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Die Erpresserin

Die Erpresserin

Titel: Die Erpresserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sie ihre
Brille ab. In den Augen mit den schweren Lidern lag ein Ausdruck kalten Hasses,
während sie mich anstarrte.
    »Haben Sie nicht gehört, was
ich eben gesagt habe, Holman?« fragte sie.
    »Ich habe es gehört«, sagte ich
und nickte. »Aber ich habe eben meine Ansicht, gleich zu gehen, geändert. Wenn
ich schon nicht mit Joey reden kann, so kann ich doch vermutlich über ihn
reden?«
    »Wenn Sie auf einen
intellektuellen Schnickschnack aus sind, dann sind Sie an das falsche Thema
geraten.« Sie lachte kurz. »Joey ist ein Thema, das sich in einem Satz
erschöpfend behandeln läßt.«
    »Wo haben Sie ihn aufgegabelt?«
    »Am Kraftprotzenstrand.« Sie
streckte eine Hand aus, nahm eine Flasche Sonnenöl und reichte sie mir. »Wenn
Sie darauf bestehen, hier zu bleiben, können Sie sich ebensogut nützlich machen. Reiben Sie mir den Rücken ein.«
    Ich goß mir etwas Öl in die
Handfläche und begann, ihren Rücken einzureiben; ich spürte, wie das warme,
feste Fleisch reagierte. Sie gab tief in ihrer Kehle einen leise schnurrenden
Laut von sich und wandte den Kopf von mir ab, um ihn auf die Arme zu legen. Ich
vermutete, daß es unmöglich war, Sonia Dresden zu beleidigen und daß dies eine
ganze Reihe von wirklichen Experten schon vor mir versucht hatten.
    »Joey — « sagte ich, sie
kräftig massierend. »Sie haben ihn also am Kraftprotzenstrand kennengelernt und
haben zu ihm gesagt: >He, du bist der Richtige für mich, Muskelprotz — ’rein
in den Wagen mit dir!< War es so?«
    »So ungefähr«, sagte sie
leichthin. »Wen kümmert das schon?«
    »Seit wann leben Sie nun mit
ihm zusammen hier?« fragte ich.
    »Ich weiß nicht genau,
vielleicht sechs Monate, vielleicht etwas länger.«
    »Wie kam Angie mit ihm aus,
solange sie hier wohnte?«
    »Okay, glaube ich.«
    »Es muß eine interessante
Situation für sie gewesen sein«, überlegte ich laut. »Dauernd eine Art Onkel
hier im Haus zu haben, der nicht ihr richtiger Onkel war und auch gar nicht das
entsprechende Alter hatte.«
    »Wenn Sie damit andeuten
wollen, was ich vermute«, sagte sie mit erstickter Stimme, »dann werde ich — «
    »Als ich gestern nachmittag
wegging«, sagte ich, »fragte mich Joey, wie es Angie ginge. Er sagte, er
vermisse sie nun, da sie nicht mehr hier im Haus sei. Vielleicht sollte er sie
einmal besuchen und mit ihr über den verrückten Maler reden, mit dem sie
zusammenlebte. Ich frage mich, ob er das vielleicht gestern nachmittag getan
hat.«
    »Wenn Sie glauben, daß Joey sie
umgebracht hat, dann sind Sie jetzt auch noch um den letzten winzigen Rest
Ihres Verstands gekommen!« fauchte sie. »Er hat das Haus überhaupt nicht
verlassen.«
    »Sie meinen, er war die ganze
Zeit hier bei Ihnen?«
    »Ganz recht.«
    »Nur Sie beide allein, was?«
    »Ja, wir beide allein!«
    »Wenn noch ein Dritter
existierte, der das bezeugen könnte, würde ich Ihnen vielleicht glauben«, sagte
ich lässig. »Wie war das überhaupt, als Angie hier wohnte? Ist sie weggelaufen,
weil sie mit dem verrückten Maler zusammenleben wollte oder weil sie eine
Todesangst vor Joey hatte, der ihr jedesmal auf den Leib rückte, wenn er
dachte, Sie schauten nicht hin? Und vielleicht haben Sie doch hingeschaut?« Ich
spürte, wie ihr Rücken unter meiner Hand erstarrte, aber sie schwieg.
»Vielleicht waren Sie es, Sonia, die ihr sagte, sie solle sich zum Teufel
scheren — bevor Sie Ihren gezähmten Herkules los wurden?«
    »Ich brauche mir das weder von
Ihnen noch von sonst jemanden gefallen zu lassen«, sagte sie mit gepreßter
Stimme. »Wenn Sie jetzt nicht machen, daß Sie wegkommen, rufe ich die Polizei
und laß Sie rauswerfen!«
    »Tun Sie das«, sagte ich. »Es
wäre ein wirklich interessantes Erlebnis, Sie aufstehen und mit lediglich der
unteren Hälfte Ihres Bikinis ins Haus spazieren zu sehen.«
    »Glauben Sie, das würde mir das
geringste ausmachen?« Sie zuckte leicht die Schultern. »So naiv sind Sie doch
wohl nicht im Ernst, Holman?«
    »Wenn wir schon von Apollos
reden«, sagte ich erregt, »-ich habe gestern noch einen kennengelernt — ein
weiteres Vereinsmitglied vom Kraftprotzenstrand. Ich nehme an, Joey kennt ihn
recht gut? Ein Bauern-Typ, nichts als Muskeln und Sommersprossen, namens
Marvin. Kennen Sie ihn?«
    »Nein.« Sie gähnte. »Sollte ich
ihn kennen?« Sie hob erneut den Kopf und sah mich nachdenklich an. »Wenn Sie
aufgehört haben, mich zu beleidigen, Holman, kann ich mir vielleicht sparen,
die Polizei zu rufen.«
    »Sie können es sich

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