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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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die Diamanten, so weit es geht ins Meer schmeißen.«
    »Untersteh dich, mir Vorschriften zu machen«, schnaubte Boet. Der Kellner sah neugierig herüber. Boet bestellte noch zwei Kognak, und diesmal erhob Deon keinen Einspruch. Sie schwiegen, bis der Kellner die Gläser gebracht hatte und sie wieder ungestört waren.
    »Du verstehst nichts von solchen Dingen«, sagte Boet. Sein Ärger war verflogen, er sprach mit gesenkter Stimme weiter. »Du bist eben kein Geschäftsmann. Du weißt nichts von Geldsachen.«
    »Ich weiß nur, daß ich an deiner Stelle die Finger vom Schwarzhandel mit Diamanten lassen würde.«
    Boet machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wenn man aufpasst, kann gar nichts schief gehen«, sagte er vage. Aber war da nicht ein leiser Zweifel in seiner Stimme? Mußte er sich selbst Mut zusprechen?
    »Woher soll dieses Paket kommen?« erkundigte Deon sich.
    Boets Augen blitzten wachsam. »Du weißt ja, daß du darüber zu keinem sprechen darfst?«
    »Für wie blöd hältst du mich eigentlich?«
    »Man kann nie wissen. Eine unbedachte Bemerkung, und schon …«
    »Ich rede nicht von Dingen, die mich nichts angehen.« Deon stand auf. »Ich muß jetzt gehen. Grüß Liselle schön von mir.«
    Boet hielt ihn am Arm zurück. »Nun warte doch, Mensch. Sei doch nicht gleich eingeschnappt. So hab' ich es ja nicht gemeint. Setz dich. Du hast noch nicht mal deinen Kognak ausgetrunken.«
    Es war offensichtlich, daß er sich Deon anvertrauen wollte. Ebenso klar war für Deon, daß er das Ganze als ein Spiel betrachtete, eine Erwachsenenversion von Räuber und Gendarm. Ob er sich wohl bewußt war, daß im richtigen Leben auch die Revolver und Kugeln echt waren? Widerstrebend zog Deon den Sessel heran und setzte sich wieder hin.
    Boet begann mit monotoner Stimme zu erzählen, zwischendurch warf er immer wieder einen verstohlenen Blick über die Schulter. »Du kennst doch Manie van Schalkwyk?«
    Deon schüttelte verneinend den Kopf.
    »Du kennst ihn nicht?« Boet war enttäuscht. »So 'n Dicker mit roten Haaren und einem kleinen Schnurrbart.« Er kratzte sich auf der Oberlippe.
    »Nein, ich kenne ihn nicht.«
    »Dann warst du sicher schon auf der Uni, als er zu uns kam. Er hat ›Senegal‹ gepachtet. Weißt du, die Farm vom alten Grobler. Früher hat er an der Eisenbahn gearbeitet, aber jetzt pachtet er Weideland. Wir sind gute Freunde.«
    Es gab Zeiten, fuhr es Deon durch den Kopf, da hätte ein Van der Riet sich nicht mit Leuten abgegeben, die an der Bahn arbeiteten und auf fremdem Grasland weideten. Die Zeiten ändern sich.
    »Manie hat mir Ende des Sommers Schafe für dreihundert Pfund abgekauft. Er wollte sie im Juni bezahlen, sobald er seinen Scheck für die Wolle bekam, aber … wie es so ist …« er zuckte verstehend die Achseln und suchte auch in Deons Augen Verständnis für den bedrängten Farmer, »der Preis war in dieser Saison schlecht, und er konnte nicht zahlen.«
    »Ja?«
    »Vorigen Monat bin ich zu ihm gegangen. Ich wollte ihn an die ausstehende Schuld erinnern. Vielleicht hätte man auch zu einer Einigung kommen können, ich meine, daß er es abzahlt oder so …«
    »Dreihundert Pfund!«
    Boet entging der spöttische Unterton nicht. »Dreihundert Pfund ist auch Geld«, sagte er trotzig.
    »Und dann?«
    »Dann machte er mir einen Vorschlag. Er kennt ein paar Farbige aus den Vaal-Minen, die hin und wieder … ein Paket Diamanten haben. Da steckt großes Geld drin. Manie hat einmal zweitausend Pfund auf einen Schlag dabei gemacht, einfach so.« Er schnippte mit den Fingern.
    »Also, wenn du mich fragst: du wärst schön dumm, dich auf so was einzulassen, wegen so ein paar lumpiger Pfund.«
    »Vielleicht.« Boets Gesicht nahm wieder einen furchtsamen Ausdruck an. »Trinkst du noch einen?«
    Deon erhob sich hastig. »Nein, danke, Boet, ich muß morgen früh raus.«
    Auch Boet stand auf. »Na, dann mach's mal gut, Mann.«
    Sie trennten sich brüderlich, fast freundschaftlich.
    Auf dem Heimweg ging es Deon durch den Sinn, wie sein Bruder ihn wieder bei seinem längst vergessenen Spitznamen genannt hatte. Als sie ganz kleine Kinder waren, hieß Boet noch ›Ouboet‹ – großer Bruder, aber im Lauf der Jahre wurde Boet daraus. Hatte der Vater vielleicht unbewußt den Namen gekürzt, aus Enttäuschung darüber, daß ausgerechnet er der Erbe war? Oder bildete er sich das nur ein? Es war auch möglich, daß Deon selbst ihn aus Bequemlichkeit umbenannt hatte oder aus Widerstreben, den Älteren und also

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