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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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nicht mehr so sicher an.
    »Zwei oder drei«, sagte Johannes. »Tatsächlich ist es der dritte Mann, über den Johannes mit Ihnen reden will.«
    »So? Dann lassen Sie den Mann sich setzen. Er sieht aus, als ob er Schmerzen hätte.«
    »Er hält es noch ganz gut aus. Solche wie ihn hat Johannes … noch ein paar.«
    Melchior legte beide Handflächen auf den Tisch und holte tief Luft. Dann fasste er Johannes demonstrativ ins Auge. »Wollen Sie mir mitteilen, dass Sie katholische Mönche festhalten?«
    »Es sin’ Benediktiner, verdammich«, sagte der zweite Mann.
    »Wenn du noch einmal dein Maul aufmachst«, sagte Melchior mit einer so gut gespielten kalten Wut, dass der Bewaffnete erschrocken blinzelte, »schieß ich dir eine Kugel in den Schädel, ohne dass du zuvor eine Dummheit zu begehen brauchst.« Er wandte sich an Johannes, ohne eine weitere Reaktion abzuwarten. »Ich gehe davon aus, dass Sie der Anführer einer Truppe von … nun, Glücksrittern sind.«
    »Der Ausdruck gefällt Johannes.«
    »Gut! Dann sagen Sie dem Scheißkerl dort, dass ich es ernst meine. Wenn hier geredet wird, dann tue ich das, und außer Ihnen antwortet niemand, ist das klar?«
    Die Augen des zweiten Mannes zuckten vor Wut. Johannes schien vage amüsiert, aber er sagte über die Schulter: »Der Ehrwürden hat noch nicht begriffen, dass … Johannes reden wird. Aber er hat recht damit, dass du den Mund halten sollst. Alles klar?«
    »Sicher, Johannes.« Die beiden Worte wurden von verkrampften Kiefern zerbissen.
    »Sie wollen mir vermutlich ein Lösegeldangebot machen«, sagte Melchior, um die Oberhand über das Gespräch zu behalten.
    Johannes zog die Augenbrauen hoch. »Bravo, Ehrwürden.«
    Melchior beugte sich wieder über seine Arbeit. »Sehe ich aus, als ob ich eine Benediktinerkutte trage?« Er hörte förmlich, wie Johannes’ Gedanken ins Stocken gerieten, aber er sah nicht auf, sondern tat so, als suche er ein bestimmtes Dokument. Schließlich deutete er auf eines, das Johannes, der an den Tisch getreten war, am nächsten lag. »Das da. Geben Sie her!«
    Johannes rührte sich nicht. Melchior sah auf. »Das Blatt da. Nun machen Sie schon!«
    Johannes’ Blicke huschten von dem Dokument zu Melchiors Gesicht und dann zurück. Dann begannen sie wild im Raum hin und her zu zucken. Melchior seufzte, erhob sich und angelte sich das Blatt selbst. Er hatte keine Ahnung, was darauf stand, aber es kam darauf an, die Komödie weiterzuspielen. Er erwartete jeden Moment, dass Johannes ihn packen würde, und versuchte, die rechte Hand in der Nähe der Pistole zu behalten. Nichts geschah. Man konnte erkennen, dass der Mann vor ihm ein Irrer war. Melchior hatte es geschafft, ihn aus seinem prekären Gleichgewicht zu bringen. Er bemühte sich, den immer panischer werdenden Blick von Bruder Tadeáš zu ignorieren. In seinem Kopf hatte sich ein Plan geformt, kaum dass er gehört hatte, dass der Mönch und seine Brüder in Johannes’ Gewalt waren. Wenzel und seine Taktiken! Beinahe fühlte er sich versucht, beiläufig zu fragen, ob Johannes schon vom Elften Gebot gehört habe.
    Melchior tat so, als überfliege er das Blatt. Dann hob er den Kopf. »Sind Sie immer noch da?«
    »Ich glaube, Sie verstehen nicht«, sagte Johannes mit schwankender Stimme. »Ich kann die Kerle jederzeit … totschlagen.«
    »Wenn Sie sich unbedingt mit zehntausend Benediktinern anlegen wollen, nur zu. Nun gehen Sie mit Gott und nehmen Sie Ihren Krempel mit.« Melchior vollführte eine vage Handbewegung in Richtung der beiden anderen Männer. Aus demAugenwinkel konnte er erkennen, dass die Gesichter des zweiten Marodeurs und Bruder Tadeáš’ einander glichen: riesige, ungläubig aufgesperrte Augen und Münder.
    Johannes stützte sich auf dem Tisch ab und schob den Kopf nach vorn. In seinen Mundwinkeln bildete sich Schaum. Er zitterte so stark, dass Melchior es durch die Tischplatte wahrnahm.
    Mit verdrossener Miene beugte Melchior sich vor und tat so, als benötige er ein weiteres Blatt, das zufällig direkt vor Johannes’ Händen lag.
    »Eine Stunde«, flüsterte Johannes erstickt. »Ich gebe Ihnen eine Stunde. Dann kastriere ich den ersten der Mönche und lass ihn … an seinem eigenen Schwanz … ersticken.«
    »Eine Stunde«, sagte Melchior blasiert. »Du liebe Güte, was ist schon eine Stunde.« Er wedelte mit der Hand. »Hebt euch hinweg.«
    Bruder Tadeáš warf ihm über die Schulter flehentliche Blicke zu, als er dem Zerren des Stricks hinterherstolperte, dem

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