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Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
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zugerichteten Ausrüstung beschäftigt.
    Nhairin zögerte, als sie sah, wie Asantir sich von den Plänen abwandte und sich um die neuesten Meldungen kümmerte, die hereinkamen. Sarus hatte das Tempelviertel gesichert, so berichtete ein Bote, aber es sah dort sehr schlimm aus. So übel wie im Quartier des Erben oder sogar noch schlimmer. Die Angreifer waren entschlossen und gnadenlos vorgegangen, obwohl fast alle, die sie getötet hatten, unbewaffnet waren. Schlimmer noch – und jetzt sah man das Weiße in den Augen des Boten – dort hatte eine Art Dämon gewütet. Dieser hatte den Geist und die Seelen seiner Opfer vollkommen aufgesaugt.
    Ein dumpfes, beunruhigtes Murmeln lief durch die herumstehenden Wachen. Doch Asantir hielt ihre freie Hand hoch und brachte sie zum Schweigen. » Die Hauptsache ist « , sagte sie ruhig, » dass wir ihn in die Flucht geschlagen haben. Benötigt Sarus weitere Truppen? «
    Der Bote schüttelte den Kopf. » Er sagte, das wäre nicht nötig, Hauptmann. Allerdings wären sie ihm willkommen, wenn Ihr sie entbehren könnt. «
    Asantir nickte und wandte sich an eine der Wachen neben ihr. » Kyr, nehmt Euch weitere zwanzig Kämpfer und verstärkt die Truppen von Sarus. Sagt ihm, dass ich, sobald ich hier fertig bin, auch zu ihm stoße. «
    Sie wandte sich umgehend dem nächsten Boten zu, der japste, er käme von Lannorth, der sich beim Grafen der Nacht befände. Asantirs Stirn glättete sich ein wenig. » Wie sieht es dort aus? «
    » Lannorth berichtet, dass der Kampf erbittert war « , antwortete der Bote. » Doch sie haben die Eindringlinge zurückgeschlagen, und der Graf ist in Sicherheit. «
    » Und die Erbin? « , warf Nhairin scharf ein. » Welche Neuigkeiten gibt es von Malian? «
    Asantir sah sich um. » Keine « , sagte sie müde. » Wir suchen nach ihr, doch wir müssen jeden Bereich, durch den wir gehen, einzeln sichern – und das braucht seine Zeit. «
    Nhairin humpelte zu ihr hinüber. » Was ist mit der Alten Burg? « , fragte sie.
    Asantir kniff die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. » Von dort « , sagte sie, » kam der Feind – und dort ist auch das Schlupfloch, in das er sich zurückgezogen hat. Wir können ihn dort nicht verfolgen; erst dann, wenn die Neue Burg gesichert ist. Und das ist noch nicht geschehen. «
    Nhairin runzelte die Stirn und biss sich auf die Lippe. » Was ist mit Gerenth? « , fragte sie. » Vielleicht könnte er einige Truppen aus der Hauptgarnison abstellen? « Ihre Stimme brach, als sie Asantirs Ausdruck sah. » Tot? « , flüsterte sie.
    Asantir nickte. » Die Eindringlinge hatten einen Hinterhalt gelegt, und Gerenths Truppe bekam den Hauptschlag ab. Ich habe an seiner Stelle das Kommando über die Burg übernommen. Doch wir können keine Truppen erübrigen, Nhairin. «
    » Aber was, wenn Malian gefangen genommen wurde? « , protestierte Nhairin. » Die Angreifer könnten sie gerade jetzt verschleppen oder ihr Schlimmeres antun. «
    Der Hauptmann der Ehrenwache schüttelte den Kopf. » Das ist möglich, doch bisher haben die meisten der Eindringlinge nicht lange genug überlebt, um zu fliehen. Sie haben gekämpft wie in die Enge getriebene Ratten, anstatt das Weite zu suchen. Bis zur letzten Sekunde haben sie versucht, sich einen Weg in die Neue Burg zu bahnen, als ob sie hinter etwas oder jemandem her wären, der wichtiger ist als ihr eigenes Leben. Derartiges Verhalten « , so betonte sie, » passt nicht zu einem Feind, der eine Geisel wie den Erben der Nacht als Grundlage für Verhandlungen hat. Außerdem haben sie keine anderen Gefangenen gemacht. Ganz im Gegenteil. «
    Unter diesen Umständen, so musste Nhairin im Stillen zugeben, war es unwahrscheinlich, dass man Malian gefangen genommen hatte. Dennoch war ihr Verbleib so rätselhaft wie die Identität desjenigen, der den Burgalarm ausgelöst hatte. Ornorith, die Göttin des Glücks, hatte den Derai in dieser Nacht beide Gesichter gezeigt: Viele waren bei dem unerwarteten Angriff ums Leben gekommen, doch hatte es eine Warnung gegeben, bevor es zu spät war.
    » Es zahlte sich allerdings nicht aus « , so dachte Nhairin, » die rätselhafte, zweigesichtige Gottheit zu unterschätzen. War die verschwundene Erbin ein weiteres Indiz für Ornoriths Einfluss, oder war da noch eine weitere Macht im Spiel? «
    Die Hofmarschallin erschauerte. Zu viele unbeantwortete Fragen, sagte sie zu sich. Aber es ist undenkbar, dass die Erbin der Nacht einfach verschwindet. Man musste sie finden, und zwar

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