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Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Titel: Die Erbin und ihr geliebter Verraeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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anderer zu deuten.“
    Jane starrte sie vollkommen verwirrt an.
    „Und so haben Sie vielleicht“, sagte Genevieve, „vielleicht nicht verstanden, was Bradenton zu Ihnen gesagt hat. Und als Sie sich abwandten – dieser Ausdruck auf seinem Gesicht und was er dann getan hat. Ich glaube nicht, dass Sie das gesehen haben.“
    Jane hatte es verstanden. Sie hatte es sogar sehr gut verstanden. Dass sie es auch hatten … Sie konnte es sie nicht sehen lassen, durfte diese Unterhaltung nicht führen. Es aus ihrem Mund zu hören, ließ seine Drohungen auf eine Weise real werden, die sie nicht recht erklären konnte. Er wollte sie kränken. Er wollte sie bloßstellen.
    „Aber wir haben es“, stellte Genevieve fest. „Seine Absicht war unverkennbar, selbst durch das Fenster.“ Sie nahm einen längeren, einen tieferen Atemzug. „Wir waren nicht immer nett zu Ihnen.“
    Was sagten sie da? Was taten sie? Jane benötigte einen Moment, Genevieve in die Augen zu sehen, zu erkennen, dass das hier keine eifersüchtige Tirade werden würde. Die beiden Schwestern wechselten einen Blick, dann nickten sie einander zu.
    „Genau genommen“, sagte Genevieve, „sind wir seit den ersten Wochen unserer Bekanntschaft … wahrscheinlich nicht ein Mal nett zu Ihnen gewesen. Wir haben Ihre besonderen Talente ausgenutzt. Ich weiß, es fällt Ihnen vielleicht schwer, das jetzt zu hören, dass Sie vielleicht auch nicht verstehen, was wir sagen.“
    Jane konnte nicht sprechen, konnte kein Wort herausbringen.
    „Aber“, fuhr Genevieve fort, „bitte glauben Sie mir, wenn ich Ihnen jetzt sage: Ich glaube, Sie sollten nie wieder allein mit Lord Bradenton sein. Noch nicht einmal zu einem Spaziergang durch die Gärten, wenn andere Menschen in der Nähe sind. Wir sind nicht sehr freundlich zu Ihnen gewesen, aber als wir anfingen, haben wir gelobt, dass wir Sie vor dem Schlimmsten bewahren würden. Ich kann nicht sicher sein, was Bradenton wirklich will, aber ich weigere mich, tatenlos dabeizustehen, während wir es herausfinden.“
    „Das war garstig.“ Geraldine verschränkte die Arme. „Überaus garstig. Es ist mir egal, was für einen Unsinn Sie von sich geben. Das hat die Grenzen des Hinnehmbaren deutlich gesprengt. Und wenn man bedenkt, was Hapford mir über sein Verhalten erzählt hat …“ Sie machte einen Laut, der ihren Abscheu verriet. „Nein, Miss Fairfield. Ich hätte schon früher etwas sagen müssen. Sie sollten niemals mit ihm allein sein.“
    Jane wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie hatte so lange immer nur mit dem Schlimmsten gerechnet, dass sie nicht wusste, wie sie reagieren sollte, wenn es einmal nicht eintrat. Sie musste schlucken. Sie hatte … das hier nicht erwartet.
    Genevieve berührte sie am Ellbogen. „Vielleicht verstehen Sie das hier auch nicht.“ Ihre Hände waren sanft. „Aber egal was geschieht – egal, wie wir Sie in der Vergangenheit behandelt haben –, wir lassen nicht zu, dass Ihnen etwas zustößt. Das verspreche ich.“
    Jane atmete bebend aus. Sie blickte von einer Seite zur anderen. Die Schwestern waren einen halben Kopf kleiner als sie, aber jetzt schienen sie sie zu überragen. Sie wusste nicht, welche von beiden zuerst den Tränenschimmer in ihren Augen sah, welche näher trat, den Arm um sie legte.
    „Na, na“, sagte Geraldine. „Na, na. Es ist alles in Ordnung. Alles wird gut.“
    Sie hatte nicht gewusst, wie viel Angst sie gehabt hatte – wie allein sie sich gefühlt hatte –, bis sie zu reden begonnen hatten. Und jetzt, da sie es getan hatten – jetzt, da sie den Damm durchbrochen hatten –, gab es kein Halten mehr für die Flut der Gefühle. Jane atmete schluchzend aus. Sie hatte gedacht, sie sei ganz allein, ein verdorrtes, kümmerliches hässliches Dornengewächs, verlassen in einem Meer aus Sand. Aber als sie wankte, griff Genevieve nach ihrem Arm.
    „Na, na“, sagte Geraldine. „Na, na.“
    „Ich habe mich mit jedem Monat, der verging, schlechter gefühlt“, gestand Genevieve. „Schmutzig. Nicht besser als Bradenton. Wir waren grässlich, ganz grässlich.“
    „Es war nur so ein günstiger Zufall“, sprach Geraldine für ihre Schwester weiter. „Sie waren geradezu das perfekte Mittel, Genevieves Verehrer zu vertreiben.“
    Jane konnte sich nicht helfen. Sie war verärgert gewesen, hatte Angst gehabt und war restlos überrascht worden. Sie begann zu lachen.
    „Ich denke, sie versteht es“, hörte sie Geraldine sagen.
    Jane richtete sich auf. Sie holte

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