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Die Erde ist nah

Die Erde ist nah

Titel: Die Erde ist nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludek Pesek
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verständnislos an. Schweigend wies ich mit dem Kopf zu den Luken hin. Er schaute hinaus, zuckte zusammen und erhob sich aus dem Sessel. Er war sprachlos. Wir schwiegen.
    Zur Vereinfachung der Zeitmessung benützten wir eine speziell konstruierte Uhr, die den Mars-Tag in vierundzwanzig Einheiten teilte. Die ersten vierundzwanzig Stunden waren vergangen. Aus der undurchdringlichen, schwarzen Nacht, in der ein eisiger Schleier die Sterne verhüllte, tauchte wieder die Sonne aus dem trüben rosaroten Dunst auf und stieg am dunklen, sternenbesäten Firmament zum Zenit empor. Der physische Zustand der Expedition hatte sich nicht sehr verändert. Trotzdem entschied der Kapitän nach Beratung mit beiden Ärzten, mit den notwendigsten Arbeiten zum Bau der Ausgangsbasis müsse sofort begonnen werden. Die ersten Menschen, die den unberührten Boden des Mars betreten sollten, waren die Mitglieder der geologischen Gruppe McKinleys. Ihre Aufgabe bestand darin, die Festigkeit des Bodens zu prüfen, auf dem die ganze Last der sternfömig untereinander verbundenen Raumschiffe ruhte. Aus der Neigung des Fußbodens war ersichtlich, daß der ganze Raumkörper auf keiner idealen Ebene gelandet war. Durch die Arme, mit denen der Modul mit den wichtigsten Wohnräumen in der Mitte der sternförmigen Konstruktion befestigt war, konnte diese Neigung verschiedentlich ausgeglichen werden. Vor allem aber mußte festgestellt werden, wie die einzelnen Lastschiffe auf dem Boden aufsaßen und wie ihre Lagerräume, in denen Vorräte, Maschinen und die gesamte Ausrüstung für die langfristige wissenschaftliche Expedition lagerten, von außen zugänglich waren.Weil wir alle noch vor Müdigkeit apathisch waren, löste das Betreten des Mars durch die ersten Menschen nicht jene Erregung in uns aus, die der Bedeutung des Augenblicks entsprochen hätte. Alles kam anders, als es in den Plänen und Vorstellungen vorgesehen war. Das Ereignis verlief ganz gewöhnlich. Fünf Männer in Geländeanzügen stiegen über die Schiebetreppe und hinterließen die Spuren ihrer Füße im brüchigen Boden. Aus der Zentrale meldete McKinley durch Radioverbindung die Ergebnisse des ersten Rundgangs: der Strom der Auspuffgase hatte die Staubschicht vom Landungsplatz gefegt, und es war nur der verwitterte Felsgrund geblieben. Das zweite Lastschiff saß mit seinem Rumpf auf einem Felsen, der aus dem Boden herausragte. Ein ganzer Teil des Schiffes mit den Antriebs- und Bremsaggregaten war angeschlagen und zum Teil in den Rumpf gerammt. Auf die Beschädigung der Motoren kam es jetzt nicht mehr an, denn sie hatten ihre Aufgabe für immer erfüllt. Was für Schäden waren jedoch in den Laderäumen entstanden? Was war von der kostbaren Ausrüstung beschädigt oder unrettbar vernichtet worden? Die Schiebetür an der Seite des Schiffes ließ sich nicht öffnen. Ich beobachtete durch einen Sehschlitz, wie sich die fünf Männer in Raumanzügen mit der schweren Schiebetür abrackerten. Es halfen weder Brechstangen noch Schläge mit einem großen Hammer. Ich hörte im Radio McKinley, der dem Kapitän vorschlug, einen Sauerstoffbrenner zu verwenden. Weil aber in den Räumen des zweiten Lastschiffes auch Treibstoff für die Raupenschlepper untergebracht und vielleicht sogar ein beschädigtes Faß ausgeflossen war, kam die Verwendung von Flammen nicht in Frage. Zum Schluß blieb nichts anderes übrig, als die beschädigte Schiene, auf der sich die schwere Tür bewegte, mühsam abzubohren. Diese Arbeit dauerte vier Stunden.Inzwischen bemerkten wir, daß das Tageslicht, obwohl es kurz nach Mittag war, schwächer wurde und die Fernsicht abnahm. Der schwarzviolette Himmel verblaßte, die Sterne verschwanden, und die hoch am Firmament stehende Sonne färbte sich rötlich. Die ganze Landschaft wurde allmählich in einen gelblichen Schleier eingehüllt. Der Staubnebel war schon so dicht, daß aus den Luken des Moduls das zweite Lastschiff kaum zu sehen war.
    Endlich war die Tür geöffnet. Bald kannten wir die Folgen des Unfalls: Der kleine Raupenschlepper hatte sich von den Sicherungsseilen losgerissen. Außer der eingedrückten Motorhaube schien kein Schaden entstanden zu sein. Einige verbeulte Kisten aus Dural mit Vorräten an Chemikalien für die Filtrierstation des geschlossenen Wasserzyklus und ein zersplitterter Ersatzscheinwerfer für den Leuchtturm waren alle nennenswerten Schäden.
    Als die Männer nach der Rückkehr aus dem Gelände ihre Raumanzüge anlegten, unterzogen wir sie mit

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