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Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Titel: Die Erbin und ihr geliebter Verraeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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benutzte, wenn er sie nicht genauso benutzen würde – und Schlimmeres im Sinn gehabt hatte.
    „Dorling“, begrüßte Jane ihn.
    Er drehte sich um, ließ dabei seine Taschenuhr im Rock verschwinden. Es wäre nicht zutreffend, wenn man behauptete, er lächelte. Sein Gesichtsausdruck ähnelte keinem Lächeln, das Jane bislang gesehen hatte. Es war viel zu geübt, zu durchtrieben.
    „Haben Sie sich um alles gekümmert?“, erkundigte sich Jane.
    Als sie vorhin mit ihm gesprochen hatte, hatte sie ihm nur das Nötigste mitgeteilt. Dass sie fortmüsse. Mit ihm. Heute Nacht. Details würden sie später klären.
    Sie hatte nie direkt gesagt, sie wolle mit ihm durchbrennen, aber sie hatte es durchklingen lassen.
    Er lächelte wieder. „Das habe ich“, sagte er. „Haben Sie das Geld dabei?“
    Jane spürte die Geldrolle überdeutlich zwischen ihren Brüsten. „Ja. Wir müssen reden.“
    „Dafür haben wir noch genug Zeit auf dem Weg nach Schottland.“
    „Ja, nun … Darüber müssen wir reden. Es gibt hier ein Missverständnis. Ich werde nicht mit Ihnen durchbrennen.“
    Er schaute sie verständnislos an, und sein Lächeln erstarb. „Aber ich habe Ihrer … Das heißt, ich habe Ihrer Tante eine Nachricht geschrieben. Denken Sie doch an Ihren Ruf.“
    Sie schnaubte. Ihr Ruf? Ein Jahr lang hatte sie den Ruf gehabt, eine schrecklich unhöfliche, dumme und einfach grässliche Frau zu sein. Den hatte sie mit Absicht erworben und gehegt und gepflegt. Ihr Ruf war nicht geschwärzt, aber eindeutig angeschmutzt. Einen weiteren Fleck würde sie schon verschmerzen.
    „Es ist nicht genug Zeit, alles zu erklären“, sagte Jane.
    „Aber …“
    „Ich werde nicht mit Ihnen durchbrennen. Ich werde Ihnen Geld geben, damit Sie unser Durchbrennen vortäuschen. Das ist nicht schwer. Sie können entweder nichts bekommen oder eine stattliche Summe. Die Wahl liegt bei Ihnen.“
    „Geld?“ Er wirkte verblüfft von ihrer Äußerung. „Wie viel Geld?“
    „Fünfhundert Pfund. Alles, was Sie tun müssen, ist heute Nacht die Stadt zu verlassen und drei Tage lang nicht wieder zurückzukommen. Dafür bekommen Sie fünfhundert Pfund, Dorling.“
    „Aber …“
    „Kein Feilschen. Nur Bargeld.“
    Er war verärgert. „Das war nicht die Wahl, die ich wollte. Aber gut. Dann lassen Sie mich das Geld sehen.“
    Sie wandte ihm den Rücken zu. Um mit den Finger an das Geld in ihrem Ausschnitt zu kommen, musste sie sich einen grünen Handschuh auszeihen. Aber es war so angenehm, die Geldscheine aus ihrem Versteck zu holen, sodass sie nicht länger drückten. Sie rieb sich verstohlen die schmerzende Stelle und erkannte zu spät, dass es keine gute Idee war, das zu tun, solange Dorling in der Nähe war, egal, wie unschuldig ihre Absichten waren. Sie drehte sich wieder zu ihm um.
    Sobald sie das tat, stockte ihr der Atem, denn sie schaute geradewegs in den glänzenden Lauf einer Pistole. Ihr wurde ganz kalt, und die Welt verengte sich auf die Mündung des Pistolenlaufs. Ihre Hände schienen gefühllos, und es gelang ihr nur gerade so, ihren Handschuh nicht fallen zu lassen.
    „Ich hasse es, das zu tun, meine Süße“, erklärte Dorling. „Aber ich beherrsche die einfache Mathematik. Du bietest mir fünfhundert Pfund, damit ich dich gehen lasse, aber ich werde einhunderttausend haben, wenn wir heiraten. Das ist kein Vergleich.“ Während er das sagte, streckte er die Hand aus und nahm ihr das Geld aus den tauben Fingern.
    „Sie können mich nicht mit vorgehaltener Waffe heiraten“, erwiderte Jane.
    „Nein.“ Er klang unglaublich unglücklich. „Aber ich kann dich dazu zwingen, mit mir zu kommen. Ich weiß, das sieht übel aus, Kleines, aber ich bin entschlossen, ein vernünftiger Ehemann zu sein. Irgendwann wirst du mir verzeihen.“
    „Sie meinen, Sie würden erlauben, dass ich mein Geld dafür verwende, meinen Onkel zu blamieren, falls er meine Schwester misshandelt?“
    Er lächelte. „Ah, du musst uns heute Morgen belauscht haben. Jetzt ergibt alles einen Sinn. Tut mir leid, Liebling. Ich habe ihm darauf mein Wort gegeben. Wenn du meinem Wort nicht trauen kannst, warum solltest du mich dann überhaupt heiraten?“
    Eine seltsame Frage. Er schien gar nicht zu merken, dass er ihr gerade mit vorgehaltener Waffe fünfhundert Pfund gestohlen hatte und ihr vorschlug, ihr die Freiheit auf ganz ähnliche Weise zu nehmen.
    „Wie reizend“, sagte Jane, „dass Sie ein Ehrenmann sind.“
    Glücklicherweise hörte er den Sarkasmus in ihrer

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