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Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
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Frau schrie gequält auf. » Haltet durch! « , schrie Asantir. Dabei versuchte sie gemeinsam mit Soril, dem Angriff in die Flanke zu fallen. » Verteidigt sie, Haus der Nacht! «
    Ein weiterer Wachmann sprang herbei, um ihnen zu helfen. Eria und die verbleibenden Priester schrien, wie als Antwort auf den Ruf des Hauptmanns. Es war ein unglaublicher Schrei wie aus einer Kehle, der gegen die niedrige Decke des Raums donnerte. Die Lichter in ihren Händen wurden zu lodernden Säulen aus gleißendem Weiß. Dann verwandelten sie sich beinahe sofort in geschmolzenes Gold, das wie Speere nach außen flog, mitten ins Herz des Irrlichts. Die beiden Feuer prallten zusammen und drehten sich mit großem Getöse, das das Wogen des Kampfes wiedergab, aufwärts. Doch die goldene Flamme brannte heißer und erstreckte sich bis zum Dach. Allmählich verblasste das schwache Licht und schrumpfte, bis es vollkommen aufgebraucht war.
    Die Angreifer brachen ab und rannten fort. Ihre Toten ließen sie zurück. Das goldene Licht schwebte hinter ihnen her, knisterte an ihren Fersen, verschlang sie aber nicht, wie das Irrlicht es getan hätte.
    » Halt! « , befahl Asantir zum zweiten Mal an diesem Tag. » Bleibt auf Position! Unsere Aufgabe ist es, diesen Ort zu verteidigen, nicht, die Verfolgung aufzunehmen. « Erstaunlicherweise schien sogar das goldene Licht ihrem Befehl Folge zu leisten: Es zog sich so schnell, wie es hinausgerast war, wieder zurück. Als es den Raum erreichte, spaltete es sich in sechs Ströme. Diese Ströme flossen wieder in die Lampen auf den Handflächen, die weiterhin golden funkelten. Ein schwacher goldener Schimmer schwebte in der Luft und warf seinen Schein auf die sechs verbliebenen Priester. Ihre Gesichter waren in sich gekehrt und ruhig, verloren in ihrer Trance. Doch alle sechs waren schweißgebadet.
    » Hol mich doch der Teufel! « , sagte Sarus und klang erschüttert.
    Serin und Ilor waren tot. Ihre Münder waren zu einem Schrei aufgerissen, ihre wunderschönen dunkelblauen Augen starrten ins Nichts. Sie lagen beide auf dem Rücken; Serin hatte die Arme weit ausgestreckt. Aus ihren Ohren und Nasenlöchern lief Blut, das bereits begann zu gerinnen. » Gedankenentleert « , sagte Garan, der neben ihnen kniete. » Es gab nichts Körperliches, gegen das wir hätten kämpfen können. Wir konnten nichts tun. «
    » Ich weiß « , sagte Asantir. Sie legte ihre Hand kurz auf seine Schulter.
    » War das das Goldene Feuer? « Lira, eine der Ehrenwachen bei Sarus, starrte die Kegellampen an. » Ist es zurückgekehrt? « Ihre Stimme war voller Hoffnung.
    » Vielleicht « , sagte Asantir. » Doch es könnte auch eine Eigenschaft der Lampen selbst sein. Erhofft Euch nicht zu viel, Lira. Wir müssen erst sicher sein. «
    Sie kehrte zu der Tür zurück, an der die überlebenden Wachleute sich der Toten und Verwundeten annahmen. Ber und Mareth sahen so aus wie die toten Priester. Ihre versengten Augen starrten etwas Entsetzliches an, das nur sie sehen konnten. Die anderen lagen neben ihnen. Soril stöhnte auf dem Boden. Ihre Gedärme quollen aus einer furchtbaren Wunde. Ein Schlag war einfach durch ihr Kettenhemd gegangen. Korin hatte ihren Helm abgesetzt. Soril schaute mit schmerzerfüllten Augen zu Asantir hoch.
    Die Lippen der Wache bewegten sich, als ob sie unbedingt etwas sagen wollte. Doch alles, was herauskam, war ein erneutes Schmerzensstöhnen und ein Blutrinnsal. Asantir kniete sich neben sie und beugte sich hinunter, um die Worte, die Soril ihr mitteilen wollte, zu verstehen.
    » Gnade … « Das Flüstern entrang sich ihrer Kehle. Dann folgte ein weiteres blubberndes Stöhnen.
    Asantir hielt Sorils Blick mit ihren Augen fest und griff nach der Hand der Wache. Mit der anderen Hand, die Soril nicht sehen konnte, zog sie einen feinen, schlanken Dolch aus der Scheide an ihrem Stiefel. Dann beugte sie sich noch weiter vor. » Zieht in Frieden « , sagte sie und ließ den Dolch unter Sorils Ohr hinweg in ihr Gehirn gleiten.
    Asantir blieb auf den Knien. Sie beugte sich weiter über die tote Wache und murmelte das Bittgebet an Hurulth, den Lord des Todes, den Schweigenden Gott. Dann stand sie auf. Ihre Lippen waren wie eine harte Linie. » Legt unsere Toten auf eine Seite « , sagte sie, » und bedeckt sie mit ihren Umhängen. « Sie warf einen flüchtigen Blick auf die Leichen der Angreifer, die auf der Türschwelle lagen. » Was die anderen angeht … Stellt sicher, dass sie wirklich tot sind, bevor Ihr Euch zu nah

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