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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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lasse dich erst los, wenn du mir dein Geheimnis verrätst, Sarah.«
    »Das wollte ich dir ohnehin gestehen …«, begann sie zögernd, und er wartete angespannt. Würde sie ihn verlassen? Aber wohin sollte sie gehen? »Etwas - ist geschehen …«
    »Was, Sarah?«, fragte er atemlos.
    »Ich weiß nicht, wie ich's dir sagen soll …« Jetzt glänzten Tränen in ihren Augen, und er fand keine Worte, um ihr zu helfen. Schließlich würgte sie mühsam hervor: »Ich kann dir keine Kinder schenken, François - und du brauchst einen Erben …« Schluchzend presste sie das Gesicht an seinen Hals, und sein Herz krampfte sich zusammen.
    »Mein Liebling, das stört mich nicht. Bitte, hör zu weinen auf. Glaub mir, es ist nicht wichtig.«
    »Alle meine Babys sind gestorben!« Verzweifelt klammerte sie sich an ihn, und ihre nächsten Worte brachten ihn vollends aus der Fassung. »Auch dieses Baby wird nicht überleben …«
    Da schob er sie ein wenig von sich. Ungläubig starrte er sie an. »Bist du schwanger?«, flüsterte er, und sie nickte unglücklich. »O Gott, meine arme Sarah - nein, diesmal wird dein Baby am Leben bleiben. Dafür werde ich sorgen.« Er presste sie wieder an seine Brust, und dann erinnerte er sich an die Vision der Prophetin. »Weißt du noch, was die alte Frau gesagt hat? Du wirst den Fluss überqueren und wohlbehalten das andere Ufer erreichen.«
    »Mir wird nichts passieren, das habe ich verstanden. Aber das Baby …« Warum sollte es am Leben bleiben, wenn alle anderen den Tod gefunden hatten?
    »Keine Bange, wir alle werden dich betreuen und mit heilsamen Kräutern pflegen. Bald wirst du kugelrund und glücklich sein - und ein wunderbares, kerngesundes Baby zur Welt bringen.« Zärtlich küsste er ihre Stirn. »Jetzt ist alles anders in deinem Leben, Sarah. Ein neuer Anfang, für uns beide und für unser Baby. Wann ist es so weit?«
    »Wahrscheinlich im September.« Schon in der ersten Liebesnacht musste sie das Kind empfangen haben, denn sie hatte Weihnachten die ersten Anzeichen bemerkt. Jetzt war sie im dritten Monat. Doch sie hatte bisher nicht den Mut gefunden, François über ihren Zustand zu informieren. Wochenlang hatte die Sorge auf ihrer Seele gelastet, und das war der weisen alten Indianerin nicht entgangen.
    Langsam kehrten sie ins Langhaus zurück, wo die anderen bereits schliefen, und legten sich auf eine weiche Pelzdecke. Als Sarah eingeschlafen war, betrachtete François ihr Gesicht im Feuerschein, das Herz von heißer Liebe erfüllt. Inständig flehte er den Himmel um Gnade an, für sie beide und für das ungeborene Kind.

19
    Am späten Montagnachmittag legte Charlie das Tagebuch beiseite, um sich anzuziehen und mit Francesca und Monique Pizza zu essen. Voller Zärtlichkeit dachte er an das Baby, das unter Sarahs Herz heranwuchs. Noch wusste er nicht, was mit dem Kind geschehen würde. Seltsam, wie real ihm das alles erschien - viel realer als manche Dinge in seinem eigenen Leben. Und plötzlich konnte er es kaum erwarten, Francesca davon zu erzählen. Um sechs Uhr holte er Mutter und Tochter ab, immer noch in Gedanken versunken.
    Wie üblich war Monique in bester Stimmung. Auch Francesca schien ehrlich vergnügt und erzählte, am Sonntag sei sie mit ihrer Doktorarbeit gut vorangekommen.
    Wieder einmal verbrachten sie einen angenehmen Abend zu dritt. Nach dem Dinner im Restaurant fragte Francesca, ob Charlie bei ihr Kaffee trinken und Eiscreme essen wollte. Nur zu gern nahm er die Einladung an, und Monique jubelte geradezu enthusiastisch. Offenbar sehnte sie sich nach einer Vaterfigur, die ihr den Dad ersetzte, wenn sie nicht in Paris lebte.
    Nachdem sie schlafen gegangen war, saßen Francesca und Charlie in der Küche, tranken noch eine Tasse Kaffee und verspeisten Kekse. »Monique ist ein reizendes kleines Mädchen«, meinte er. Voller Stolz nickte sie und lächelte ihn an. »Hatten Sie jemals die Absicht, mehrere Kinder zu bekommen?«
    »Ja, vor langer Zeit. Aber als das dicke kleine Biest Zwillinge erwartete, interessierte sich Pierre nicht mehr für mich. Und jetzt ist es ohnehin zu spät«, fügte sie deprimiert hinzu.
    »Unsinn, Sie sind erst einunddreißig!«, protestierte er. »Sarah Ferguson zog mit vierundzwanzig hierher. Also war sie nach damaligen Verhältnissen eine Frau in mittleren Jahren. Trotzdem begann sie mit dem Mann, den sie liebte, ein neues Leben und wurde sogar schwanger.«
    »Oh, ich bin beeindruckt«, erwiderte sie ein bisschen sarkastisch. »Ich glaube, Sie

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