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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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als Marcel den Hörer aufgelegt hatte.
    »Ist das wirklich dein Ernst?«
    »Ja, Jack!«
    »So dicht vor der Weltmeisterschaft?«
    »Es gibt noch was Schöneres, als Weltmeister in der Formel I zu sein.«
    »Schoßhündchen der Penopoulos zu werden. Stimmt's?«
    »Wenn du so etwas noch einmal sagst, deformiere ich dein abscheulich arrogantes Gesicht! Du hast dein ganzes Leben lang nur mit Huren verbracht. Was weißt du von Liebe?«
    »Nichts. Zugegeben. Rein ins Bett … Juchihopp-hei … raus aus dem Bett. Erledigt! Der Vorteil: Ich habe mit Frauen nie Probleme gehabt. Jede wußte vorher, daß es kein Nachher gibt! Auf der Erotikseite meines Lebens ist deshalb immer Sonne.«
    »Ich gönne sie dir.« Jérome Marcel zeigte auf die wohlgefüllte Hausbar. »Mach mir einen Drink, Jack.«
    »Na na, als Sportler?«
    »Rennfahrer haben eine Sonderstellung. Außerdem muß ich jetzt einen trinken! In zehn Minuten beginnt die Sportsendung. Da geht's um meine neue Superzeit in der vorletzten Runde. Und Lyda hört jede Sendung mit … Verdammt, ich will einen ganz großen Drink.«
    Der letzte Tag vor dem Rennen. Der letzte Vorlauf, der über die Plazierung entschied. Wenn Jérome weiter so gnadenlos gegen sich selbst fuhr, darüber waren sich alle einig, stand er morgen beim Start zum Großen Preis von Südafrika an der Spitze der Wagen. Das bedeutete freies Startfeld, Durchziehen mit Vollgas, einen Raketenstart, wie man ihn mittlerweile von Marcel erwartete.
    Philipp Bearns, der Rennleiter, hatte die Reifen bestimmt, die jetzt aufgezogen wurden. Riesenwülste ohne Profil. So wenig Abrollwiderstand wie möglich. Jérome Marcel, in seinem feuerfesten Anzug, den Helm unter dem Arm, posierte noch einmal vor den Fotografen und gab gleichzeitig ein Kurz-Interview für Radio Kapstadt. Er drückte sich zurückhaltend aus.
    Jetzt sitzt Lyda vor dem Lautsprecher, dachte er. Es ist eine Direktübertragung. Er vermied es, Geschwindigkeitszahlen zu nennen, aber am Schluß sagte er ohne Zögern: »Ich will morgen gewinnen. Ich muß gewinnen. Nicht, weil ich krankhaft ehrgeizig wäre – gesunden Ehrgeiz haben alle Rennfahrer –, sondern es hängt auch für mich privat sehr viel davon ab …«
    Nach dem Interview sah er zu, wie sein Wagen zum Startplatz geschoben wurde. Sein größter Gegner, John Priestley aus Kanada, war schon auf der Bahn und jagte mit einem irren Tempo durch die Runden. Seine Zwischenzeiten waren alarmierend.
    »Der Junge haut sie alle in die Pfanne!« sagte Bearns sorgenvoll. »Er fährt wie um sein Leben. Schaffst du das, Jérome?«
    »Wenn der Wagen durchhält.«
    »Der ist okay! Aber du solltest nicht so fahren, daß du deine eigenen Grenzen überschreitest. Lieber morgen Start aus zweiter Reihe, als heute aus der Bahn geworfen. Laß Priestley heute den Triumph. Auf morgen kommt's an!«
    Sie schwiegen. Cipek, jetzt in einem weißen Overall mit dem Stallnamen auf dem Rücken, kam zu ihnen. »Da ist einer, der will Sie sprechen, Marcel.«
    »Wer?« fragte Marcel abweisend. »Ich gebe keine Interviews mehr. Ich muß gleich auf die Bahn.«
    »Er sagt, er käme aus Paris.«
    »Paris?« Marcel klopfte Bearns auf die Schulter. »Einen Augenblick, Phil.«
    In der Box, wo sonst die Rennfahrer-Girls hocken und sich bewundern lassen, stand ein hagerer, großer Mann mit einer Hakennase. Sein hellgrauer Anzug war Maßarbeit bester Pariser Schneider. Er deutete eine Verbeugung an, als Marcel zu ihm trat, und sprach in perfektem Hochfranzösisch.
    »Mein Name ist Kostas Portales. Vizedirektor für Europa der Penopoulos-Linie.«
    »Aha.« Marcel spürte, wie sich seine Kehle etwas zusammenzog. »Ich habe schon so etwas Ähnliches erwartet.«
    »Das ist wohl auch nicht verwunderlich. Auch in Europa steht Ihr Name in jeder Zeitung.« Portales blickte um sich. »Können wir hier ungestört sprechen?«
    »Völlig ungestört!«
    »Vor fünf Tagen wußten wir noch nicht, wo Sie sich aufhalten. Erst durch die Trainingsläufe erfuhren wir, daß Sie in Kapstadt sind.«
    »Das war auch der Sinn des Versteckspielens.«
    »Wo ist Lyda?«
    »Was geht das Sie an?«
    »Ich bin im Auftrag ihres Vaters da. Ich soll mit ihr sprechen.«
    »Warum kommt Stavros Penopoulos nicht selbst? Lyda wird nur mit ihrem Vater sprechen, nicht mit einem Abgesandten.«
    »Ich bin für sie Onkel Kostas. Ich habe sie auf den Knien geschaukelt, als sie noch nicht gehen konnte. Sie würden es uns allen sehr viel leichter machen, wenn Sie mir ein Gespräch mit Lyda

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