Die Erfinder Des Todes
paar Plastik-schutzhüllen heraus, von denen jede eine Fotokopie enthielt. Sie machte ihre Tasche zu, stellte sie wieder neben ihren Füßen ab und legte die Hüllen auf den Tisch. »Ich glaube, der Stil ist charakteristisch genug, um zu zeigen, dass sie alle von derselben Person geschrieben wurden. Ich habe vor, sie von einem Linguisten begutachten zu lassen, und hoffe, damit einen Zusammenhang beweisen zu können.« Duvall richtete ihren Blick auf Fiona. Von dort kam ihr keine Hilfe, aber sie fuhr trotzdem fort. »Ich hatte gehofft, dass Sie die Schreiben vom psychologischen Standpunkt betrachten und mir sagen könnten, was Sie davon halten.«
»Was ich wovon halte?«
Duvall schürzte die Lippen. Sie hatte nicht erwartet, dass es leicht sein würde. Mit offener Feindseligkeit hätte sie eher umgehen können. Aber Fionas hartnäckige Weigerung, ihr entgegenzukommen, war ihrem eigenen Stil zu ähnlich, als dass sie damit klar kam. »Ob dieselbe Person alle Schreiben verfasst hat. Ob es möglich ist, dass diese Person sich vom Briefeschreiber zum Täter wandeln konnte. Ob das vorliegende Material Hinweise auf Zusammenhänge zwischen den Verbrechen enthält. Was immer Sie finden, es wird mich interessieren.«
Fiona hielt ihren Becher mit beiden Händen und sah Duvall unverwandt an. »Glauben Sie, dass er der Mörder ist?«
Duvall drückte die Brille auf ihre Nase herunter. »Spielt das eine Rolle?«
»Ich bin neugierig. Ich habe schließlich etwas zu verlieren, Sie erinnern sich vielleicht«, sagte Fiona kühl.
Duvall stellte das übergeschlagene Bein auf den Boden. »Ich bin kein Mensch, der sich vom Instinkt leiten lässt. Ich stütze mich auf das Beweismaterial und meine Erfahrung. Auf dieser Basis ist es eher wahrscheinlich, dass er der Mörder ist. Er ist arrogant und übermäßig selbstbewusst. Und eitel, sehr eitel. Er ist überzeugt, dass man ihn betrogen hat. Ich glaube, er hat dies alles sehr sorgfältig geplant, damit ihm die Tat angelastet wird, es zur Verhandlung kommt, er aber nicht für schuldig befunden wird. Dann endlich wird er die Chance bekommen, sich nach Herzenslust wichtig zu machen. Ich glaube, Ihr Partner ist nicht in Gefahr, Frau Dr. Cameron.«
Fiona hatte gehört, was ihr wichtig war. »Ich werde es tun«, sagte sie.
Duvall legte eine Hand auf die Plastikhüllen. »Noch etwas«, sagte sie.
Fiona missfiel Duvalls Vorgehen. Alles, was sie sagte, beruhte auf kalter Berechnung und gab ihr das Gefühl, sie werde benutzt. Hätte sie nicht ein persönliches Interesse an diesem Fall gehabt, sie hätte sich niemals so engagiert. Und es irritierte sie, dass Duvall annahm, sie werde noch mehr aus ihr herausbekommen, weil sie nun einmal schon so weit gegangen war. »Es ist schon spät, Chief Inspector«, sagte sie kalt. »Lassen wir doch das taktische Larifari.« Duvall blinzelte. »Ich bin nicht hier, um Zeit zu verschwenden, Frau Doktor. Weder Ihre noch meine. Ich kenne Ihre Arbeit über Deliktverknüpfung gut. Wenn wir diesen Fall vor Gericht bringen wollen, muss ich überzeugend darlegen, dass die drei Morde zusammenhängen. Ich habe schon mit meinen Kollegen in Edinburgh und Irland gesprochen, und sie sind bereit, Ihnen das Belastungsmaterial zugänglich zu machen. Das ermöglicht Ihnen die Erstellung einer gesicherten theoretischen Grundlage, mit der wir vor Gericht belegen können, dass die drei Morde das Werk ein und derselben Person sind.«
Fiona schüttelte ungläubig den Kopf, fast am Ende ihrer Geduld.
»Sie sind einfach davon ausgegangen, dass ich zustimmen wür-de?«, fragte sie.
Duvall wehrte gereizt ab. »Ich hoffte, Sie würden es tun. Wenn Sie Nein sagen, werde ich jemand anderen bitten. Aber man hat mir gesagt, Sie seien führend auf diesem Gebiet. Und wie Sie ja schon betonten, haben Sie ein persönliches Interesse an diesem Fall.«
Fiona starrte Duvall mit widerstreitenden Gefühlen an. Sie war über die Dreistigkeit dieser Frau empört und verärgert, dass sie sich hatte austricksen lassen, fühlte sich aber trotzdem geschmeichelt und war wie immer durch die Aussicht auf eine berufliche Herausforderung fasziniert. Dies war kein Fall, den sie jemand anderem überlassen wollte, sagte sie sich. Aber dass Duvall ihre Zustimmung irgendwie als Triumph für sich verbuchen würde, erbitterte sie. »Die Umstände dieser Morde sind sehr unterschiedlich«, sagte sie und beschloss, Duvall nicht sofort alles zu geben, was sie verlangte. »Es ist unwahrscheinlich, dass ich die
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