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Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Titel: Die Erbin und ihr geliebter Verraeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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aufgefallen. „Oh.“
    Sein Blick ruhte mit brennender Intensität auf ihr, aber Jane ließ sich davon nicht aufhalten. Sie wollte, dass er wenigstens einen Bruchteil des Schmerzes spürte, den er ihr wünschte.
    „Sie brauchen sehr wohl mein Geld“, stellte Jane fest. „Nicht wahr?“
    „Seien Sie still.“
    „Natürlich.“ Jane setzte eine mitfühlende Miene auf. „Das ist ja schrecklich für Sie. Wie peinlich Ihnen das sein muss. Sie schreiben all diese Gesetze, Sie können nicht einmal durch Misswirtschaft ihr Land verlieren, aber trotz all dieser Vorteile gelingt es Ihnen nicht, Ihre Ländereien so zu bewirtschaften, dass sie Profit abwerfen. Gütiger Himmel. Dazu braucht man wirklich eine besondere Begabung.“
    Er machte einen Schritt auf sie zu. „Seien Sie still“, wiederholte er mit einem leisen Knurren.
    „Oh, machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde es niemandem sagen. Sie wissen, ich bin die Diskretion in Person.“
    Er machte tief in seiner Kehle ein ersticktes Geräusch, kam noch einen Schritt näher.
    Sie war zu weit gegangen. Ihn ein bisschen aufzuziehen war eine Sache, aber ihn bis aufs Blut zu reizen eine ganz andere. Sie erstarrte und schaute zu ihm, sah den bedrohlichen Zorn, der seine Züge verzerrte. Auch wenn die Johnson-Schwestern alles durch die Scheiben verfolgten, so konnten – und würden – sie doch in der Tat nichts unternehmen, um ihr zu helfen, wenn er ihr etwas antun wollte. Sie war praktisch allein mit dem Mann, und er wünschte ihr nichts Gutes. Er wollte, dass sie den Mund hielt.
    Die Gabe hatte sie leider noch nie gehabt.
    Sie lächelte ihm zu, ohne ihn wirklich anzusehen, klammerte sich an ihre gespielte Ahnungslosigkeit. „Ich fühle mit Ihnen, Bradenton. Haben Sie von mir gehört und gedacht, ich sei ein armes, leicht zu beeindruckendes junges Mädchen, das von Ihrem Charme und Ihrem Esprit überwältigt sein würde? Das muss eine herbe Enttäuschung für Sie gewesen sein. Sie dachten wohl schon, meine Mitgift gehöre Ihnen, und ich habe Sie ausgelacht, als Sie mir das erste Mal ein grandioses Kompliment gemacht haben.“
    Wenn überhaupt, wurde sein Blick nur noch wütender. „Sie kleine Hexe“, flüsterte er. „Sie tun das absichtlich.“
    „Was?“ Jane behielt ihr Lächeln bei, als sei es das Einzige, was sie vor dem Feuer des Drachen schützen könnte. „Ich habe nichts getan, als ein paar Tatsachen aufzuzählen. Mögen Sie keine Tatsachen, Mylord?“
    Nein. Er mochte sie nicht. Er tat einen letzten Schritt auf sie zu und hob den Gehstock, hielt ihn wie einen Knüppel in der Faust.
    Ihre Hände wurden eiskalt. Dieses Mal war sie wirklich zu weit gegangen.
    Sie lächelte weiter. „Sie wollten mir eine Pflanze zeigen, Mylord.“
    Er hielt inne, schüttelte den Kopf, als müsse er sich daran erinnern, dass sie sich in einem Gewächshaus befanden. Dass die Wände aus Glas waren. Dass egal, welche Worte gefallen waren, sie eine Dame war – und wenn je bekannt wurde, dass er sie geschlagen hatte, sein Ruf ernstlich Schaden nehmen würde.
    Er atmete tief durch, ein zweites und schließlich ein letztes Mal, bis seine Züge wieder so glatt waren wie Janes – und genauso unaufrichtig.
    „Da.“ Er drehte seinen Gehstock, sodass der gebogene Griff auf einen Tontopf mit Sand zeigte. „Das ist sie.“
    Es war eine grünlich-graue Pflanze, ein hässliches Gewächs. Schlangenförmige Auswüchse, so dick wie ihr Daumen, ragte in einem wirren Knäuel empor, waren über und über mit spitzen kleinen Stacheln besetzt.
    „Das erinnert mich an Sie, Miss Fairfield.“ Eine Spur von Bosheit lag in seiner Stimme.
    Kein Wunder.
    „Ich mag sie“, bemerkte Jane. „Es scheint ein tapferes kleines Ding zu sein, in all dem Sand. Und nun lassen Sie uns eine Pflanze für Sie finden, Mylord. Ich weiß auch schon welche. Ich habe ein Unkraut gesehen, als wir hereinkamen.“
    Da war irgendeine übelriechende Kriechpflanze in dem dschungelartigen Gang gewesen. Sie begann sich umzudrehen.
    Sie nahm es nur aus dem Augenwinkel wahr. Er schlug hart mit dem Kopf seines Gehstocks zu. Kleine Stückchen von dem schlangenartigen, dornigen Kaktus flogen durch die Luft.
    Ihr Magen wurde zu Eis. Diesen Akt der Gewalt konnte sie unmöglich abtun, unmöglich mit einem Lächeln übergehen. Ihr blieb nur eine Wahl: So zu tun, als habe sie es nicht gesehen. Sie drehte sich weiter zur Tür und begann, sich zu entfernen, auch wenn ihre Hände zitterten.
    „Hier ist sie“, sagte sie. „Im Gang.

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