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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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kniende Frimat werde gleich darin verschwinden; und auf einmal schoß wie aus einer Kanone ganz rot das Kind hervor mit seinen glitschigen und bleifahlen Gliedmaßen. Man hörte nur das Glucksen eines riesigen Flaschenhalses, der sich entleerte. Dann quäkte das Kleine, während die Mutter, ausgeschüttelt wie ein schlaff gewordener Weinschlauch, noch lauter lachte. An dem einen Ende schrie es, am andern Ende lachte es. Und Geierkopf schlug sich auf die Schenkel, die Bécu hielt sich die Seiten, Patoir stieß schallende Töne aus, und sogar Françoise, deren Hand die Schwester bei ihrem letzten Pressen schier zermalmt hatte, ließ nunmehr ihrer unterdrückten Lachlust freien Lauf und sah dabei noch immer das da, eine wahre Kathedrale, darin wohl der ganze Ehemann hausen konnte.
    »Es ist ein Mädchen«, erklärte die Frimat.
    »Nein, nein«, sagte Lise, »ich will keins, ich will einen Jungen.«
    »Dann, meine Liebe, stecke ich es wieder rein, und du wirst morgen einen Jungen machen.«
    Das Gelächter verdoppelte sich; man wurde krank davon. Schließlich beruhigte sich die Wöchnerin, da das Kalb vor ihr liegengeblieben war, brachte sie ihr Bedauern zum Ausdruck: »Das andere war so schön! – Immerhin, mit dem hätten wir, zwei gehabt.«
    Patoir ging fort, nachdem man der Coliche zwei Liter gezuckerten Wein gegeben hatte. In der Stube zog die Frimat Lise aus und brachte sie zu Bett, während die Bécu mit Françoises Hilfe das Stroh forträumte und auskehrte. In zehn Minuten war alles in Ordnung; man hätte nicht geahnt, daß hier eben jemand niedergekommen war, wenn nicht das unausgesetzte Quäken der Kleinen gewesen wäre, die man in warmem Wasser wusch. Aber als sie erst in Windeln gewickelt und in ihre Wiege gelegt war, verstummte sie nach und nach, und die Mutter, die nun völlig entkräftet war, fiel in bleiernen Schlaf, lag mit hochrotem, fast schwarzem Gesicht in den groben Laken aus ungebleichtem Linnen.
    Nachdem die beiden Nachbarinnen gegangen waren, sagte Françoise gegen elf Uhr zu Geierkopf, er ginge besser auf den Heuboden und ruhe sich dort aus. Sie hatte für die Nacht eine Matratze auf die Erde geworfen, auf der sie sich auszustrecken gedachte, weil sie ihre Schwester nicht verlassen wollte.
    Er antwortete nicht, er rauchte schweigend seine Pfeife auf.
    Eine große Stille war entstanden, man vernahm nur das starke Atmen der schlafenden Lise.
    Als Françoise dann auf ihrer Matratze dicht am Fußende des Bettes in einem Fleckchen Schatten niederkniete, kam Geierkopf, der immer noch stumm war, und legte sie jäh nach hinten um. Sie drehte sich um, begriff sofort, als sie sein verkrampftes und rotes Gesicht sah. Das packte ihn wieder, er hatte den Gedanken, sie zu kriegen, nicht fahrenlassen, und man muß schon glauben, daß es ihm plötzlich sehr derb zusetzte, wenn er sie so wollte, neben seinem Weib, nach all den nicht gerade reizenden Dingen. Sie stieß ihn zurück, warf ihn um. Es war ein dumpfes, keuchendes Ringen.
    Er lachte höhnisch mit heiserer Stimme:
    »Na los, was schert dich denn das? – Ich tauge für euch beide.« Er kannte sie gut; er wußte, daß sie nicht schreien würde. In der Tat leistete sie Widerstand ohne ein Wort, war zu stolz, ihre Schwester zu rufen, wollte niemand in ihre Angelegenheiten blicken lassen, nicht, einmal Lise. Er erstickte sie, er war drauf und dran, sie zu bezwingen.
    »Das würde so schön gehen ... Da wir doch zusammen leben, würden wir uns nicht trennen.« Aber er unterdrückte einen Schmerzensschrei. Schweigend hatte sie ihm ihre Fingernägel in den Hals gegraben; und da wurde er rasend, er machte eine Anspielung auf Jean. »Wenn du glaubst, du kannst ihn heiraten, deinen Kerl ... Niemals, solange du nicht volljährig bist ...«
    Als er ihr diesmal mit roher Hand unter dem Rock Gewalt antat, versetzte sie ihm einen solchen Fußtritt zwischen die Beine, daß er aufbrüllte. Mit einem Satz war er wieder auf den Füßen und blickte erschrocken nach dem Bett. Seine Frau schlief immer noch mit demselben ruhigen Atem. Mit einer furchtbaren drohenden Gebärde machte er sich jedoch aus dem Staube.
    Als sich Françoise im tiefen Frieden der Stube auf ihrer Matratze ausgestreckt hatte, blieb sie mit offenen Augen liegen. Sie wollte nicht, niemals würde sie ihn gewähren lassen, nicht einmal, wenn sie Lust dazu gehabt hätte. Und sie wunderte sich, denn der Gedanke, daß sie Jean heiraten könne, war ihr noch nicht gekommen.
     

Kapitel VI
    Seit zwei Tagen war

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