ging sie durch den Tunnel. Die Pferde dösten, und Kalan schlief immer noch. Malian spürte die Kälte und jede Beule und Schürfwunde, als sie das Feuer schürte. Sie legte sich hin, zog die Decke über sich und den Helm. Erst nach einer Weile schlief sie ein. Ihre Träume waren verworren: Ein geflügelter Helm verfolgte sie durch endlose Gänge und krächzte wie eine Krähe, während unsichtbare Hunde bellten und durch die Falten der Zeit jagten.
    In Panik floh Malian vor der wilden Meute, bis eine Hand in einem schwarzen Handschuh ihre Schulter ergriff und sie herumriss. Sie rechnete damit, die Maske des Jagdmeisters zu sehen, doch stattdessen lächelte Yorindesarinen sie an. Sie trug eine Krone aus Sternen. Die Heldin wandte sich dem mondhellen Helm zu, der mit ausgebreiteten Phönixschwingen neben ihr schwebte. Die Heldin und der Helm sahen sich aus glänzenden Augen lange an. Wenn sie dabei etwas sagten, dann geschah es in einer Sprache, die Malian nicht hören konnte.
    Die Schwingen des Phönix breiteten sich noch weiter aus, und der Helm verwandelte sich in eine Krähe. Die Heldin streckte den Arm aus, und die Krähe setzte sich darauf.
    » Ich bin dankbar « , sagte Yorindesarinen. Ihr Gesichtsausdruck war ebenso sanft wie traurig. » Aber ich dachte, du wärst fertig mit den Derai. «
    Die Krähe hob die Flügel und krächzte. Es war ein wilder, harter Schrei, der in Malians Kopf widerhallte

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