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Die Eroberung von Plassans - 4

Die Eroberung von Plassans - 4

Titel: Die Eroberung von Plassans - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Abbé schimpfte:
    »Zum Teufel! Immer dasselbe Lied. Sie will uns wieder aufsuchen und uns ihren Mann mitbringen, damit wir ihm eine Stelle verschaffen. Sie glaubt, wir schwimmen im Golde … Ich habe Angst, daß sie etwas Unüberlegtes anstellen und uns eines schönen Tages hier hereinschneien wird.«
    »Nein, nein, wir brauchen sie nicht, hörst du, Ovide!« begann die Stimme der Mutter wieder. »Sie haben dich nie gemocht, sie sind immer eifersüchtig auf dich gewesen … Trouche ist ein Taugenichts und Olympe ein Unmensch. Du würdest sehen, daß sie den ganzen Gewinn für sich haben wollen. Sie würden dich Unannehmlichkeiten aussetzen, dich in deinen Angelegenheiten stören.«
    Mouret, der durch sein häßliches Tun sehr aufgeregt war, konnte nicht richtig verstehen. Er glaubte, man berühre die Tür, und er entfloh. Übrigens hütete er sich wohl, sich dieser Unternehmung zu rühmen. Einige Tage später gab Abbé Faujas Marthe auf der Terrasse in seiner Anwesenheit eine endgültige Antwort.
    »Ich kann Ihnen einen Angestellten vorschlagen«, sagte er mit seinem großartigen, gelassenen Gebaren. »Es handelt sich um einen Verwandten von mir, um meinen Schwager, der in einigen Tagen aus Besançon eintreffen wird.«
    Mouret spitzte die Ohren, Marthe schien entzückt.
    »Ah! Um so besser«, rief sie. »Ich war sehr in Verlegenheit, eine gute Wahl zu treffen. Sie verstehen, bei all diesen jungen Mädchen braucht man einen Mann von vollkommener Sittlichkeit … Aber da es sich um einen Verwandten von Ihnen handelt …«
    »Ja«, fuhr der Priester fort. »Meine Schwester besaß ein kleines Wäschegeschäft in Besançon; sie hat es aus gesundheitlichen Gründen aufgeben müssen; jetzt wünscht sie, wieder zu uns zu kommen, da die Ärzte ihr südliche Luft verordnet haben … Meine Mutter ist sehr glücklich darüber.«
    »Freilich«, sagte Marthe, »Sie hatten sich vielleicht nie getrennt; das wird Ihnen guttun, wenn Sie wieder alle in der Familie beisammen sind … Und wissen Sie, was wir machen müssen? Oben sind zwei Zimmer, die Sie nicht benutzen. Warum sollten Ihre Schwester und ihr Gatte nicht darin wohnen? – Sie haben keine Kinder?«
    »Nein, sie sind nur zu zweit … Ich hatte tatsächlich einen Augenblick daran gedacht, ihnen diese beiden Zimmer zu geben; nur habe ich Angst gehabt, Sie zu verärgern, wenn ich die ganze Gesellschaft zu Ihnen ins Haus bringe.«
    »Aber keineswegs, versichere ich Ihnen; Sie sind friedfertige Leute …« Sie hielt inne.
    Mouret zog heftig an einem Zipfel ihres Kleides. Er wollte die Familie des Abbé nicht in seinem Haus haben, er erinnerte sich der reizenden Art, in der Frau Faujas von ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn redete.
    »Die Zimmer sind sehr klein«, sagte er nun seinerseits. »Der Herr Abbé würde es zu beengt haben … Es wäre für alle besser, wenn sich die Schwester des Herrn Abbé nahebei einmietet; gegenüber ist in Paloques Haus gerade eine Wohnung frei.«
    Das Gespräch stockte. Der Priester antwortete nichts, schaute in die Luft.
    Marthe glaubte, er sei gekränkt, und litt sehr unter der Grobheit ihres Mannes. Nach einer Weile vermochte sie dieses verlegene Schweigen deshalb nicht länger zu ertragen.
    »Abgemacht«, begann sie von neuem, ohne daß sie versuchte, das Gespräch geschickter wieder anzuknüpfen. »Rose wird Ihrer Mutter helfen, die beiden Zimmer sauber zu machen … Mein Mann dachte nur an Ihre persönliche Bequemlichkeit; aber da Sie es nun einmal wünschen, werden wir Sie nicht hindern, nach Ihrem Belieben über die Wohnung zu verfügen.«
    Als Mouret mit seiner Frau allein war, brauste er auf.
    »Ich verstehe dich wahrhaftig nicht. Als ich an den Abbé vermietet habe, da maultest du, da wolltest du keine Katze in dein Zuhause lassen; jetzt konnte dir der Abbé seine ganze Familie, seine ganze Sippschaft bis zu den Schwippcousins anschleppen, du würdest ihm noch Dankeschön sagen … Ich habe dich doch wirklich genug am Kleid gezogen. Hast du das denn nicht gemerkt? Das war doch klar, ich wollte diese Leute nicht haben … Es sind keine ehrbaren Leute.«
    »Wie kannst du das wissen?« rief Marthe, die die Ungerechtigkeit aufregte. »Wer hat es dir gesagt?«
    »Na! Abbé Faujas selbst … Ja, ich habe es eines Tages gehört; er sprach mit seiner Mutter.«
    Sie sah ihn starr an.
    Da errötete er ein wenig, er stammelte:
    »Kurzum, ich weiß es, das genügt … Die Schwester ist ein Unmensch und ihr Mann ein Taugenichts. Du kannst dich

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