Die Erscheinung
ernsthaft vor, aber er schüttelte den Kopf.
»Das ist
Ihr
Fachgebiet. Wenn's um Häuser geht, bin
ich
zuständig.« François hatte ein Denkmal für Sarah gebaut, und Charlie wohnte darin.
»Vielleicht sollte man die Tagebücher veröffentlichen.«
»Mal sehen. Lesen Sie alle, und wenn Sie fertig sind, muss ich sie Mrs. Palmer geben. Genau genommen gehören sie ihr.«
»Okay, ich rufe Sie an«, versprach Francesca und dankte ihm für den schönen Abend. Die Tür zu ihrem Herzen blieb jedoch immer noch verschlossen.
Auf der Heimfahrt überlegte er, wie wundervoll es wäre, mit ihr zu teilen, was François und Sarah verbunden hatte.
20
Bevor sie den Irokesenstamm verließen, sprach Fran-çois mit einigen weisen Frauen und fragte, wie er Sarah betreuen sollte. Sie gaben ihm verschiedene Kräuter, darunter ein sehr wirkungsvolles, und süße Teesorten, und sie erboten sich, ihr während der Niederkunft beizustehen. Gerührt über die Freundlichkeit der Indianerinnen, versprach Sarah, all die Arzneien einzunehmen. Dann begann die lange Heimreise nach Shelburne. Da Sarah sich schonen musste, ritten sie langsamer als auf dem Hinweg und schliefen nachts unter den Sternen in warme Pelze gehüllt.
Im März kamen sie zu Hause an, und im April spürte sie zum ersten Mal die Bewegungen des Babys - ein süßes, vertrautes Gefühl. Aber trotz der Kräuterbrühen und der Tees, die sie gewissenhaft trank, und obwohl François sie zu beruhigen suchte, fürchtete sie eine weitere Fehl- oder Totgeburt.
Inzwischen vermutete die Gemeinde bereits, dass sie zusammenlebten. Einige Frauen aus Shelburne kamen gelegentlich vorbei. Meistens trafen sie François an. Das Gerede verbreitete sich bis nach Deerfield, und Sarah erhielt einen Brief von Amelia Stockbridge, die sie anflehte, das abscheuliche Gerücht zu entkräften, ein »Wilder« würde bei ihr wohnen. Belustigt schrieb sie zurück, das sei nicht wahr. Doch mittlerweile wusste der Colonel Bescheid. Und im Juni bemerkte man, in welchem Zustand sie sich befand. Daran nahmen viele Siedler überhaupt keinen Anstoß, und einige Frauen boten ihr sogar Hilfe an. Andere entrüsteten sich natürlich, zutiefst schockiert über das unverheiratete Paar. Das störte weder François noch Sarah. Für die beiden zählten nur ihre Liebe und das Baby.
Nie zuvor waren sie glücklicher gewesen, und die werdende Mutter fühlte sich erstaunlich gut - viel besser als bei den früheren Schwangerschaften. Hoffnungsvoll fragte sie sich, ob das ein gutes Zeichen sei.
Im Sommer wanderten sie nach wie vor jeden Tag zum Wasserfall. Die Irokesinnen hatten ihr erklärt, sie müsse sich viel bewegen. Das würde die Beine ihres Babys stärken und die Geburt beschleunigen. Im August konnte sie den weiten Weg nur langsam bewältigen. Schweren Herzens beobachtete François, wie mühsam sie sich dahinschleppte. Alle paar Minuten mussten sie rasten. Trotzdem war sie gut gelaunt und bestand auf dem täglichen Spaziergang. Fürsorglich stützte er ihren Arm und erzählte ihr die Neuigkeiten, die er erfuhr, wenn er zur Garnison ritt.
Als sie hörte, in Ohio würde der Frieden noch auf sich warten lassen, meinte sie unglücklich: »Sicher wird der Co-lonel dich bald wieder hinschicken.« Gerade jetzt wünschte sie, François würde stets bei ihr bleiben. Selbst wenn er nur die Forts oder die Garnison besuchte, geriet sie fast in Panik. Er entfernte sich nur widerstrebend von der Farm. Er hätte sie lieber in einer dichter besiedelten Gegend zurückgelassen, in einem stabileren Haus. Schon seit längerer Zeit malte er sich aus, er würde ein Château für Sarah errichten, ein kleines Juwel. Davon sprach er immer öfter. Aber sie betonte, ihr Holzhaus sei gut genug und sie brauche kein »Märchenschloss«, weil sie schon eines besaß.
»Trotzdem baue ich ein Château für dich«, beharrte er, und beide lachten. Eines Tages ritten sie durch die Wildnis, und Sarah saß vor ihm auf der gescheckten Stute. Plötzlich zügelte er das Pferd an einem Hang, der einen meilenweiten Ausblick bot.
Natürlich wusste sie, was François dachte. »Wundervoll«, gab sie zu.
»Bald wird an dieser Stelle unser Château stehen.«
Diesmal widersprach sie ihm nicht. Sie war zu müde, und sie spürte, dass die Geburt näher rückte. Da sie einschlägige Erfahrungen gesammelt hatte, wusste sie, dass sie sich nicht täuschte.
Jede Nacht lag sie wach im Bett und hoffte, François würde ihr angstvolles Schluchzen nicht hören. Manchmal
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