Die Erfolgsmasche
keinen Spaß.« Siegfried staunt mich halb lachend, halb ängstlich an. Dann reibt er Daumen und Zeigefinger aneinander. Der ausgekochte Bursche! Ihm beginnt die Sache langsam auch Spaß zu machen!
»Aber gegen eine entsprechende Ablösesumme werde ich sehen, was ich tun kann«, füge ich mit gepresster Stimme hinzu.
Frau Carmen Schneider-Basedow bleibt nichts anderes übrig, als sich wortreich bei mir für die Zusammenarbeit zu bedanken.
Ich hingegen weise darauf hin, dass die Kolumne von Sebastian Richter die Auflage des Blattes inzwischen deutlich in die Höhe getrieben hat und dass man neu über das Honorar verhandeln müsse.
»Natürlich können wir jederzeit über das Honorar reden«, sagt Carmen Schneider-Basedow, und ich halte es für besser, das Telefonat ganz schnell zu beenden. Sonst quietsche ich ganz laut in den Hörer!
Danach falle ich dem verdutzten Siegfried begeistert um den Hals.
13
Das glaube ich ja selbst nicht: Jetzt sitze ich im Flieger nach Hamburg und treffe mich gleich mit dem Produzenten der bekannten Musicalfirma »Big Applause«, um für Sebastian Richter zu verhandeln! Natürlich habe ich mein schwarzes Businesskostüm angezogen und meine Haare zu einem strengen Knoten hochgesteckt. Die Kinder haben mich gar nicht erkannt, als ich ins Taxi stieg!
»He, Mama? Ist die Oma tot?«
»Nein, nein. Ich habe nur einen Geschäftstermin. Wegen Sebastian Richter. Ihr wisst schon. Kann ich euch zwei Tage allein lassen?«
»Ja klar, Mama! Auch drei!«
Die Kinder haben grinsend hinter mir her gewinkt. Sturmfreie Bude! Hoffentlich passiert nichts. Ich lehne mich zurück, genieße mein Glas Tomatensaft und schaue zum Fenster hinaus.
Ich habe mich selbst neu erfunden! Und bin meine eigene Managerin geworden! Ist das zu fassen? Alles läuft fantastisch!
Jetzt darf mir nur nicht der kleinste Fehler unterlaufen! Meine beiden telefonischen Sebastian Richters waren wirklich die absolute Notlösung - Alex in seiner spätpubertären Raubeinigkeit und Siegfried in seiner einsilbigen Hilflosigkeit. Zum Glück hat Carmen Schneider-Basedow in ihrer Karrieregeilheit
die beiden Stimmen nicht auseinanderhalten können. Sie hat mir sozusagen beide abgekauft. Ich schließe die Augen. Sie haben wirklich ähnliche Stimmen, sprechen beide mit ganz leichtem Salzburger Akzent. Wenn sie sich auch völlig unterschiedlich artikulieren! Seufzend denke ich: Das ging ja noch mal glatt. Aber beim nächsten Mal könnte die Sache ins Auge gehen. Ich muss jetzt wirklich verstärkt darauf achten, dass nur noch mit mir telefoniert wird! Hella Kopf schirmt ihren vielbeschäftigten Autor von nun an ab. Rigoros.
Am Ausgang des Hamburger Flughafens steht ein schwarz gekleideter junger Mann und hält ein Schild in die Höhe: »Big Applause«.
Ich tippele auf meinen hohen Pumps auf ihn zu: »Management Sebastian Richter. Hella Kopf.«
»Dann bin ich Ihr Abholer.« Er nimmt mir mein kleines Köfferchen ab und schreitet vor mir her zum Parkhaus. Mit einem lustigen Geräusch entriegelt er per Fernbedienung eine schwarze Limousine, und wie von Geisterhand geht der Kofferraum auf. Der Abholer legt meinen Koffer vorsichtig hinein, nachdem er mir die Beifahrertür geöffnet hat.
Ich fühle mich wie »Plötzlich Prinzessin«, als wir durch Hamburg fahren. Überall blüht es, die Stadt zeigt sich in ihrer ganzen Pracht.
Ich möchte mit den netzbestrumpften Beinen strampeln vor Wonne! Wann hat mich jemals eine schwarze Limousine vom Flughafen abgeholt? Mit einem geschniegelten Jüngling drin? Normalerweise schiebe ich mein überladenes Fahrrad durch die Stadt!
Vor dem »Vier Jahreszeiten« an der Binnenalster hält der Fahrer an: »Wir haben uns erlaubt, für Sie eine Suite mit Alsterblick zu buchen. Ich hoffe, es ist Ihnen recht.«
Na logo, möchte ich schreien, es ist mir so was von recht! Wollt ihr mal meine Spelunke zu Hause sehen? Wo vor dem Schlafzimmerfenster gerade ein Haus abgerissen wird? Aber stattdessen sage ich cool: »Für eine Nacht wird es schon gehen.« Dabei muss ich den Kopf wegdrehen, damit er mein mühsam unterdrücktes Grinsen nicht bemerkt!
Das ist ja alles wie ein Traum!
Ein Butler mit grauem Zylinder auf dem Kopf hält mir den Wagenschlag auf. Er reicht mir die Hand, und ich gleite grazil aus der Limousine. Der Zylindermann hebt mein Köfferchen aus dem Kofferraum. Als ich danach greifen will, sagt er geflissentlich: »Das bringe ich selbstverständlich auf Ihr Zimmer, gnädige Frau.« Die gnädige Frau
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