Die Ernaehrungsfalle
Bedeutung, auch weil Verbraucher aufgrund der gesundheitlichen Vorzüge bereit sind, dafür mehr zu bezahlen. Dass Grasfütterung den Anteil wertvoller → Fette , wie etwa der → Omega-3-Fette , oder von → CLA erhöht, ergaben diverse Studien.
Das Thema in der Fachwelt publik gemacht hatte eine Ärztin aus dem schweizerischen Gstaad: Christa Hauswirth. Sie hatte in der
Zeitschrift Circulation , dem renommierten Organ der American Heart Association, einen Aufsatz publiziert. Titel: »Ist Schweizer Alpenkäse Functional Food?« Ergebnis: → Käse ist → Functional Food, wenn er von Kühen stammt, die artgerecht ernährt werden. Doch auch Milch und Käse aus dem Tal könnten mehr von den feinen Omega-3-Fetten enthalten. Der »Graseffekt« sei größer als der »Bergeffekt«, meint Martin Scheeder, Veterinär am Institut für Nutztierwissenschaften der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich. Und: »Wenn man naturnäher füttert, ist man auf der besseren Seite.«
Moderne Hochleistungsrinder, die Fleisch ansetzen oder viel Milch geben müssen, werden indessen mit ausgeklügelten Getreide-Kraftfutter-Mischungen versorgt. Und just diese begünstigen die Verbreitung von gefährlichen Krankheitserregern, den EHEC-Bakterien etwa vom Typ E.coli 0157:H7. Das fanden amerikanische Wissenschaftler von der Cornell-Universität in Ithaca zusammen mit Experten des Agrarministeriums aus Washington schon im Jahre 1998 heraus. Die Rinder mit Gras zu füttern gilt in der Branche allerdings als unwirtschaftlich. Mit den Getreide-Kraftfutter-Mischungen geben sie mehr Milch und gelangen schneller zu ihrem Schlachtgewicht. Damit die Rinder die artwidrigen Mischungen fressen, kommt → Aroma zum Einsatz. Manche Aromen gaukeln dem Tier dabei vor, es fräße leckeres, → artgerechtes Futter . Ein Geschmackszusatz namens HerbaromL für Rinder etwa vermittelt nach Herstellerangaben »den typischen Geruch von frischem Heu einer Kräuterwiese«.
Die artgerechte Fütterung mit Gras wäre auch eine natürliche Begrenzung der Zahl der Rinder: Mittlerweile leben 1,3 Milliarden Rinder auf dem Globus; sie sind eine ernst zu nehmende Belastung für das Weltklima. Insgesamt stoßen Rinder allein in Deutschland jährlich 500 000 Tonnen des Treibhausgases Methan aus, bis zu 250 Liter pro Tag und pro Rind. Wissenschaftler in aller Welt versuchen, das Kuhmethan durch Bakterien-Impfungen oder spezielles Futter zu reduzieren. Agrarwissenschaftler Winfried Drochner entwickelte an der Universität in Stuttgart-Hohenheim sogar eine Anti-Methan-Pille,
die das Wachstum bestimmter Einzeller im Pansen und damit die Gasproduktion hemmen kann. Sinnvoller wäre es, die Zahl der Kühe zu verringern. Schließlich herrscht in Deutschland eine Überproduktion an Milch. In deutschen Ställen leben etwa vier Millionen Kühe, zu viele, als dass sie ihre Bauern noch ernähren könnten. Eine simple Lösung fand Schweden. Dort gilt seit 1988 ein Gesetz, das jeder → Kuh ein Recht auf Weide zusichert: die »Lex Lindgren«, benannt nach der Kinderbuchautorin Astrid Lindgren. Sie schickte die Kühe nicht nur im Kinderbuch auf die Wiese (»Meine Kuh will auch Spaß haben«), sondern engagierte sich auch für den Tierschutz in der wirklichen Welt.
Großküchen
Für immer mehr Menschen kommt das Essen aus Großküchen. Die → Catering-Industrie ist, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, zum heimlichen Ernährer der Bevölkerung geworden - rund um den Globus. Damit wachsen auch die Gesundheitsrisiken: Da rationell und in großen Mengen möglichst zentral gekocht werden muss, werden Krankheitserreger wie → Salmonellen ein Risiko für eine große Zahl von Betroffenen. Um dem Befall mit Krankheitserregern vorzubeugen, kommen → Konservierungsstoffe und andere Chemikalien zum Einsatz.
Früher waren es einfache Großküchen, die für Hunderte von Leuten kochten. Inzwischen sind die Großküchen immer größer geworden, und die hinter ihnen stehenden Unternehmen wurden zu global agierenden Konzernen. Sie sind die Gewinner der Sparmaßnahmen, die Unternehmen, Krankenhäuser, Kindergärten erfasst haben. Im Vordergrund steht daher auch für die Großküchen die Kostenersparnis: »Schnitzel zu braten ist keine Kunst. Aber systematisch nach Einsparmöglichkeiten zu suchen, fällt vielen normalen Betreibern schwer«, sagte der Geschäftsführer von Eurest, dem Marktführer unter den Großlieferanten, der neben den Besuchern von Kantinen in wachsender Zahl auch die
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