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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Gebet an ihren persönlichen Dämon gerichtet hatten, dass er für Gewalt sorgen möge, lief dem Anlegen der Musketen hinterher.
    »Nicht so wichtig«, sagte Wenzel. Sein Lächeln war erloschen.
    »Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, die Waffen abzulegen«, sagte Johannes.
    »Wir tragen keine Waffen«, erwiderte Wenzel.
    »Schön, schön, schön …« Johannes fuhr sich mit der Rechten in sein Hemd und schnupperte dann erneut an der Handfläche. Er schlenderte um Wenzel herum und trat vor das Kirchenportal. Alexandra ließ seine Männer nicht aus den Augen. Johannes stand jetzt mitten zwischen Wenzel und seinen Mönchen, und selbst wenn Johannes’ Truppe sofort reagierte und feuerte, würden die Mönche ihn zu fassen kriegen, wenn sie sich auf ihn stürzten. Allerdings würden die Kugeln sie im selben Augenblick zerfetzen. Alexandra ahnte, dass Johannes davon überzeugt war, dass die Kugeln ihm selbst nichts anhaben würden, und diese Überzeugung hatte sich auf seine Spießgesellen übertragen. Wahnsinn, der einen Beweis für seine Gültigkeit vorlegen kann, ist ansteckender als eine Krankheit. Die Männer würden bei der erstbesten Gelegenheit blindlings schießen. Wenzel und den Mönchen blieb nichts übrig, als stockstill dazustehen.
    Johannes schlug mit der Faust gegen das Portal. Das Gemurmel des Gebets geriet ins Stocken und wurde durch neuerliche Schreie ersetzt.
    »Ihr guten Kinder von Grafenwöhr!«, rief Johannes mit überschnappender Stimme. »Macht auf, Johannes ist da … der Zorn Gottes.«
    »Vade retro, satanas!« , winselte der Pfarrer von drinnen.
    »Kein Böhmisch, Hochwürden. Mach das Portal auf!«
    »Nein … o Herr, schütze die, die auf dich vertrauen … Nein! Geht weg! Ihr habt uns schon genug angetan!« Man konnte hören, dass der Pfarrer vor Furcht weinte.
    »Es wird dir leidtun, Hochwürden, wenn du Johannes … zornig machst!«
    »O Herr … du bist mein Stab und mein Hirte … du salbst meinen Becher im Angesicht meiner Feinde …«, schluchzte der Pfarrer.
    »Hochwürden?«
    »… du weidest mich im finsteren Tal …«
    »Wenn du nicht aufmachst, knall ich das Volk hier draußen ab, und das Weib nagle ich mit ihren Titten an dein Kirchenportal.«
    Die Stimme des Pfarrers war die eines Mannes, der durch die Hölle seines eigenen Gewissens taumelte. »Es sind Fremde. Sie berühren uns nicht.«
    »Fremde? Es scheint, Johannes muss dir ein wenig … auf die Sprünge helfen!«
    Die Männer mit den Musketen lachten. Von der Gasse, die zur Kirche führte, ertönten Schreie und weiteres Gelächter. Alexandra sah mit steigendem Entsetzen, dass zusätzliche Spießgesellen des Wahnsinnigen aus dem Schlagschatten der Häuser traten. Sie stießen vier Gestalten vor sich her – einen Mann, eine Frau und zwei Jungen, einer halbwüchsig, der andere noch keine zehn Jahre alt. Wenzel murmelte etwas. Alexandra schluckte. Ihr Herz flog den vier Unseligen zu, und unwillkürlich ballte sie die Fäuste. Man hatte die vier nackt ausgezogen; sie bebten und schlotterten in der Kälte.
    »Rauf mit ihnen«, befahl Johannes.
    Die Gefangenen wurden mit Tritten und Knüffen zum Kirchenportal getrieben. Die Blicke, die Alexandra empfing, schnitten ihr in die Seele. Sie konnte nichts anderes tun, als beiseitezutreten, während die vier barfuß über den Schnee torkelten und zusammengekrümmt vor Johannes stehen blieben.
    »Stellt euch gegen das Kirchenportal, Hände an die Tür!«, sagte Johannes. Sie gehorchten zitternd und schluchzend. Johannes packte die Handgelenke des Mannes und zerrte sie nach oben. »Hände höher. So!« Der Mann fiel mit dem Gesichtgegen die Kirchentür, bevor er wieder Halt fand, die Arme nach oben ausgestreckt. Blut lief aus seiner Nase. Johannes stieß ihn erneut gegen das Holz, und seine Lippe sprang auf. Die Frau und die beiden Knaben gehorchten mit weit aufgerissenen Augen.
    »Sag was!«, befahl Johannes.
    Die Frau begann mit schriller Stimme zu schreien. »Hochwürden, o Gott … wir sind’s … wir wollten doch nur nachsehen, ob sich irgendwo noch ein paar Decken finden… sie haben uns aus dem Haus gezerrt … o Gott, Hochwürden, helft uns, sie bringen uns um … meine Kinder …« Die nackte Frau sank gegen die Tür und begann zu weinen. »Helft uns!«
    Von drinnen war die schockierte Stille von Menschen zu hören, die erkennen, dass ihre eigene Sicherheit möglicherweise vom grausamen Tod ihrer Nachbarn abhängt.
    »Ich zähle bis drei …«, sagte Johannes. Er schlenderte zu

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