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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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paar Stunden in einem Nachtclub und dann – Hamishs Wohnung in der Stadt. Er hoffte inbrünstig, daß Hamish nicht vergessen hatte, den Schlüssel im Briefkasten zu lassen, wie versprochen. Aber es kam alles ganz anders. Erst einmal kam sie mehr als eine halbe Stunde zu spät. Deon war der Verzweiflung nahe, als sie endlich mit ihrem knallroten Triumph die Auffahrt zum Krankenhaus hochgebraust kam. Als er ihr den Namen des Restaurants nannte, verzog sie das Gesicht: »Kenn' ich. Doofer Laden. Lauter Fettwänste.«
    Deon sackte sichtlich zusammen, und er tat ihr leid. Sie hielt ihm die Autotür auf. »Mach nicht so 'n trauriges Gesicht«, sagte sie tröstend, »komm, steig ein, wir fahren ein bißchen spazieren.«
    Sie fuhr in Richtung Küste. Schnell und geschickt manövrierte sie den kleinen Wagen durch den dichten Verkehr.
    Er betrachtete sie von der Seite: ihr selbstbewusstes Profil, das wehende blonde Haar, auf dem das Wechselspiel von Licht und Schatten raffinierte Farbeffekte hervorrief. »Gibst du viel aus für Strafmandate?« fragte er schließlich.
    Sie lachte und gab Gas, um in recht gewagtem Manöver einen schwerfälligen Bus zu überholen.
    »Wieso? Jag' ich dir wieder Angst ein?«
    »Nicht direkt. Aber wer soll für meine Frau und zehn Kinder sorgen, wenn mir etwas zustößt?«
    Sie mußte lachen, warf ihm aber einen kurzen Seitenblick zu. »Du bist doch nicht wirklich verheiratet, oder doch?«
    »Ich? Um Gottes willen, nein.«
    »Dachte nur.«
    Er überlegte, was ihre Frage wohl zu bedeuten hatte. Der kleine Sportwagen kurvte in rasendem Tempo durch die engen Winkel oberhalb Bautry Bay, der Strahl der Scheinwerfer wurde von den steilen, schwarzen Klippen zurückgeworfen. Sie fuhren an Hamishs Wohnung vorbei. Deon sah sehnsüchtig zu den Fenstern hinauf, hielt es aber für unangebracht, sie zu bitten, anzuhalten.
    »Wohin geht die Fahrt?« er mußte gegen den heulenden Fahrtwind anbrüllen.
    Sie zuckte die Achseln. »Wart ab, du wirst schon sehen.«
    Er lehnte sich resigniert zurück. Schade um die Wohnung. Schade um das Restaurant. Er hatte sich schon lange kein gescheites Essen mehr geleistet und am Mittag nichts gegessen, um das Abendessen richtig genießen zu können. Ach, was soll's. Da fuhr er mit dieser tollen Blondine einem unbekannten Ziel entgegen und dachte ans Essen!
    Plötzlich verspürte er den unwiderstehlichen Drang, sie zu berühren. Scheinbar unabsichtlich drehte er sich zur Seite und legte den Arm über die Rückenlehne. Bei der nächsten Biegung ließ er ihn wie unbeabsichtigt nach vorn fallen.
    Sie sah ihn von der Seite an, lächelte und lehnte sich fest dagegen. Er freute sich über ihre Reaktion und schämte sich gleichzeitig der Offensichtlichkeit dieses Tricks, den sie mit Leichtigkeit durchschaut hatte.
    »Heute Abend lauf ich dir nicht davon«, bemerkte er heiter. »Ich habe noch nicht mal Bereitschaftsdienst.«
    »Bereitschaftsdienst? Wo?« fragte sie stirnrunzelnd.
    »Du weißt doch. Im Krankenhaus.«
    »Ach so.«
    Sie schien keinen Funken Interesse für seinen Beruf zu haben, und das ärgerte ihn. Was wußte sie schon vom Leben? Bildete sie sich etwa ein, ihr Geld mache sie immun gegen die Nöte der Welt? Er hatte heimlich Nachforschungen über ihre Familie angestellt und herausgefunden, daß sie unverschämt reich war. Die Erinnerung an die hochnäsige Stimme am Telefon flößte ihm noch nachträglich Ehrfurcht ein.
    Er hätte ihr gern von seiner Arbeit erzählt, von den Menschenleben, die täglich in seinen Händen lagen. Aber ganz davon abgesehen, daß es leicht geschmacklos wirken könnte, würde sie es wahrscheinlich als Angeberei empfinden.
    Sie sausten durch Clifton, Camps Bay, Bakoven und weiter auf die Halbinsel. Was, zum Henker, hatte sie vor? Aber er fragte nicht mehr, sondern gab sich damit zufrieden, unter dem seidigen Stoff der Bluse das Spiel ihrer Muskeln zu spüren.
    Die Scheinwerfer streiften einen schmalen Kiespfad, graue Steinbrocken und schiefgewachsene Bäume. Sie riß das Lenkrad herum, bremste knirschend und stellte den Motor ab.
    Sie sah ihn an: »Nun, war's schön?«
    Er lachte. »Ich bin noch nie mit so 'nem langsamen Flugzeug geflogen.«
    Mit einer nachdrücklichen Geste stellte sie die Scheinwerfer ab. Sie waren in vollkommene Dunkelheit getaucht, aber allmählich nahmen die Dinge wieder ihre wohlvertrauten Formen an. Ihre Silhouette zeichnete sich gegen den Himmel ab. Er lehnte sich zu ihr hinüber und zog sie an sich. Sie bot keinen

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