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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Erkenntnis aus seinen Worten sie betroffen machte. Es hatte mehr als eine Gelegenheit gegeben, in der sie von Herzen gewünscht hatte, Sebastian möge … Doch nun mit der Tatsache konfrontiert zu werden … »Er ist tot?«, brachte sie schließlich hervor.
    Peter Silvicola beugte sich herab, um sein Gesicht so nahe wie möglich an die Fensteröffnung des Wagens zu bringen. Das Pferd geriet aus dem Schritt, und er musste eine Hand ausstrecken, um sich am Kutschendach festzuhalten. »Jemanden wie dich dürfte es freuen zu hören, dass er unter Qualen aus der Welt geschieden ist.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Agnes. »Freut es jemanden wie Sie zu wissen, dass er die Qualen verursacht hat?«
    Es war ein Schuss ins Blaue gewesen, aber er hatte getroffen. Die Augen des Jesuiten wurden schmal. Er riss am Zügel, und das Pferd erschrak und drehte sich einmal umsich selbst. Die Soldaten sprangen beiseite, Andreas drückte sich an die Kutsche, nur Melchior wich nicht vom Fleck. Mühsam brachte Pater Silvicola das Pferd wieder in seine Gewalt und lenkte es von der Kutsche weg.
    »Warten Sie, Pater Silvicola!«, rief Agnes ihm hinterher. »Sie müssen etwas wissen, was … das Buch betrifft.«
    Er musterte sie über die Schulter. Sie rollte die Augen in Richtung der Soldaten, die wieder in ihre Marschordnung gefunden hatten.
    »Warum solltest du es mir verraten wollen?«
    »Weil wir Sie umso eher los sind, wenn Sie das Buch ohne Schwierigkeiten an sich bringen können.«
    Nach einigen Herzschlägen lenkte er das Pferd wieder längsseits der Kutsche. Er bückte sich. »Sprich.«
    »Die Sache ist die …«, flüsterte Agnes.
    »Ich verstehe dich nicht!«
    »Wichtig ist, dass die mich nicht verstehen!«, sagte Agnes leise und ließ den Blick erneut zu den Soldaten rollen.
    Das Gesicht des Jesuiten wurde ausdruckslos, während er nachdachte. Er sah sich um und schien die Köpfe der Soldaten zu zählen. Nachdenklich betrachtete er Andreas und Melchior.
    »Du«, sagte er und deutete auf Andreas, »auf die andere Seite der Kutsche. Du«, er deutete auf Melchior, »reih dich ein.« Sein Kopf nickte zu den Soldaten. Es war klar, wen er für den Gefährlicheren der beiden Brüder hielt. Wäre die Situation anders gewesen, hätte Agnes gelächelt. Melchiors Vater war es immer ähnlich ergangen. In Gesellschaft mit einem Löwen, einem Drachen und einer Hundertschaft Dragoner hätte man ihn herausgewinkt und separiert, weil man ihn als die größte Bedrohung empfunden hätte. Melchior ließ sich von den Soldaten in die Mitte nehmen. Pater Silvicola stieg vom Pferd und drückte einem der Soldaten den Zügel in die Hand, dann trottete er neben der Kutsche her.
    »Die Teufelsbibel«, raunte Agnes, »wird von sieben schwarzen Mönchen bewacht. Alexandra wird nicht so einfach an sie herankommen!«
    Das Lächeln Pater Silvicolas war verächtlich. »Die Kustoden gibt es seit über fünfzig Jahren nicht mehr. Du musst mich für ausgesprochen dumm halten.«
    Nein , dachte Agnes. Eher hältst du mich für dumm, aber dafür bin ich dir geradezu dankbar . Es gab nicht viele Menschen, die wussten, dass vor fünfzig Jahren der Kreis der Sieben mit dem Tod Bruder Pavels und dem Verschwinden Bruder Buhs zerbrochen worden war. Abt Martin von Braunau hatte den Zirkel nach langem Zögern wieder komplettiert. Abt Wolfgang, sein Nachfolger, hatte ihn jedoch endgültig aufgelöst, im Irrglauben, dass es die Verantwortung Gottes war, die Wege der Menschen zu behüten, und nicht die Verantwortung der Menschen selbst. Von wem auch immer Pater Silvicola seine Informationen hatte – sein Wissen reichte nicht weiter als bis zu dem Umstand, dass Kaiser Rudolf die Teufelsbibel vermeintlich in seine Wunderkammer hatte bringen lassen. Es musste jemand sein, der dem teuflischen Codex nah genug gewesen war, um alle Einzelheiten zu kennen, aber nach den Ereignissen im Kloster von Braunau 1593 den Kontakt zu ihr verloren hatte. Wer konnte das sein? Pater Hernando de Guevara, der auf seiner eigenen Mission wegen der Teufelsbibel gewesen war und am Ende das Zünglein an der Waage dargestellt hatte? Aber der Pater war später zum Kardinal und Großinquisitor aufgestiegen und verstorben, lange bevor dieser junge Jesuit auf die Welt gekommen sein konnte.
    »Ich frage mich«, sagte Agnes, »was wohl aus dem Riesen geworden ist – Bruder Buh?«
    Über das Gesicht des Jesuiten lief ein Zucken. Sie erschrak, als er mit solcher Wucht gegen die Kutsche schlug, dass der Wagenverschlag

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