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Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Die Erbin und ihr geliebter Verraeter

Titel: Die Erbin und ihr geliebter Verraeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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fachlich überlegen. Aber folgt nicht aus dem Umstand, dass es eine vererbte Grundlage für Evolution gibt, dass wir als Spezies triumphieren werden? Sollten Sie sich nicht damit befassen?“
    Sebastians Lächeln war scharf wie eine Messerklinge. „Was, mit einem organisierten Zuchtprogramm unter Menschen?“
    Fairfield blinzelte verwirrt.
    „Das ist es, was ich tun müsste. Menschen zu züchten ist wesentlich komplizierter als die Vermehrung von Löwenmäulchen. Als allgemeine Regel ziehen es Menschen vor, sich ohne Anweisungen von außen fortzupflanzen. Ich selbst ziehe das vor. Und ich würde es auch anderen nicht aufzwingen wollen.“
    Fairfield runzelte die Stirn. „Sie könnten doch zahlen …“
    „ Sie sind der Tutor für Jura. Ist es inzwischen erlaubt, Leuten Geld für Geschlechtsverkehr zu zahlen?“
    „Ah. Ein guter Einwand. Verstehe. Das macht die Sache natürlich kompliziert.“ Fairfield runzelte die Stirn. „Darüber muss ich in Ruhe nachdenken. Vielleicht können wir uns treffen, um es zu diskutieren?“
    „Nein“, antwortete Sebastian mit einem strahlenden Lächeln. „Das werden wir bestimmt nicht. Das klingt widerwärtig.“
    „Aber …“
    „Kein aber“, sagte Sebastian. „Wenn Sie mich nun bitte entschuldigen wollen, mein Cousin und ich müssen hier abbiegen.“
    Es gab keinen Weg, der von dieser Stelle irgendwohin wegführte. Sebastian deutete vage über die Felder.
    „Guten Tag“, sagte er und winkte kurz. „Ich würde gerne noch bleiben und mit Ihnen plaudern, aber ich muss mich jetzt leider aus dem Staub machen.“
    „Warte“, begann Oliver, aber sein Cousin packte ihn am Handgelenk und zog ihn mit sich aufs Gras. Die Wiese war noch taufeucht, und binnen Sekunden waren Olivers Socken nass. Sebastian lächelte die ganze Zeit, ein strahlendes und zugleich schreckliches Lächeln. Aber er ging im gleichen flotten Tempo weiter, ohne Olivers Handgelenk loszulassen, bis sie ungefähr eine halbe Meile weit gekommen waren.
    „Da hast du es“, sagte Sebastian. „Einer meiner Anhänger. Und jetzt sag mir, Oliver, warum sollte ich nicht glücklich sein?“

Kapitel 12

    E S WAR UNGEWOHNT sonniges und warmes Wetter, nur wenige Tage nachdem Jane Mr. Marshall so kühn davon in Kenntnis gesetzt hatte, dass sie mit Bradenton um ihn stritt. Seitdem sie es getan hatte, fragte sie sich, was sie sich nur dabei gedacht hatte. Wie hatte sie es über sich gebracht, etwas so Gewagtes zu sagen?
    Aber dann sah sie Mr. Marshall wieder und wunderte sich nicht mehr.
    Es war Mittag. Sie unternahm mit den Schwestern Johnson einen Spaziergang durch die Grünanlagen des Jesus College, tat so, als verfolgte sie ein Kricketspiel, das gerade sehr hoch verloren wurde, und genoss das Gefühl von Wärme, das echte Freundschaft vermittelte. Sie sah ihn zuerst, wie er langsam am Rand des Rasens auf der anderen Seite entlangging und beim Reden gestikulierte. Er sprach mit einem jungen Mann in einem schwarzen Gewand.
    Sie hatte Marshall nie zuvor laufen sehen. Oh sicher, sie hatte ihn durch einen Raum schlendern sehen. Aber auf dem Rasen ging er mit ausholenden Schritten und müheloser Eleganz. Der Wind erwischte eine Haarsträhne, die unter seinem Hut hervorlugte, und zerzauste sie.
    Plötzlich wusste Jane wieder, warum sie es ihm gesagt hatte. Weil sie von diesem Mann nicht lassen würde, diesem Mann, der ihr gesagt hatte, sie solle weiterreden, dass sie mutig sei. Sie würde ihn niemand anderem überlassen.
    Es war ein erschreckend mächtiger, besitzergreifender Gedanke. Er kam ihr dennoch.
    Mein.
    Er hatte sie berührt, und sie hatte es gemocht.
    Mein.
    „Jane?“
    Sie wirbelte herum, sah verwundert, dass Genevieve und Geraldine sie anlächelten.
    „Sag mal“, verlangte Geraldine, „was hast du gerade eben gedacht?“
    Jane schüttelte den Kopf. „Nichts.“
    „Selbst Geraldine ist nicht so schlimm“, verkündete Genevieve, „und das dort drüben ist ihr Verlobter. Hat Nichts rotes Haar und eine Brille?“
    Jane wurde rot. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass der Mann neben Mr. Marshall Hapford war.
    Geraldine beugte sich vor. „Geht Nichts neben Hapford?“
    „Nein“, sagte Genevieve. „Ich glaube, Nichts kommt näher. Los, Jane. Wink ihm.“
    Jane hob eine behandschuhte Hand. Selbst mit fünfzig Meter kurz geschnittenem Rasen und einem halben Kricketspiel zwischen ihnen stieg Hitze in ihr auf.
    Er hob ebenfalls die Hand und kam zu ihr.
    Ich stehe in Flammen, dachte sie, aber sie brannte wirklich,

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