Die Ernaehrungsfalle
Muttermilch aufgenommen. Auch die Vitaminversorgung, insbesondere mit →Vitamin A, → C und →E, ist bei gestillten Babys in aller Regel gewährleistet.
Mehr als 90 Prozent der Mütter beginnen nach der Geburt damit, ihr Kind zu stillen. Doch binnen weniger Tage sinkt die Quote rapide: Schon bei der Entlassung aus der Klinik sinkt der Anteil der Mütter, die ausschließlich stillen, auf 73 Prozent. Das ergab eine Studie der →Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für den »Ernährungsbericht 2000«. Nach vierzehn Tagen ernähren nur noch 60 Prozent, gegen Ende des zweiten Monats 42 Prozent und am Ende des sechsten Monats nur noch zehn Prozent ihr Baby allein mit der Brust. Dabei sind sich die Fachleute einig, dass es keine bessere Nahrung für das Baby gibt als Muttermilch. Gestillte Babys leiden später auch seltener unter Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn, an Harnwegsinfekten, Mittelohrentzündung, Durchfällen und an der Stoffwechselkrankheit Zöliakie. In den ersten Monaten wirkt Muttermilch wie eine Art natürliche Impfung. Schluck für Schluck erhält das Baby Abwehrstoffe gegen all die Krankheiten, die die Mutter zeit ihres Lebens durchgemacht hat. Wollen sich also die Windpocken beim Baby breitmachen, sind möglicherweise schon Immunstoffe da, die die Ansteckung verhindern oder die Ausbreitung vermindern. Kursieren schwere Krankheiten, wie Diphtherie oder Masern, im Umfeld der Familie, ist das Baby davor in gewissem Umfang geschützt. Beim Schutz vor →Allergien ist der weiße Saft unschlagbar. Muttermilch ist auch der beste Schutz für Kinderherzen. Zwei Studien aus England und Schottland ergaben, dass Kinder, die mehr als fünfzehn Monate gestillt worden waren, als
Jugendliche seltener Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeigen als Flaschenkinder. Dazu zählen ein erhöhter Cholesterinund Blutzuckerspiegel sowie Bluthochdruck. »Breast is best«, so lautet der Slogan der meisten Experten: Die Brust ist am besten. Auch die Weltgesundheitsorganisation propagiert das Stillen: Es gebe einfach keine bessere Nahrung für Neugeborene und Säuglinge. Alle Versuche von Babynahrungsherstellern, den Nährstoffmix der Muttermilch zu imitieren, sind darum auch fehlgeschlagen. Nicht zuletzt macht Muttermilch schlank. Denn die Muttermilch hat auch viele Hormone im Gepäck, →Leptin etwa, das dem Gehirn Meldung macht über die Nährstoff-Vorräte im Körper. Aber auch ein Hormon namens Adiponectin, das vor der Zuckerkrankheit →Diabetes schützen kann.
Bei der echten Muttermilch schwanken die Hormongehalte extrem, wie eine 2006 veröffentlichte Untersuchung an 766 Müttern herausfand, die an der Ulmer Universitätsklinik entbunden hatten. Warum das so ist und welchen Regeln das folgt, weiß indessen niemand. Interessanterweise tun sich die Mütter auch selber Gutes, wenn sie stillen. Sie leiden seltener an Brustkrebs als Frauen, die ihrem Kind die Flasche gegeben haben, so der Bericht des Robert-Koch-Instituts »Stillen in Deutschland«. Doch neben den gesunden Stoffen findet man in der Muttermilch auch problematische Substanzen, allgegenwärtige Schadstoffe - allerdings in sinkender Menge. Die Experten sehen allerdings das Risiko als deutlich geringer an im Vergleich zum Nutzen durchs Stillen.
Nahrungsangebot
Bei der Debatte um →Übergewicht und damit einhergehende Erkrankungen steht bislang die Ernährung im Vordergrund, mithin die individuelle Art der Verpflegung. Das Nahrungsangebot als Ursache für sogenannte Zivilisationskrankheiten wurde bislang vernachlässigt. Dabei wird die persönliche Auswahl durch das Angebot eingeschränkt, ja oft sogar determiniert. So werden schon kleine Kinder
mit →Säuglingsnahrung und →Babygläschen an industriell verarbeitete Nahrung herangeführt, sie haben gar keine andere Wahl. Auch im Erwachsenenalter ist industrielle Nahrung die vorherrschende, für eine wachsende Zahl von Menschen rund um den Globus. Experten sehen dies mit Sorge, denn im gleichen Maße verbreiten sich die einschlägigen Krankheiten.
Im angloamerikanischen Sprachraum wird unterschieden zwischen »food« (Nahrung) und »nutrition« (Ernährung). Im deutschsprachigen Raum hingegen liegt der Fokus vorwiegend auf der »Ernährung«, also auf der Seite des Individuums. Selbst die zuständige Industriebranche, im Englischen als »food industry« bezeichnet (»Nahrungsindustrie«), firmiert hierzulande als »Ernährungswirtschaft«. Das hat zur Folge, dass Gesundheitsrisiken, die
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