Die Ernaehrungsfalle
Pestizide
Globalisierung
Die Globalisierung der Nahrungsversorgung hat mehrere Vorzüge: So ist in vielen Weltgegenden das Angebot an Obst und Gemüse erheblich größer geworden, selbst im Winter oder in Dürreperioden ist es möglich, Nahrung in ausreichender Menge zu beschaffen. Zudem ermöglicht die dauerhafte Vielfalt mehr Optionen bei der Nahrungsauswahl. Andererseits bringen die globalen Versorgungsketten Energieprobleme und eine Belastung für das Klima. Da Nahrung zudem nur begrenzt haltbar ist, steigt das Risiko beispielsweise bakteriellen Befalls. Die probaten Gegenmaßnahmen der Nahrungsindustrie wie → Bestrahlung oder → Konservierungsstoffe sind ebenfalls nicht unproblematisch. Zudem ist die Kontrolle der Nahrungsmittel in der globalisierten Welt nur schwer möglich.
Die Globalisierung verbreitet die Lebensmittelrisiken rund um die Welt. In Deutschland werden bis zu 70 Prozent des Gemüses und fast 90 Prozent des Obstes importiert. Beim Schweinefleisch werden zwölf Prozent eingeführt, beim Geflügelfleisch sogar ein Drittel. Auch Amerika lebt zu großen Teilen von importierter Nahrung. Selbst die Schweizer, die gern völlig autark leben, gerieten in eine Krise, als sie im
Jahre 2008 plötzlich feststellen mussten, dass die Haut ihrer Nationalwurst Cervelat aus Brasilien kommt. »Ernährungssouveränität gibt es nicht«, erklärte die Neue Zürcher Zeitung nüchtern ihren Landsleuten.
Bisher waren die Risiken lokal begrenzt. Nun sind die Grenzen aufgehoben - auch für Erreger, konstatiert etwa das Schweizerische Bundesamt für Gesundheit (BAG) in einer Untersuchung: »Infolge des globalisierten Warenverkehrs steigt auch das Risiko internationaler Ausbrüche.« Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte in einem Anfang 2010 veröffentlichten Report vor den gesundheitlichen Folgen der globalisierten Nahrungsversorgung: »Die Ausbreitung von Erregern und Schadstoffen über nationale Grenzen hinweg bedeutet, dass die nahrungsbedingten Krankheiten jetzt zu einer globalen Bedrohung der Gesundheit werden.« Der Klimawandel verschärfe die Entwicklung, da sich durch die globale Erwärmung Mikroorganismen schneller vermehrten und die Nahrung mehr mit Giften belasteten. Angesichts dieser Entwicklung seien internationale Vereinbarungen über »Nahrungssicherheitsmanagement« nötig, um die Gesundheit der Menschen zu gewährleisten.
Das EU-Schnellwarnsystem, das Alarmmeldungen an die Lebensmittelinspektoren der Mitgliedsländer verschickt, beschäftigt sich so mit E.coli-Bakterien in Muscheln aus Chile (→ EHEC ), mit Listerien in → Käse aus Tschechien, mit → Salmonellen aus amerikanischer → Erdnussbutter und mit Pfeffer, der aus Deutschland kam. Daneben warnten die EU-Kontrolleure auch vor Pilzgiften in Paprikapulver und Quecksilber in Schwertfisch aus Spanien. Auch Insekten aus Tunesien und dem Iran reisen ein, sie kamen mit Feigen und Pistazien über die Zwischenstationen Griechenland und Slowakei. Durch die weltweite Massenproduktion werden die Krankheitserreger - Bakterien, Schadstoffe, aber auch Chemikalien - weitverbreitet. Im Schadensfall aber ist die Suche nach den Ursachen erschwert, ja oft unmöglich. Denn die arbeitsteilige Produktion mit ihren auch für die Hersteller kaum durchschaubaren Lieferketten macht die Suche nach der Quelle einer Verseuchung mit Erregern zu einer nahezu unlösbaren Fahndungsaufgabe.
Spätestens seit China die Welt mit billigen Waren und zunehmend mit Lebensmitteln überschwemmt, darunter immer wieder Riskantes wie belastete Shrimps oder kontaminierter Honig oder Bonbons und Baby-Milchpulver mit verbotenen Chemikalien, wächst auch das Unbehagen unter den Verbrauchern und Kontrolleuren. Auch in China selbst: Dort verbot die Regierung im Mai 2008 kurzerhand 593 Importprodukte, darunter auch Kaffeebohnen von → Nestlé , Fanta-Limonade aus dem Coca-Cola-Konzern und Pringles-→ Kartoffelchips aus dem Hause Procter & Gamble. Im Jahr zuvor hatte das Land einen Importstopp über Schweinefleisch und Geflügel verhängt: Salmonellengefahr.
Dank der Globalisierung der Nahrungsketten gibt es auch eine Globalisierung der Krankheiten. So haben auch die zumeist nahrungsbedingten Zivilisationskrankheiten der westlichen Welt die letzten Winkel auf dem Globus erreicht. Die Experten der internationalen Organisationen sehen diesen Übergang mit Besorgnis (→ Nutrition Transition ).
Die Globalisierung trifft auch die Haustiere - mit allen Risiken: Die US-Firma Diamond
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