Die Erpresserin
daß
er wesentlich langsamer sterben würde als sie.«
»War es dieselbe Sorte Brief
wie der erste? Ich meine, waren die Worte aus Zeitschriften und Zeitungen
ausgeschnitten und auf ein leeres Blatt Papier geklebt worden?«
»Er war genauso geklebt.«
»Wie hat Clay darauf reagiert?«
Sie schnaubte verächtlich. »Auf
dieselbe Weise wie auf alles in den letzten Monaten. Er marschierte geradewegs
zur nächsten Flasche.«
»Hat er den Brief behalten?«
»Nein, er hat ihn verbrannt und
gesagt, er brächte mich um, wenn ich das Ganze irgend jemanden gegenüber
erwähne, vor allem Ihnen gegenüber!« Baby schauderte, kreuzte die Arme über der
flachen Brust und umarmte sich selbst tröstend. »Im Augenblick komme ich mir
fast wie bei einem Wettrennen vor; entweder bringt mich Clay zuerst um oder
jemand anderer bringt ihn um, bevor er die Gelegenheit dazu hat.«
»Ich glaube nicht, daß Clay Sie
umbringen wird«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Er ist nach Angies Tod aus dem
seelischen Gleichgewicht gebracht worden und hegt eine Art Schuldkomplex wegen
dieser Sache.«
»Das richtet mich innerlich
wieder auf — nun, nachdem ich das weiß«, sagte sie in eisigem Ton.
»Damals, als er einfach für
einen Monat verschwand«, beharrte ich, »hat er da einen Koffer gepackt — oder
zwei? Fuhr er in seinem eigenen Wagen weg oder nahm er ein Taxi?«
Sie überlegte einen Augenblick.
»Er packte eine Reisetasche, stellte sie in den Kofferraum des Thunderbird und
fuhr weg.«
»Einfach so?«
»Einfach so.«
Ich zuckte hilflos die
Schultern. »Okay, vielen Dank, Baby. Wir sehen uns bald wieder.«
»Wenn Sie sich beeilen«, sagte sie
in scharfem Ton, »oder wenn der Betreffende, der hinter Clay her ist, noch
schneller ist.«
Die Haushälterin wartete im
Eingangsflur, noch immer einen verblüfften Ausdruck auf dem Gesicht. Sie
begleitete mich zur Tür, aber ich merkte, daß ihre Gedanken nicht bei der Sache
waren. Ich vermutete, daß eine kindliche Ehefrau, die sich einer derartigen
Ausdrucksweise bediente, eine neue Erfahrung im Leben einer Haushälterin
bedeutete. Ich ging aus dem Haus, hörte, wie hinter mir die Haustür geschlossen
wurde und strebte dann der Garage zu. Drei Wagen standen dort nebeneinander:
ein glänzender Rolls-Royce, ein pulverblauer Cadillac und ein blaßrosa Thunderbird.
An der Wand war ein
Schlüsselbrett angebracht, an dem säuberlich jeder einzelne Schlüsselbund mit
einem Etikett versehen, auf dem die Wagennummer stand, hing. Ich nahm an, daß
der Chauffeur Clay mit dem vierten Wagen in die Stadt gefahren hatte, um ihn zu
Lieutenant Freed zu bringen. Als ich den Kofferraum
des Thunderbird öffnete, war dieser nicht nur leer, er war sogar von makelloser
Leere, und ich verfluchte den gewissenhaften Chauffeur, der ihn mit solcher
Gründlichkeit gereinigt hatte. Das einzige, was er übersehen hatte, war das
Handschuhfach. Es enthielt allen möglichen Kram, und ich sortierte ihn sorgfältig.
Abgesehen von den Wagenpapieren befanden sich dort zwei Quittungen von
Tankstellen, zwei leere Zigarettenpäckchen, eine Sammlung Zündholzheftchen und
schließlich eine zerknitterte Mietquittung.
Ich strich sie vorsichtig glatt
und sah, daß sie von einer Mrs. Rankin für einen Grundstücksmakler namens Bush
ausgestellt worden war, und zwar in Carmel. Das Datum lag etwa drei Monate
zurück. Ich steckte die Quittung in meine Brieftasche und verließ die Garage.
Auf halbem Weg zu meinem eigenen Wagen hörte ich, wie sich die Haustür öffnete,
und drehte mich gerade noch rechtzeitig um, um Baby elastisch die Treppen der
Vorveranda hinunterrennen zu sehen. Sie blieb, als sie mich sah, plötzlich
stehen.
»Oh!« Sie lächelte unsicher.
»Hallo, Rick! Ich dachte, Sie seien bereits fort.«
»Ich bin im Begriff zu gehen«,
sagte ich. »Kann ich Sie irgendwohin mitnehmen?«
»Nein, danke.« Sie schüttelte
entschieden den Kopf. »Ich nehme einen der Wagen. Ich fahre nur zum nächsten
Drugstore.«
Sie blieb stehen, wo sie war,
und wartete offensichtlich darauf, daß ich in meinen eigenen Wagen stiege und
wegführe. Ich änderte meine Absicht und ging geradewegs auf sie zu. Ein
Ausdruck plötzlichen Schreckens tauchte in ihren Augen auf, als ich näher kam,
und sie trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Ich packte sie bei den
Schultern, drehte sie blitzschnell um und schob ihren schwarzen Pullover bis
zur Schulter hoch. Sie trug keinen Büstenhalter, so daß mir eine von nichts
unterbrochene Fläche
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