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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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wurden, obwohl ein direkter Zusammenhang besteht. Ich meine den Vorfall im Kloster von Podlaschitz, wo ein wahnsinnig gewordener Mönch zehn Frauen und Kinder tötete, darunter die hochschwangere Gattin eines Diebes, Betrügers und selbst ernannten Alchimisten.«
    »Podlaschitz ist eine Ruinenlandschaft«, erwiderte Agnes und versuchte, ihre Bestürzung zu verbergen.
    »Heute. Damals nicht. Noch nicht. Podlaschitz war nur noch der Abglanz eines einst mächtigen Klosters, aber seine Mauern standen noch, und in seinen Tiefen wurde etwas behütet,das nie hätte geschaffen werden sollen. Als die Frauen und Kinder – es waren Flüchtlinge aus Frankreich, die bis nach Böhmen zu ihren protestantischen Verwandten geflohen waren – unter den Hieben des Mönchs fielen, brachte die Schwangere, selbst im Sterben liegend, ein Kind zur Welt. Der Abt befahl, das Kind zu töten, aber der damit beauftragte Mönch versagte ihm den Gehorsam. Kommt dir die Geschichte bekannt vor?«
    »Eine ungewöhnliche Tragödie«, sagte Agnes, obwohl sie wusste, dass jeder Leugnungsversuch vollkommen vergeblich war. Wenn er so viel wusste, dann kannte er auch den Rest.
    »Dieses Kind hat nichts als Unheil gebracht. Es hätte nicht leben sollen, aber dennoch ist es gesund dem Leib einer Sterbenden entsprungen. Es hätte getötet werden sollen, aber es wurde verschont. Es hätte verhungern, verdursten, erfrieren sollen, aber es fand einen Retter. Es hätte im Feuer umkommen sollen, aber es entkam den Flammen.« Der Jesuit atmete schwer, und seine Augen glänzten vor Erregung. »Du hast Unglück über die Menschen gebracht, Agnes Khlesl, nichts als Unglück! Du bist das wahre Kind der Teufelsbibel, und meine Seele und die des Menschen, dem ich mein Leben verdanke, werden erst Ruhe finden, wenn ihr beide vernichtet seid!« Er schien zu erkennen, dass seine Stimme sich überschlagen hatte. Verkrampft fuhr er sich mit der Hand durch das Gesicht.
    »Das ist Unfug«, sagte Agnes rau. »Ich war das erste Opfer der Teufelsbibel.«
    »Du und dieses Buch, ihr seid eine Verbindung eingegangen. Es lebt durch dich. Solange du atmest, wird auch es atmen. Solange du lebst, wird auch die Erinnerung daran leben. Solange du existierst, wird es in der Welt sein. Ich werde dich auslöschen, und ich werde die Teufelsbibel auslöschen. Ihr werdet beide durchs Feuer gehen, und die Welt wird nachher ein reinerer Ort sein und Frieden möglich.«
    »Selbst wenn das wahr wäre – du hast die Teufelsbibel noch nicht.«
    »Sie ist in Podlaschitz«, sagte er einfach.
    »Du irrst dich«, erwiderte Agnes und fragte sich, woher er seine Informationen hatte.
    »In Prag liegt die wertlose, vollkommen harmlose Kopie. Das Original war in Braunau, doch das Kloster von Braunau ist tot. Es gibt keinen anderen Ort, der ähnlich sicher wäre als der, wo sie geschaffen worden ist.«
    Es hörte sich nicht plausibel genug an. Er musste eine andere Quelle haben … eine, die beängstigend nah an die Wirklichkeit angelehnt war … eine, die er ihr nicht verraten würde.
    »Und Alexandra und …«
    »Deine Familie interessiert mich nicht. Sie sind von deinem Fleisch, aber du bist vom Fleisch der Teufelsbibel, und daher ist es dein Ende, das zählt. Dein Sohn Andreas wird getötet werden, sobald er General Königsmarck den Weg nach Prag hinein gezeigt hat. Seine Frau und seine Tochter werden wahrscheinlich verschont und für die Soldaten aufgehoben werden, wenn die menschliche Beute aus der Eroberung Prags nicht … bessere Exemplare … einbringt. Was die anderen betrifft – sie kümmern mich nicht. Der General wird Prag einnehmen, und ob sie nachher unter den Gefangenen sind oder unter den Toten oder unter denen, die die Toten beweinen, ist ohne Belang.«
    »Ich dachte, du hältst Alexandra für eine Hexe.«
    »Sie glaubt, dass ich sie für eine Hexe halte. Sie glaubt, dass ich euch alle für Hexen halte. Wäre das nicht der Fall, wäre sie nicht gegangen. Wir beide wissen, dass es etwas viel Schlimmeres als Hexen gibt.«
    Agnes schnaubte. »Du wolltest sie nur aus dem Weg schaffen? Du hattest Angst, dass du mit ihr nicht fertig werden würdest! Töten konntest du sie nicht, jedenfalls nicht inWürzburg, und später, auf der Strecke, wäre es schwer gewesen, einen kaltblütigen Mord vor den Soldaten zu rechtfertigen. So vertrackt gedacht wie ein Jesuit, Pater. Vor zwanzig Jahren hätte ich noch gesagt, du machst deinem Orden alle Ehre, aber in Wahrheit stellst du eine Beleidigung für ihn

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