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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Feuerkraft als wir. Wie viele sind das insgesamt?«
    »Diejenigen, die du übrig gelassen hast? Sechs oder sieben, ich habe den Überblick verloren.«
    »Ungefähr so viele wie wir.«
    »Was is’ jetzt?«, ertönte die gereizte Stimme.
    »Was ist was?«, schrie Melchior zurück. Wenzel sah ihm ins Gesicht und stellte fest, dass das Grinsen darin sich auf seine eigenen Züge stahl.
    »Wie in den alten Zeiten, was?«, raunte Melchior.
    »Wir haben so etwas noch nie erlebt«, sagte Wenzel.
    »Dann war es ja höchste Zeit«, sagte Melchior.
    »Ihr sollt euch ergeben, ihr verdammichten Arschlöcher!«
    »Warum?«
    Ein paar Herzschläge lang war Stille. Dann ertönte die Stimme von Johannes, und Wenzel wusste genau, wie derMann aussah: mit irren Augen, Schaum in den Mundwinkeln und bebenden Gliedmaßen. »ICH BRING EUCH ALLE UUUUUM!«, röhrte er. »Ihr seid TOOOOOT!«
    »Das ist vielleicht ’n Exemplar«, sagte Melchior. »Du musst dir deine Freunde sorgfältiger aussuchen.«
    »Zu uns kommen immer die, die beladen sind«, erklärte Wenzel. Dann richtete er sich hinter ihrer Deckung auf. »Komm und hol uns!«, schrie er zurück.
    Ein Schuss dröhnte. Die Kugel ging mehrere Schritt weit fehl. Eine weiße Wolke quoll zur Türöffnung herein.
    »Ich habe gehört, dass die Schlacht bei Lützen ebenfalls im Nebel geschlagen wurde«, sagte Wenzel.
    »Und wer hat gewonnen?«
    »Keiner. Am Ende waren auf beiden Seiten fast alle tot, einschließlich eines Königs.«
    »Gut, dass unter uns kein König ist. Achtung – sie kommen!«

    Später dachte Wenzel, dass so wie er sich wohl ein Soldat in der Schlacht fühlen musste. Nicht während jener schrecklichen Minuten, in denen die Linien aufeinander zuschritten, die Kugeln und die Kanonenladungen des Gegners links und rechts die Kameraden davonfegten, blutige Schneisen aus zermalmtem Fleisch und zuckenden Gliedmaßen rissen und Schauer aus Blut und Gedärmen einen durchnässten; sondern wie in jenen Augenblicken, in denen man dem Feind in die Augen sehen konnte und alles sich in einem brüllenden, fluchenden, keuchenden Nahkampf aus Wut und Tobsucht auflöste und dem Wunsch, die Krallen in das Gesicht des Feindes zu schlagen und ihm die Augen herauszureißen. Die Musketen von Johannes’ Männern gingen los im mehrfachen Dröhnen eines Sperrfeuers, das die Kugeln im Refektorium herumjaulen ließ, Holzfetzen aus dem Thronsessel hackte und Putzbrocken durch die Luft schleuderte. Dann stürmtendie Marodeure mit Gebrüll durch die Tür. Die ersten sprangen nebeneinander durch die Öffnung, prallten zusammen und gegen die Türpfosten, stolperten über den Leichnam ihres Kumpans, den Melchior mit seiner Pistole getroffen hatte, und fielen zu Boden. Die nächsten hinter ihnen setzten über sie hinweg. Wenzel und Melchior hatten auf sie gezielt. Zwei Körper krümmten sich und fielen denen, die hinter ihnen herandrängten, vor die Füße. Dann waren sie heran, immer noch ein halbes Dutzend stark. Der Nahkampf entbrannte, und Wenzels Denken ging unter in der Aufgabe, sich zu wehren, sich zu behaupten … den Gegner zu vernichten.
    Er sah Bonifác mit dem Kolben seines weit geschwungenen Schießprügels ein Gesicht treffen und dieses verschwinden, als der Angreifer sich überschlug und liegen blieb. Er sah den Pulverdampf aus dem Lauf einer Pistole quellen und den Feuerstrahl, der daraus hervordrang, und er sah Bonifác sich zusammenkrümmen und nach vorn fallen. Er sah eine Gestalt auf sich zurennen, das Rapier vorgestreckt, und er wich aus und brachte seine Muskete zwischen die Beine des Angreifers, und sein eigenes Tempo ließ diesen vorwärtstaumeln und in die Kaminöffnung hinein, wo er mit dem Schädel gegen die Wand rannte und zwischen den dort versteckten Mönchen zusammensackte. Er sah …
    … Melchior, der in der Rechten ein Rapier und in der Linken einen Dolch hielt und mit den eleganten Bewegungen eines Tänzers den einen Klingenstoß mit seinem Rapier blockte und mit der Parierstange seines Dolchs die Klinge seines Gegners einfing, sie abbrach und dann mit einer Drehung sein Rapier durch den Leib des Marodeurs stieß …
    … Bruder Bonifác, der nicht getroffen war, sondern sich von Melchior etwas abgeschaut zu haben schien, einen Purzelbaum vorwärts machte und im Hochkommen den Kopf zwischen die Beine eines Angreifers rammte, woraufhin dieserseine Pistole verlor und sich auf dem Boden zu winden begann wie ein Fisch …
    … den Mann, der Johannes zur Kommende begleitet

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