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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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um ihr zu prophezeien, dass sie dies in den nächsten Stunden ausgiebig würde üben können. Mit Mühe gelang ihr ein verächtliches Lächeln, das darunter litt, dass ihre Mundwinkel zitterten.
    »Un’ wer is’ Wenzel?«, fragte der Soldat, der sie festhielt.
    »Der eine Gaul heißt so«, grunzte einer. »Oder nich’?«
    »Ich heiß auch Wenzel«, kicherte ein anderer und spitzte die Lippen wie zu einem Kuss. »Ich lass mich aber nich’ reiten, ich reit selbst!« Er bewegte das Becken vor und zurück. Die anderen lachten.
    »Un’ ich auch!«
    »He, Gnädigste, ich bin der einzig wahre Wenzel hier!«
    Alexandra fühlte die Kälte, die durch ihren Leib rann und sie auf die Knie sinken und um Gnade bitten lassen wollte. Sie blieb stehen und ballte die Fäuste.
    Dann teilte sich der Ring der Soldaten, und Alexandras Mund öffnete sich. Fassungslos stierte sie die schmale, dunkle Gestalt mit dem roten Haarschopf an, die in die Mitte des Kreises trat. Die blauen Augen musterten sie kalt.
    »Ich habe dich unterschätzt«, sagte Pater Silvicola. »Und gleichzeitig spielst du mir in die Hände wie mein bestes Werkzeug. Jetzt bin ich sicher, dass die Teufelsbibel hier ist. Du wolltest Schaufeln und Fackeln? Wir haben alles dabei. Eine Fackel werden wir aufheben – für den Scheiterhaufen. Es ist genug Holz da für noch eine Person.«
    Er machte eine Kopf bewegung, und zu Alexandras steigendem Entsetzen führten zwei Soldaten Agnes herbei. Sie war zerzaust und schmutzig, aber unversehrt; offenbar hatte niemand ihr etwas getan. Aber das war nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war der Ausdruck von Panik, der sich auf Agnes’ Gesicht zeigte, als sie Alexandra erblickte. Plötzlich war Alexandra klar, dass ihre Mutter nicht gewusst hatte, dass die Teufelsbibel hier war. Cyprian Khlesl und Andrej von Langenfels mussten auf eigene Faust gehandelt und gedacht haben, dass der Codex umso sicherer war, je weniger Personen von seinem neuen Aufenthalt wussten. Agnes wiederum hatte geglaubt, dass Pater Silvicola auf die falsche Fährte geraten war und dass es letzten Endes nur noch eine Auseinandersetzung zwischen ihm und ihr war. Und nun musste sie nicht nur erkennen, dass der Jesuit tatsächlich am Ziel seiner Wünsche war; auch ihre längst in Sicherheit gewähnte Tochter war erneut seine Gefangene.

13.
    Zu seiner übergroßen Überraschung ließ man Andreas und seine Familie zunächst in Ruhe. Tatsächlich schien sich überhaupt niemand mehr um sie zu kümmern, seit der Offizier, der die Viehherde hatte hertreiben lassen, seine Vorgesetzten über sie informiert hatte. General Königsmarck waren sie nicht vorgestellt worden; Andreas glaubte aufgeschnappt zu haben, dass der General nicht im Lager weilte. Er erkannte es als Galgenfrist und war zuerst erleichtert; dann, zu seinem eigenen Erstaunen, wünschte er sich in zunehmendem Maß, dass die Konfrontation endlich stattfinden möge. Er war nie einer gewesen, der ein Ende mit Schrecken einem Schrecken ohne Ende vorgezogen hätte; doch er spürte, dass er mittlerweile an einem Punkt angekommen war, an dem weiteres Hinausschieben des Endes unerträglich wurde.
    Zugleich erkannte er, dass die Ignoranz, die die Offiziere des Königsmarck’schen Heers ihnen entgegenbrachten, sich auch darauf erstreckte, wo sie die Nacht verbringen sollten. In einem der Zelte um Aufnahme zu bitten, in denen die Soldaten zu sechst oder mehr schliefen, verbot sich von selbst. Befehle hin oder her, eine Nacht zwischen den Soldaten hätten sie nicht überlebt. Ihm kam eine Idee, als er das Muhen der Kühe hörte, die man mit den anderen Tieren in einem Pferch aus hastig gefällten Bäumen außerhalb des Lagers zusammengetrieben hatte. Er näherte sich mit klopfendem Herzen dem Offizierszelt und sprach einen der Männer an.
    »Die Kühe müssen gemolken werden«, sagte er.
    »Ach«, machte der Offizier. »Du kennst dich wohl aus, oder?«
    »Das nicht, aber ich bin sicher, Sie haben ehemalige Knechte und Bauernsöhne unter Ihren Männern. Fragen Sie die.«
    »Brauch ich nicht«, sagte der Offizier. »Tatsächlich wollen die Hornböcke abglyssen. Und weil du so ein schlaues Kerlchenbist, wirst du mit deinen Weibern mithelfen, dass es nicht die ganze Nacht dauert. He, du!«
    Ein Soldat, der vorbeigeschlendert war, blieb stehen. »Lieutenant?«
    »Bring den Kandirer und seine Mossen zum Pferch. Sie sollen melken helfen.«
    Der Soldat nickte, trat zu Karina und klopfte ihr auf den Hintern. »Auf geht’s zum

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