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Die Ernaehrungsfalle

Titel: Die Ernaehrungsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
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eingesetzt wird, unter anderem bei der Produktion von →Enzymen sowie →Zitronensäure für →Soft Drinks und →Fertiggerichte. Der Pilz kommt auch in der Natur vor, und mancherorts im heimischen Badezimmer, wo er für hässliche schwarze Flecken auf den Fliesen sorgt.
    Dank der Mitwirkung des Schimmelpilzes konnte die Zitronensäureproduktion exorbitant gesteigert werden. Dadurch nehmen auch die Risiken durch die eigentlich harmlose Säure erheblich zu. Der österreichisch-schweizerische Konzern Jungbunzlauer etwa produziert allein in einer Fabrik nördlich von Wien mithilfe des Schimmelpilzes 120 000 Tonnen Zitronensäure pro Jahr, hinzu kommen, als Nebenprodukt, 120 000 Tonnen Gips. Der wird nach Firmenangaben unter anderem zu Gipskartonplatten für die Bauindustrie verarbeitet.
    Aspergillus niger wirkt auch mit bei der Produktion von Enzymen, etwa für die →Weinherstellung: Das Enzym »Novoferm« etwa, gewonnen aus dem Schimmelpilz, dient unter anderem zur Geschmacksverbesserung bei Gewürztraminern, Chardonnay, Sylvaner, Müller-Thurgau, Muskateller und Sauvignon Blanc. Auch der Chemiegigant BASF lässt Apergillus niger für sich arbeiten, unter anderem bei der Produktion von Zusätzen fürs Tierfutter. Für die vielen Einsatzbereiche ist der Schimmelpilz keineswegs von Natur aus begabt. Mitunter sind einige, auch →gentechnische, Manipulationen nötig. BASF setzt beispielsweise einen optimierten Gen-Schimmel namens »Aspergillus niger CBS 101.672« (NPH54) ein; er produziert einen Stoff namens »3-phytase«, ein Enzym, das Phosphor aus der Schweine- und Geflügelnahrung herauslösen soll. So ein Enzym habe, wie BASF in einem Prospekt schreibt, »eine ganze Reihe von Vorteilen« für die Geflügelproduzenten und die Mischfutterindustrie: Es erlaube etwa, dass »preiswerteres Getreide in höherem Umfang eingesetzt werden«
kann, weil auch aus minderwertigem Futter mehr Nährstoffe herausgelöst werden können.

Azofarbstoffe
    Azofarbstoffe zählen zu den umstrittensten Nahrungszusätzen. Sie können unter anderem bei Kindern Hyperaktivität und Lernstörungen fördern (→ADHS). Verbraucherverbände fordern seit Langem ein Verbot der bunten Zusätze, doch die europäische Lebensmittelbehörde →EFSA hält trotz zahlreicher Studien die Farben für nicht giftig genug. Forscher der Universität Southampton fanden bei Kindern einen möglichen Zusammenhang zwischen Azofarben und Hyperaktivität, Aggressivität oder Konzentrationsschwierigkeiten (→Southampton Six) . Die Europäische Union beschloss, dass Hersteller →Warnhinweise auf den Lebensmitteletiketten anbringen müssen: Der enthaltene Farbstoff »kann Aktivität und Aufmerksamkeit von Kindern beeinflussen«.
    Über 2000 Azofarbstoffe gibt es, elf sind für Nahrungsmittel zugelassen. Sie sind sehr weit verbreitet - gerade in Bonbons und anderen →Süßigkeiten für Kinder, die schön bunt sein sollen. Man findet sie auch in Obstkonserven, Limonaden, Pudding, Speiseeis, Likören, Margarine, →Käse und Fischerzeugnissen. Folgende Azofarben sind für Lebensmittel zugelassen:
    →Allu rarot AC (E 1 29)
    →Amaranth (E 123)
    →Azorubin (E 122)
    →Braun FK (E 154)
    →Braun HT (E 155)
    →Brillantschwarz BN (E 151)
    →Cochenillerot A (E 124)
    →Gelborange-S (E 110)
    →Rot 2G (E 128)
    →Litholrubin PK (E 180)
    →Tartrazin (E 102)
    Bei der Produktion von Azofarbstoffen wird aus Steinkohleteer, einer schwarzen, zähen Masse, zunächst Anilin gewonnen, eine übel riechende, giftige Substanz. Auf diesem Grundstoff basiert die Farbenindustrie; er steht noch heute beim Ludwigshafener Chemie-Multi BASF im Firmennamen (»Badische Anilin und Soda Fabrik«). Die Entdeckung der Azofarben ist einem puren Zufall zu verdanken. Der englische Chemiker William Henry Perkin (1838-1907) unternahm 1856 Versuche mit Anilin, um ein Verfahren zur künstlichen Synthese von Chinin zu finden. Es war zur Blütezeit des Kolonialismus sehr begehrt, diente etwa dazu, die Malaria zu behandeln, die den Soldaten, Plantagenarbeitern und Militärs in den Kolonien das Leben schwer machte, und findet sich heute auch als Bitterstoff in Bitter-Lemon-Getränken wie Schweppes. Der Chemiker hätte den Bitterstoff, der natürlich in der Rinde des Chinarindenbaumes vorkommt, gern chemisch nachgebildet. Doch plötzlich leuchtete es in seinen Reaktionsschalen intensiv violett: Ein Farbstoff war entstanden. Perkin fand, er sehe Malvenblüten ähnlich, und taufte ihn »Mauvein«. Der Farbstoff

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