Die Erbin und ihr geliebter Verraeter
Rechten, wo sie lag. Dessen, was sie letzte Nacht zusammen getan hatten. Er berührte sie ganz leicht an der Schulter.
„Ich bin die letzte Frau auf der Welt, die du heiraten solltest“, flüsterte sie, und es hörte sich fast wie eine Frage an.
Er schloss die Augen. „Ja. Du bist die letzte Frau auf der Welt, die ich heiraten wollen sollte. Warum also bist du die einzige, an die ich in den letzten Monaten denken konnte?“
Ihre Augen blitzten.
„Jane.“ Er griff nach ihr. „Es tut mir leid. Ich wollte nie …“
„Hör auf, dich dafür zu entschuldigen, dass du die Wahrheit sprichst“, verlangte sie scharf. „Es ist, wie es ist, und es ist völlig witzlos, deswegen zu heulen.“
„Aber ich …“
„Ich hab dir doch schon gesagt, ich hatte viel Zeit, darüber nachzudenken. Du hast recht. Eine Ehe zwischen uns wäre ein Desaster. Ich weiß, was ich kann, und was nicht. Ich kann eine Menge Dinge vortäuschen, aber selbst wenn ich die perfekte Gastgeberin spielen könnte, so eine, wie du sie brauchst, würde ich nicht sein wollen. Ich bin damit fertig, mich zu verstellen.“
Es klang so vernünftig, als sie es laut aussprach. Es war nur die andere Hälfte seiner eigenen Vorbehalte. Wenn hier die Vernunft sprach, dann erkannte er das mit einem Teil seines Verstandes an und stimmte dem sogar zu. Der andere Teil hingegen …
Nun, sie war neben ihm, und sie war nackt. Das beeinträchtigte seinen Verstand erheblich, sodass er kaum noch an etwas denken konnte, außer an das Nächstliegende natürlich.
„Ich habe nachgedacht“, sagte Jane. „Genau genommen habe ich inzwischen monatelang nachgedacht. Über das, was ich tun will, wenn all das hier vorbei ist. Sobald Emily sicher ist und nicht länger von unserem Onkel abhängig.“
Er wandte sich zu ihr um.
„Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ich je heirate. Nicht, dass ich keinen Ehemann finden könnte, aber ich brauche keinen. Und die, die ich haben könnte, will ich nicht.“ Sie presste die Lippen aufeinander. „Jeder Mann, der genug Ehre hätte, dass ich mich in ihn verlieben könnte … Nun, ich denke, meine Herkunft und mein Ruf würden ihn abschrecken. Selbst wenn er selbst darüber hinwegsehen könnte, wäre ich nichts als eine Belastung für ihn.“
In ihrer Stimme schwang ein harter Unterton mit, hohl, verzweifelt.
„Jane, das stimmt nicht.“
„Wenn ich einen Mann genau wie dich finden könnte, aber ohne den Ehrgeiz …“ Sie lachte. „Eine Sonne, die warm ist, aber nicht heiß, einen Fisch, der an der Luft lebt.“
Er wusste genau, wovon sie sprach, kannte die scharfe Kante der Messerklinge darin. „Du willst jemanden, der exakt so ist wie ich, aber genau das Gegenteil.“ Wie passend. Wie überaus passend.
So sollte er sich nicht verlieben. Er sollte eigentlich eine Frau kennenlernen, feststellen, dass ihre Wünsche und Erwartungen an das Leben zu seinen passten und ihre Träume sich überlagerten. Er wollte keine Frau treffen, um zu merken, dass jeder Atemzug von ihm irgendwie aus ihren Lungen zu kommen schien, und dann herauszufinden, dass sie nicht gleichzeitig atmen konnten.
„So ist das.“ Sie lächelte traurig. „Ein unmögliches Mädchen. Ich habe schon vor Langem entschieden, dass du und ich ein Liebespaar hätten werden sollen, als wir die Gelegenheit dazu hatten. Letzte Nacht hat mich in dem Glauben bestätigt.“
Er antwortete nicht. Sein Körper natürlich schon. Er hatte bei ihren Worten von „interessiert“ auf „bereit“ geschaltet.
„Wir sind hier“, fuhr sie fort. „Wir sind zusammen, bis wir Emily finden. Warum machen wir nicht das Beste daraus?“
Weil er nicht mit ihr einer Meinung sein wollte. Er konnte nicht sagen: „Ja, Jane, du hast recht – wir sollten ein Liebespaar sein.“ Es würde das, was letzte Nacht geschehen war, aus dem Land der Märchenträume holen, wo er sich einbilden konnte, die Hindernisse zwischen ihnen könnten einfach so ohne Probleme aus dem Weg geräumt werden. Es würde das, was geschehen würde, real machen und damit automatisch von begrenzter Dauer. Es wäre eine Affäre. Nur eine Affäre.
Ihre Stimme senkte sich. „Ich bin froh, dass du der Erste warst.“
Sie lehnte sich zu ihm.
Er legte ihr eine Hand über die Lippen, verhinderte den Kuss. „Jane.“ Der Erste, das bedeutete, dass Oliver der Beginn war, dass es nach ihm einen anderen geben würde, und danach noch einen. Dass Jane von Männern geküsst würde, die nicht er selbst waren. Wenn er das
Weitere Kostenlose Bücher