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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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einwenden wollen, dass es bedeutend einfacher gewesen wäre, gleich eine Brieftaube von hier nach Ingolstadt zu schicken, dann stimme ich Ihnen zu, aber so ist es nun mal.« Andrej lächelte freundlich in das vollkommen verwirrte Gesicht Christians hinein.
    »Sie sind Abgesandte der königlichen Statthalter in Prag, nicht wahr?«, rang der Pfarrer sich schließlich durch zu fragen.
    Cyprian schüttelte den Kopf. »Wir sind nur eine interessierte Partei, weiter nichts.«
    »Eine sehr interessierte Partei«, ergänzte Andrej.
    »Das Kind, das damals ebenfalls umgekommen ist, wäre hier in der gleichen Grube verscharrt worden?«
    Christian zuckte mit den Schultern und gab es auf, verstehen zu wollen, wo die beiden alten Knaben herkamen. »Ich nehme es an.«
    Cyprian kletterte aus der Grube und streckte sich. Mit seiner bulligen Figur und unten in der Grube hatte er klein gewirkt. Und wie beim ersten Mal, als er aus dem Wagen geklettertwar, so war Christian auch jetzt wieder überrascht zu sehen, dass der alte Mann ihn um Etliches überragte und nur wenig kleiner war als sein hagerer Freund. Nun ergriff Cyprian die Schaufel und drückte sie ihm in die Hand.
    »Hier, Hochwürden. Sie sehen aus, als würden Sie frieren.« Cyprian knöpfte seine Jacke auf. »Buddeln Sie ein bisschen, dann wird Ihnen warm. Sie sind noch jung – ich bin ein alter Sack und brauche Ruhe.«
    Andrej nahm die andere Schaufel und klopfte Christian auf die Schulter. »Kommen Sie, machen wir uns an die traurige Pflicht. Wahrscheinlich liegt das Skelett des Kindes unter dem von Bruder Buh. Was hast du vor, Cyprian?«
    »Ich bereite die Nachricht an Wenzel vor, damit wir sie gleich losschicken können. Wenn die Taube nicht in der verdammten Kälte erfroren ist.«
    »Bestell ihm schöne Grüße von mir«, sagte Andrej und stieg in die Grube zu dem halb freigelegten Gerippe hinunter.
    »Ehrwürdiger Vater, schöne Grüße von deinem Herrn Papa, und wenn wir Pech haben, wissen die Jesuiten, wo …«
    »Ha-rrrumph!«, machte Andrej.
    »… alles ist«, sagte Cyprian und verzog das Gesicht. »Herrgott, nimmt das denn nie ein Ende? Ich bin zu alt für diesen Mist.«

    Nach einer Weile fühlte Christian Herburg die Kälte nicht mehr, und wenn er nicht um eine skelettierte Leiche herumgegraben hätte, hätte ihm die Arbeit vermutlich sogar Spaß gemacht. Andrej grub auf der anderen Seite, langsam und methodisch und ab und zu innehaltend und den blanken Schädel musternd.
    »Woher kennen Sie ihn?«, fragte Christian schließlich.
    Andrej sah auf. »Hmm?«
    »Den Toten. Woher kennen Sie ihn?«
    »Das ist eine lange Geschichte, Hochwürden.«
    »Und Sie und … Cyprian? Haben Sie eigentlich noch andere Namen?«
    Andrej grinste. »Darauf können Sie wetten, Hochwürden.«
    »Na … und?«
    »Was wollten Sie wissen über mich und … Cyprian?«
    Unwillig brummte Christian: »Was das alles hier soll … Wer Sie beide sind … wer der arme Kerl hier wirklich ist … Bruder Buh … das ist doch kein Name.«
    »Er hat drauf gehört, als er noch am Leben war.«
    Christian versuchte sich einen Reim auf das Mienenspiel des hageren alten Mannes zu machen, der ihm gegenüberstand. Es war mehr Schatten als Licht darin, während dieser den Totenschädel anstarrte, so viel war sicher.
    »Eine lange Geschichte, Hochwürden«, murmelte Andrej. »Sie beginnt mit einem Unwetter irgendwo am Ende der Welt, und wo sie endet, weiß der Teufel.«
    »Gott der Herr weiß es«, erwiderte Christian.
    Andrej sah ihm in die Augen. Dann schüttelte er den Kopf und lächelte ein freudloses Lächeln. Christian lief es kalt den Rücken herunter.
    »Graben wir weiter«, sagte er rau. Erst nach ein paar Schaufelstößen wurde ihm klar, dass Andrej nicht mitgrub.
    »Was ist los?«
    »Kommen Sie doch mal auf meine Seite herüber, Hochwürden.«
    Christian tat ihm den Gefallen, selbst erstaunt, wie beschwingt er sich fühlte nach den paar Minuten körperlicher Arbeit.
    »Fällt Ihnen was auf?«
    »Äh … nein …«
    »Hmmm«, machte Andrej. Er drückte dem Pfarrer die Schaufel ohne große Umstände in die freie Hand und marschierte zum Wagen hinüber. Christian sah ihm ratlos nach,dann musterte er den Toten. Er lag nicht sonderlich tief, sodass die Erde auch unter ihm gefroren war – eine Heidenarbeit, weiterzugraben und ihn und das Gerippe des Jungen, von dem die beiden alten Kerle glaubten, dass es darunterliegen müsse, herauszulösen. Zu allem Überfluss war da auch noch eine dicke Baumwurzel,

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