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Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Titel: Die Erbin und ihr geliebter Verraeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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Stimme nicht. Jane blickte verstohlen über ihre Schulter, aber von Oliver war nichts zu sehen.
    Und was hätte er schon tun können? Sie brauchte Dorling. Er musste verschwinden, damit ihre Tante dachte, Jane sei mit ihm auf und davon.
    Also musste Jane klüger sein als er und hoffen, dass sich bald eine günstige Gelegenheit ergab. Denn sie hatten nur ein schmales Zeitfenster, um ihre Tante in dem Glauben zu wiegen, sie sei durchgebrannt und nicht auf dem Weg nach Cambridge, um ihre Schwester zu retten.
    „Sie lassen mir keine Wahl“, stellte Jane fest.
    Dorling lächelte. „Gut“, sagte er. „Dann besteht auch keine Notwendigkeit für mich, den Äther zu benutzen. Lass uns zur Kutsche gehen.“
    Äther. Jane versuchte, nicht zusammenzucken. „Natürlich“, sagte sie. Er nahm sie am Arm – und es gelang ihr, ein Zurückzucken zu unterdrücken – und führte sie über den Korridor.
    Sie wagte nicht, zurückzusehen.
    „Wohin gehen wir?“, fragte sie tapfer. „Und welche Route nehmen wir?“ Je mehr sie wusste, desto besser konnte sie einen Plan schmieden.

Kapitel 21

    E INE E NTFÜHRUNG, ÜBERLEGTE J ANE ein paar Stunden später, war todlangweilig. Dorling saß ihr gegenüber in der Kutsche, die Pistole immer noch in der Hand. Die Kutsche war geschlossen, und vor den Glasscheiben der Fenster war nichts als die unscharfen dunklen Umrisse des nächtlichen Waldes zu sehen. Sie waren eine gute Weile nach Norden gefahren, und alles, was Jane wollte, war gähnen.
    „Gibt es einen Gasthof in der Nähe?“, erkundigte sie sich. „Kehren wir für die Nacht irgendwo ein?“
    „Irgendwann“, lautete Dorlings knappe Antwort.
    Sie gähnte wieder und spähte aus dem Fenster. Umrisse von großen, knorrigen Ästen zogen vor dem Fenster vorbei. Sie versuchte es mit Baumzählen. Bei siebenundvierzig hielt die Kutsche an – was sie überraschte, da kein Anzeichen auf Zivilisation in der Nähe hinwies.
    „Was tun wir hier?“, frage Jane.
    Aber Dorling wirkte so verwirrt, wie sie sich fühlte. Er schüttelte den Kopf und winkte sie zurück.
    Ein paar Augenblicke später öffnete sich der Kutschenschlag. Der Kutscher war in der Öffnung nur als dunkle, in einen Umhang gehüllte Silhouette auszumachen.
    „Gibt es ein Problem?“, fragte Dorling.
    „Kann man sagen“, antwortete er. „Eines der Pferde lahmt.“ Der Mann hatte einen breiten Bauerndialekt. Jane fragte sich, ob er wohl bestechlich wäre. Sie hatte schließlich noch das Geld, das sie an ihrem Bein befestigt hatte.
    „Verdammt!“ Dorlings Nasenflügel bebten. „Ausgerechnet jetzt. Von allen schlechten Zeitpunkten … Was ist denn los, Mann, dass eines Ihrer Pferde lahmt? Das darf nicht passieren. Was machen wir jetzt?“
    Der Kutscher zuckte die Achseln. „Sehen Sie es sich selbst an.“
    Dorling blickte zu Jane. „Ich weiß nicht.“
    Der Kutscher zuckte wieder die Achseln. „Geben Sie sie mir. Ich werde auf sie aufpassen. Sie gehen und sehen nach.“ Dorling überließ ihm die Waffe und stieg aus der Kutsche. Aber der Kutscher folgte ihm nicht sogleich. Er drehte sich in der Türöffnung um und hob vorsichtig einen Finger an die Lippen.
    Jane atmete auf. „Oliver“, flüsterte sie.
    „Pst. Noch einen Moment.“
    „Verdammt!“, ertönte wieder Dorlings Stimme. „Eines der Tiere hat einen Stein im Huf. Ich denke nicht, dass es im Moment gehen kann. Was also sollen wir tun? Haben Sie irgendeine Vorstellung, wie verdammt ungelegen das hier kommt?“
    Oliver drehte sich zu ihm um. „Ja“, sagte er in seiner normalen Stimme. „Allerdings. Weil ich nicht vorhatte, zu zweit in die Stadt zurückzureiten.“
    Eine lange Pause entstand. „Was?“, fragte Dorling schließlich.
    „Zu zweit auf einem Pferd reiten“, erklärte Oliver. „Sie glauben gar nicht, wie günstig Ihr Erscheinen war. Ich war auf der Suche nach einem Transportmittel, und da, genau vor dem Gebäude, war ein Mann, der darüber verfügte – und von dem ich wusste, dass er dieses Transportmittel gar nicht brauchte. Stellen Sie sich nur vor, wie erfreut ich war.“ Er schüttelte den Kopf. „Es ist nur gut, dass es mir gelungen ist, mit dem Kutscher eine neue Vereinbarung zu treffen.“
    „Das verstehe ich nicht“, verkündete Dorling. „Wer sind Sie?“
    „Ich hatte eigentlich vor, Sie ein wenig weiter von der Zivilisation fortzubringen, aber so muss es reichen. Bleiben Sie beim Wagen, dann wird der Besitzer spätestens morgen Nachmittag kommen und Sie abholen. Gegen Abend

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