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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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die man entweder entzweihauen oder absägen musste, wenn man unter das Skelett des Riesen gelangen wollte.
    Andrej kehrte mit Cyprian zurück. Dieser bückte sich und spähte an Christians Stiefeln vorbei.
    »Hab ich mir fast gedacht«, brummte er.
    »Was haben Sie sich gedacht?«, fragte Christian.
    »Hochwürden, wir ändern den Plan. Wir haben keine Zeit mehr, hier weiterzugraben. Wir geben Ihnen genug Geld, dass Sie ein paar Burschen bezahlen können, die den Rest erledigen. Dann gehen Sie nach Eger und bestellen dem Stadtrat schöne Grüße und dass er für ein namenloses Grab auf Ihrem Kirchhof sorgen und für die Beerdigung aufkommen soll. Die Kosten übernimmt die Firma Khlesl, Langenfels, Augustýn & Vlach in Prag. Wenn Sie diesen Namen nennen, wird es keine merkwürdigen Fragen geben. Ach ja …« Cyprian winkte ab, als Christian ihn unterbrechen wollte, »stellen Sie uns zusammen, was es kostet, einmal im Jahr eine Messe für den armen Teufel hier zu lesen – am besten am Nikolaustag. Der Mann war ein Riese, aber ein Kind im Herzen, und wenn sich jemand seiner Seele annimmt, dann der heilige Nikolaus.«
    »Aber was soll denn …«, stotterte Christian, als er endlich an die Reihe kam. »Ich dachte, wir graben auch noch den Leichnam des Jungen …«
    »Dafür, dass ein Mord vertuscht wurde, bei dem auch noch Jesuiten Zeugen waren, war mir Bruder Buhs Leiche von Anfang an zu wenig tief begraben. Das Waldstück hier ist zwar abgelegen, aber die schlauen Jungs von der Societas Jesu gehen keine unnötigen Risiken ein. Dass das Grabso flach ist, liegt an den großen Baumwurzeln. Sie konnten damals einfach nicht tiefer graben. Als sie bei den Wurzeln angekommen waren, gaben sie auf und legten Buh hinein.«
    Cyprian stieg aus dem Loch und klopfte Christian im Vorbeigehen auf die Schulter. »Kommen Sie mit zum Wagen, wir geben Ihnen alles Geld, das wir dabeihaben. Sie haben uns geholfen, und das soll Ihr Schaden nicht sein.«
    »Ja, aber …«
    Andrej schob ihn sanft auf den Wagen zu. »Unter dem Gerippe Buhs liegt keine weitere Leiche«, sagte er. »Der Junge damals … er hat überlebt.«

18.
    Nachdem sie den Pfarrer in Falkenau abgesetzt und ein oder zwei Meilen zwischen sich und den Ort gebracht hatten, ließ Cyprian den Wagen anhalten. Andrej reichte ihm wortlos den kleinen Verschlag mit seinem gurrenden Inhalt, und beide stiegen aus. Die Landschaft gab das Bild einer erstarrten Dünung ab, lange Wellen von sanften Erhebungen und flachen Tälern, die im grauer werdenden Nachmittagslicht nach Osten rollten, bedeckt mit schmutzig weißen Schneefeldern, gesprenkelt von Waldstücken. Da und dort stand eine kleine Rauchsäule in der Luft und zeigte an, dass es Dörfer und Menschen gab. Viel zu wenige Dörfer … viel zu wenige Menschen. Cyprian wandte sich ab. Der Anblick deprimierte ihn.
    »Viel haben die Schweden hier nicht übrig gelassen«, seufzte Andrej.
    »Die Kaiserlichen auch nicht«, sagte Cyprian.
    Sie sahen sich an. Cyprian nestelte den Verschlag auf, und Andrej holte die Taube heraus. Der Köcher an ihrem Bein war bereits mit der Nachricht gefüllt. Das Tier ruckte unruhigmit dem Kopf hin und her. Andrej warf die Taube in die Luft, und sie flatterte in einem weiten Kreis einmal um die beiden Männer herum und drehte dann nach Südosten ab. »Und jetzt?«, fragte Andrej.
    »Wir müssen damit rechnen, dass Buh dem Jungen erzählt hat, was er über die Teufelsbibel wusste.«
    »Vielleicht hat er ihm auch gar nichts erzählt. Oder wenn, besteht die Möglichkeit, dass der Junge kein Wort verstanden hat.«
    »Wer weiß, wie lange sie zusammen waren? Es können Jahre gewesen sein!«
    »Ich weiß, was du denkst, mein Freund. Ich warne dich … folge diesem Pfad nicht.«
    »Auf welchem Pfad befinde ich mich denn, Andrej?«
    Andrej schlang die Arme um den Oberkörper und sah zum Himmel, wo die Taube bereits verschwunden war. »Auf einem Pfad, der links und rechts von Gräbern gesäumt ist. Auf einem Pfad, den vor über fünfzig Jahren schon jemand gegangen ist, weil er fürchtete, dass ein Kind, das unschuldig am Leben geblieben war, obwohl alle es für tot hielten, das Geheimnis der Teufelsbibel verraten könnte und ihren Fluch über die Welt bringen würde.«
    Cyprian schwieg. Er hatte sich stets am besten darauf verstanden, dann zu schweigen, wenn man eigentlich einen Kommentar von ihm erwartete.
    »Wenn du auch nur daran denkst, diesen Jungen zu finden, dann hast du schon die ersten Schritte auf dem Weg

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